Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
kothisch grüne Mieder wogte bei jedem Schritt, und ihre Hüften über dem tief angesetzten langen Rock gleicher Farbe wiegten sich sinnlich. Außer einem Kupferarmreif und einem Amulett, das an einem Lederband um ihren Hals hing, trug Nateela nichts.
»Wie schön du gebaut bist, mein liebes Kind«, sagte der Khitan, als wäre er so wesentlich älter.
Mit gesenkten Wimpern schenkte sie ihm ein Lächeln, während er den großen Mostkrug vom Tablett hob.
Er trat einen Schritt von ihr zurück auf den Baron zu und murmelte seltsame Worte in noch seltsamerem Tonfall, in einer Sprache, die ihr fremd war und die sich ungemein fließend, ja fast wie gesungen anhörte.
»Danke, Nateela.« Die Stimme des Barons zitterte mehr denn je. Er blickte sie wie in tiefer Trauer an. »Du bist meinem Herzen nahe, Nateela.«
»Danke! O danke, mein Gebieter.« Die Ophitin glaubte, ihr Herz müsse vor Glück zerspringen. Wie lieb von ihm, das zu sagen! Welch einen guten, liebenswerten Herrn sie doch hatte!
Während sie ein Geräusch hinter sich hörte, bemerkte sie nicht, wie der Khitan sich schnell bückte, um mit Kreide den Kreis zu schließen, in dem er mit dem Baron stand. Nateela drehte sich um.
Sie waren nicht mehr allein in der schwach beleuchteten unterirdischen Kammer, doch hatte der Neuankömmling alles andere als menschliche Gestalt. Nateela erschrak so sehr, daß sie keinen Laut über die Lippen brachte.
Ein fürchterliches, dröhnendes Quaken kam von diesem Ungeheuer, das von gewaltigem Körperbau war. Einzelheiten dieser mächtigen Gestalt waren nicht zu erkennen, dazu fiel viel zuwenig Licht auf sie. Das einzige, was Nateela deutlich sah, waren funkelnde Augen und riesige, schimmernde Fänge. Es hopste auf sie zu. Erst jetzt entfuhr ihrem Mund ein schriller Schrei, und sie wich grauenerfüllt zurück.
Da spürte sie eine Hand zwischen den Schulterblättern, von der sie heftig vorwärts gestoßen wurde.
»NEIN!« hörte sie hinter sich einen Schrei. Sie erkannte die Stimme des Barons, und obgleich ihr Verstand fast versagte, empfand sie Dankbarkeit, daß nicht er es gewesen sein konnte, der sie gestoßen hatte.
»Ihr Narr!« brüllte der Gelbhäutige. »Wenn Ihr einen Fuß aus dem Kreis setzt, werdet auch Ihr versch...«
Mehr hörte Nateela nicht. Mit seiner Schwärze der mond- und sternenlosen Nacht löschte das Monstrum Hören und Sehen aus, und nach einem Augenblick unerträglichen Schmerzes auch ihr Leben.
Der Khitan hatte eine Hand um einen Arm des Barons gelegt, während er in seinem Singsang eine weitere Beschwörung herunterleierte. Plötzlich verschwand das grauenvolle Ungeheuer für immer aus Baron Sabaninus' unterirdischer Kammer. Von Nateela hatte es keine Spur zurückgelassen, als Khi Zang es in die Abgründe der Finsternis zurückschickte, aus der er es gerufen hatte.
Und dann verschwand auch Baron Sabaninus.
Der Mann, der an seiner Stelle vor dem Khitan stand, trug die Kleidung des Barons, doch an diesem hochgewachsenen, weit jüngeren Mann, hingen weder Hemd noch Beinkleider lose. Er starrte auf seine Hände, die er immer wieder mit angewinkelten Armen vor den Augen umdrehte. Dann blickte er über die gespreizten Finger hinweg auf den Khitan.
»Bei Ischtars Locken! Ich sehe Euch ganz klar! «
»Und ich Euch, Sergianus!«
»Alles ist – o ihr Götter! O Lady Ischtar meiner Väter – ich bin ich – und ich bin es doch nicht!«
»Ich sehe, was ein Spiegel Euch zeigen würde«, sagte der Gelbhäutige. »Einen etwa dreißigjährigen Mann, hoch- und geradegewachsen; Brust- und Wadenmuskeln so gewaltig schwellend, daß sie die Kleidung zu zerreißen drohen; eine dicke Mähne braunen Haares, dem die Morgensonne rote Funken entlocken wird; ein Gesicht, das alles andere als häßlich oder alt ist; und scharfe, junge Augen. Niemand wird Euch erkennen!«
»Isch – tar ...«
»Die Göttin, deren Elfenbeinabbild in Eurem Amtsgemach steht? Nur sie könnte Euch jetzt noch erkennen. Aber denkt daran, daß die Pferde bereitstehen. Sie warten auf – wen?«
»Mich! Nein – ich meine, ja! Ja! Die Pferde warten auf Sergianus, meinen Neffen – den Neffen des Barons Sabaninus von Korveka. Sergianus – ich bin Sergianus!«
»Das seid Ihr, mein junger Baron Sergianus.« Khi Zangs weitausholende Geste umfaßte mehr als die schlecht beleuchtete unterirdische Kammer. »Nichts hält uns hier mehr, Sergianus. Machen wir uns auf den Weg, Sergianus – eine Königin harret Eurer!«
»Ja!«
In diesem Augenblick
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