Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
»Vater!«
Ein fetter Wirt eilte aus der Küche herbei und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab. »Was kann ich für Euch tun, mein Herr?« fragte er Conan.
»Abendessen und Übernachtung für mich«, brummte der Cimmerier. »Einen Eimer Hafer und eine Box für mein Pferd.« Nach dem Essen und einem Krug Bier zog er sich früh zurück.
Bei Sonnenaufgang stand Conan erneut vor dem Tor zur Festung Yezud. Als die schweren Flügel aufschwangen, sah er sich zwei neuen Posten und einem Mann gegenüber, der nach seiner Haltung und Aufmachung zu schließen Offizier war. Er war von kräftigem Körperbau, fast so groß wie Conan, und sein drahtiger Schnurrbart war hochgezwirbelt. Als er den Cimmerier sah, sagte er:
»Ihr müßt der Bursche sein, der gestern abend, kurz vor Torschluß, nach einem Posten in Yezud fragte. Aber hier werden keine weiteren Söldner benötigt. Meine Jungs und ich haben den Schutz der Zitadelle übernommen.«
»Ihr müßt Hauptmann Catigern sein«, sagte Conan.
»Und wenn?«
»Ich möchte immer noch mit dem Mann sprechen, der euch angeworben hat. Ich kann noch mehr, als Schädel spalten.«
Der Hauptmann musterte Conan mißtrauisch. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er einen Posten für Euch hat. Seid Ihr ein Anhänger des Zathglaubens?«
»Ich bin ein Anhänger aller, die meine Dienste kaufen und bezahlen, was abgemacht wird«, erwiderte Conan.
Mit gespitzten Lippen betrachtete Catigern den Cimmerier noch eingehender. Schließlich wandte er sich an einen der Posten: »Morcant, bring diesen Mann zum Vikar. Soll er entscheiden, ob man diesem Burschen in der Festung trauen kann. Und Ihr, Fremder, laßt Euren Säbel hier, bis die Sache geklärt ist.«
Schweigend händigte Conan ihm seine Klinge aus und folgte Morcant in das Städtchen. Die Häuser waren von einfacher Bauweise, weißgetüncht, mit roten Dächern, und standen Reihe um Reihe. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, ob es sich um Läden, Werkstätten oder Wohnhäuser handelte. Die Straßen waren sauberer als alle in anderen Städten, die Conan kannte. Die Hauptstraße wirkte makellos rein, obgleich die Rinderherde am Abend darüber gestapft war. Conan wandte sich an Morcant:
»Gestern wurden etwa hundert Rinder in die Stadt getrieben. Essen die Menschen hier denn soviel Rindfleisch? Nach der Größe dieses Festungsstädtchens zu schließen, dürfte das Fleisch, selbst bei einem Wolfshunger der Bürger, einen Monat und länger reichen.«
»Keine Fragen, Fremder!« knurrte der Brythunier.
Unter den buschigen Brauen wanderten Conans Augen verstohlen nach links und rechts. Nirgendwo war ein Viehhof zu sehen, in den man die Rinder gebracht haben konnte, aber er sah auch keine Weiden, und nur ein paar Pferdeställe. Alles andere schienen Wohnhäuser, Läden und Werkstätten aller Arten zu sein.
Schließlich erreichten sie den Tempelbezirk. Conan riß die Augen weit auf und starrte mit offenem Mund auf das größte Bauwerk, das er je gesehen hatte und das noch beeindruckender war als die Tempel und Paläste in Shadizar und Aghrapur. Es war aus gewaltigen Blöcken leicht schillernden Marmors errichtet, den die Morgensonne golden färbte. Von dem riesigen Hauptgebäude in der Mitte gingen acht Flügel aus, jeder mit mosaikverzierten Säulen und Pfeilern. Außer an der Stelle, wo der breite Treppenaufgang hochführte, verbanden Wände aus poliertem Granit das äußere Ende jedes Flügels mit dem nächsten. Die titanische Kuppel in der Mitte überragte alles, und die Sonne brach sich mit blendendem Schein auf ihrer Goldzier.
Vor dem Hauptportal – einer mächtigen Flügeltür mit Bronzereliefs – standen zwei Brythunier in strammer Haltung Posten. Ihre rote Uniform war makellos sauber, ihr Kettenhemd glitzerte, die Spitzen ihrer kerzengerade gehaltenen Hellebarden berührten die rechte große Zehe. Morcant meldete:
»Dieser Mann möchte zum Vikar.«
Ein Posten öffnete eine kleine Tür im rechten Bronzeflügel des Portals. Conan mußte sich ducken, um sich nicht den Kopf anzustoßen. Er gelangte in einen riesigen Vorraum, von dem Gänge nach links und rechts abzweigten. Unmittelbar dem Portal gegenüber war eine weitere große Flügeltür mit kunstvollen, vergoldeten Reliefs. Auch hier stand ein mit Hellebarden bewaffnetes Postenpaar Wache.
Morcant nickte den beiden zu und führte Conan in einen der Seitengänge. Als sie tiefer ins Innere gelangten, stieg Conan ein schwacher Aasgeruch in die Nase. Aber er
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