Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
dich, und selbst dann würde niemand wagen, dir zu Hilfe zu kommen. Conan liegt im Betäubungsschlaf, aus dem er erst in vielen Stunden erwachen wird. Auf der ganzen Welt gibt es niemanden, der dir hilft!«
Mit unheiliger Leidenschaft ruhte der Blick der Amazone auf der Sklavin, auf deren Körper sich nun Blut mit Schweiß mischte. Wieder holte sie mit der Peitsche aus. Sie wollte ihre abwegige Lust voll und ganz auskosten, bis die weiße Rivalin unter den Hieben den Geist aufgab.
Chabela hätte nie gedacht, solche körperlichen Leiden ertragen zu können. Verwöhnt vom Luxus des Königshofs, hatte sie noch nie echten Schmerz verspürt. Und nun gesellte sich zu den körperlichen Qualen noch die seelische Schmach. Als einzige Tochter eines gütigen alten Königs hatte sie fast immer ihren Kopf durchgesetzt. Sie hatte hoch über allen gestanden, und jeder hatte sie verehrt. Und nun das! Genau wie ihr Körper vor der Peitsche zurückzuckte, zuckte ihr Geist vor der Demütigung zurück.
Die zingaranischen Edlen hielten sich gewöhnlich schwarze Sklaven, meist Kushiten, die von stygischen und shemitischen Sklavenjägern nach Zingara gebracht worden waren. Chabela wußte, daß sie für echte oder angebliche Verfehlungen häufig genauso gezüchtigt wurden wie jetzt sie. Doch nie in ihren wildesten Träumen hätte sie sich vorgestellt, daß die Rollen einmal vertauscht werden könnten, daß eine Schwarze sie an den Handgelenken aufhängen ließe und sie auspeitschte wie die niedrigste Sklavin auf einer zingaranischen Plantage.
Als Hieb um Hieb auf sie herabknallte, richtete Chabela durch den roten Schleier vor den Augen ihren Blick auf etwas Glitzerndes auf einem kleinen Tisch. Sie erkannte es. Es war ein goldener Kopfputz, über und über mit weißen Edelsteinen besteckt, in der Form einer zusammengerollten Schlange – die Kobrakrone, die Conan aus dem schwarzen Tempel der namenlosen Insel geholt hatte. Sie bemühte sich, sich auf die Krone zu konzentrieren, um nicht an ihre Schmerzen zu denken ...
Die Krone, erinnerte sie sich vage, war Conan in Kulalo gestohlen worden. Wie lange war das schon her? Äonen, wie es ihr schien. Wie war sie hierhergekommen? Die Sklavenjäger, die sie und Conan gefangengenommen hatten, mußten sie dem Dieb abgenommen haben.
Nzinga hatte eine kurze Pause eingelegt, um sich ein paar Schluck Wein zu gönnen. Jetzt kehrte sie, von roter Lust erfüllt, zur Peitsche zurück. Chabela wappnete sich gegen den nächsten Hieb und zwang sich, die Augen offen zu halten. Da sah sie etwas ausgesprochen Gespenstisches.
Hinter der fast nackten Nzinga tat sich etwas Unheimliches. Zuerst kam ein schwaches Leuchten auf – ein phosphoreszierendes Schimmern, ein wenig den Irrlichtern über einem Sumpf gleich.
Das Leuchten färbte sich grünlich und breitete sich aus. Ehe Chabelas Herz zwölfmal geschlagen hatte, nahm es die Form einer Spindel von Manneshöhe an.
Chabela keuchte erschrocken. Nzinga bemerkte, daß das Mädchen mit weitaufgerissenen Augen auf etwas hinter ihr starrte. Sie wirbelte herum. Im gleichen Augenblick leuchtete die Spindel zu einer blendenden smaragdfarbigen Flamme auf, verschwamm und verschwand. An ihrer Statt war ein Mann zu sehen.
Ein Mann mit dunkler Haut war es, hochgewachsen und kräftig. Sein Gesicht wirkte wie eine stumpfe Bronzemaske mit Hakennase, aus der scharfe Augen brannten. Sein Schädel war erst vor kurzem geschoren, so daß die Kopfhaut braun durch schwarze Haarstoppeln schimmerte. Er trug ein einfaches weißes Leinengewand, das seine muskulösen Arme frei ließ.
Thoth-Amon sah älter aus als zu dem Zeitpunkt, da Menkara und Zarono sein Throngewölbe betreten hatten. Schweißperlen ließen seine Stirn glänzen, denn die Magie, die ihn körperlich von der Oase von Khajar nach Gamburu getragen hatte, verlangte ungeheure Kraftanstrengung und war eine der schwierigsten Übungen überhaupt. Wenige Zauberer auf der Welt waren ihrer fähig, und sie hatte selbst Thoth-Amons unvergleichliche Kräfte bis aufs äußerste strapaziert.
Nzinga war völlig verblüfft, daß ein Fremder – und ein verachteter Mann noch dazu – sich unangemeldet in ihre Folterkammer wagte. Sie empfand es als unentschuldbare Beleidigung, für die der unverschämte Bursche mit dem Leben bezahlen sollte. Sie öffnete die Lippen, um nach ihren Wachen zu rufen, und schwang gleichzeitig die Peitsche.
Der Stygier beobachtete sie mit einem rätselhaften Lächeln. Als die Peitsche sich hob, deutete
Weitere Kostenlose Bücher