Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
sicher, daß man diesen – äh – Zwischenfall nicht absichtlich herbeiführte?« Die Rechte des Herzogs legte sich um einen gefalteten Brief und verkrampfte sich, so daß die Knöchel sich weiß abhoben.
Zarono lachte leichthin. »Nichts dergleichen, mein Herr. Vielleicht habt Ihr von diesem tölpischen Barbaren namens Conan gehört, der es irgendwie geschafft hat, Kapitän eines zingaranischen Kaperschiffs zu werden, obgleich er nichts als die Brut irgendeiner cimmerischen Schlampe im eisigen Norden ist.«
»Nein, ich habe noch nie etwas von ihm gehört. Fahrt fort.«
»Wie ich schon erwähnte, es war wirklich nichts von Bedeutung. Als ich die Schenke zu den Neun blanken Schwertern betrat, wo ich mich mit dem heiligen Menkara treffen sollte, stieg vom Holzkohlenrost der Duft brutzelnden Fleisches in meine Nase. Nun, da ich seit morgens nichts mehr gegessen hatte, beschloß ich, sozusagen zwei Tauben mit einem Pfeil zu erlegen. Von einem Mann wie mir kann schließlich niemand verlangen, daß er seine Zeit mit Warten vergeudet. Also rief ich Sabral, den Wirt, und befahl ihm, mir den Braten vorzusetzen. Da wagt es doch dieser cimmerische Bastard, ihn mir zu verweigern, da er ihn bestellt habe. Aber ich kann nicht zulassen, daß fremde Emporkömmlinge einem Herrn vorgezogen werden ...«
»Was geschah? Kommt endlich zur Sache!« befahl der Herzog ungeduldig.
»Nun, es kam zu einer kleinen Auseinandersetzung. Von Worten gingen wir zu Schlägen über.« Zarono grinste, als er vorsichtig sein blaues Auge betupfte. »Der Bursche ist stark wie ein Stier, aber ich schmeichle mir, sein häßliches Gesicht ebenfalls gezeichnet zu haben. Ehe ich dem Bauernlümmel jedoch meine Klinge spüren lassen konnte, traten Wirt und ein paar Gäste dazwischen und zwangen uns auseinander – doch nicht ohne größere Mühe. Es gehörten vier oder fünf dazu, jeden von uns zu halten. Inzwischen war der heilige Bruder Menkara eingetroffen und tat sein Bestes, uns zu beruhigen ...«
»Ich verstehe. Es war höchstwahrscheinlich tatsächlich ein Zufall, aber Ihr solltet gescheiter sein, als solche Schlägereien herauszufordern! Ich kann dergleichen nicht dulden! Doch nun zur Sache. Das, nehme ich an, ist ...«
Der Zingarier zwirbelte seinen Schnurrbart. »Verzeiht meine schlechten Manieren, Euer Gnaden. Darf ich Euch den heiligen Menkara vorstellen? Er ist ein Setpriester, den ich für unsere hehre Sache gewinnen konnte. Er arbeitet bereits eifrig für uns.«
Der Kahlgeschorene drückte erneut die Hände an die Brust und verbeugte sich. Villagro dankte mit einem Nicken.
»Weshalb habt Ihr auf einem persönlichen Treffen bestanden, heiliger Bruder?« fragte er barsch. »Ich ziehe es vor, durch Agenten wie Zarono zu arbeiten. Ist etwas nicht in Ordnung? Genügt Euch die versprochene Belohnung nicht?«
Mit trügerisch gleichmütiger Miene antwortete der kahle Stygier: »Gold ist Tand. Aber die fleischliche Hülle muß auf dieser niedrigen Daseinsebene erhalten werden. Unser Kult weiß, daß die Welt nur Illusion ist: eine Maske über der höhnischen Fratze des Chaos ... Oh, verzeiht mir Niedrigem, mein Herzog! Theologische Gespräche sind in meinem Lande üblich, doch ich bin ja nun in Eurem Reich, das andere Bräuche hat, nicht wahr?« Der Stygier verzog die Lippen zu einem Lächeln, um anzudeuten, daß es humorvoll gemeint war.
Herzog Villagro hob eine Braue. Menkara fuhr fort: »Ich denke dabei an den Plan Euer Ehren, den leutseligen, aber senilen König Ferdrugo zu nötigen, Euch die Prinzessin Chabela zur Frau zu geben, ehe sein Dasein auf dieser Ebene sein zeitgemäßes Ende findet. Ich nahm Bezug auf den wohlbekannten Spruch: ›Verschwörung und Verrat sind ehrwürdige Bräuche in Zingara.‹«
Villagros Miene verriet, daß er diese Bemerkung nicht für so humorvoll hielt wie der Priester. »Ja, ja«, murmelte er. »Aber wie sieht es aus? Wie weit sind die Bemühungen fortgeschritten, die Kontrolle über den Geist der Betreffenden zu übernehmen?«
Der Stygier zuckte die Schultern. »Es gibt Schwierigkeiten, Herr. Ferdrugo läßt sich leicht lenken, denn er ist alt und krank. Ich stieß jedoch auf ein anderes Problem.«
»Das wäre?«
»Wenn ich dem König meinen Willen aufgezwungen habe, kann ich ihn nach Belieben lenken. Ich kann ihn dazu bringen, Euch die Hand seiner Tochter zu geben, aber die Prinzessin – was in Anbetracht des Altersunterschieds zwischen ihr und Euch zu verstehen ist – sträubt sich.«
»Dann zwingt
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