Conan-Saga 14 - Conan der Schwertkämpfer
geschmiedet waren. Er stellte sie nebst seiner Waffe vorsichtig auf dem Teppich ab, dann setzte er sich auf einen Hocker und löste ähnliche Vogelklauen von seinen Füßen. Schließlich erhob er sich, schlich zur Tür und lauschte kurz. So furchteinflößend diese unerwartete Erscheinung auch war, mußte Marala die katzengleichen Bewegungen doch bewundern.
Der Eindringling drehte sich zu Khafrates und der Königin um und grinste mit blitzenden Zähnen. Der Arzt war auf die Füße getaumelt, während seine Finger sich zitternd verkrampften. Endlich fand er seine Stimme.
»Conan!« rief er. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, Ihrer Majestät von unserem Plan zu berichten. Ihr seid hier hereingeplatzt wie ein Stier in einen der legendären Porzellanläden von Khitai.«
»Elefant«, berichtigte Conan automatisch, während seine Augen Maralas herrliche Gestalt schier verschlangen. Er wandte sich an sie. »Eure Majestät ersehnen sich doch gewiß, aus diesem Gefängnis befreit zu werden?«
»O ja – doch wie?«
»Auf die gleiche Weise, wie ich es betrat – an der Mauer hinunter mit Hilfe dieser Geräte. Ihr müßt Euch jedoch von mir wie ein Sack auf dem Rücken tragen lassen.«
»Wohin wollt Ihr mich bringen, Fremder?« Die Augen der Königin glühten vor Aufregung.
»Zuerst an einen sicheren Ort, wo wir ein Geschäft aushandeln wollen, dann wohin immer Ihr wollt.«
»Aber was ist mit mir?« jammerte Khafrates. »Wenn die Wachen feststellen, daß Eure Majestät verschwunden sind, wird man mich auf die Streckbank spannen und danach in kochendem Öl sieden.«
Marala wandte sich an Conan. »Können wir ihn denn nicht mit uns nehmen?«
Der Cimmerier überlegte. »Nein. Diese Drachenfüße schaffen nicht mehr als das Gewicht von zweien. Doch ich werde dem guten Doktor eine glaubwürdige Entschuldigung geben, weshalb er die Wachen nicht gerufen hat. Wir müssen uns jetzt beeilen. Garus wartet unten mit den Pferden.«
Maralas Gesicht verriet Freude. »So lebt Garus noch? Ihm würde ich mein Leben zu jeder Zeit anvertrauen!«
»Dann laßt uns nicht länger zaudern, Lady! Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Es war ungewohnt für Marala, auf so formlose und befehlende Weise angesprochen zu werden, und noch dazu von einem Fremden mit barbarischem Akzent. Aber sie eilte in ihr Ankleidezimmer und kehrte bald darauf in einem Jagdgewand zurück. Sie sah, daß Khafrates gebunden und geknebelt auf dem Teppich lag. Der Arzt, der eine blauanlaufende Beule am Kinn hatte, wußte weder, wo er sich befand noch was mit ihm geschehen war.
Conan grinste, als die Königin ohne Zögern auf ihn zukam. »Euer Plan für Khafrates' Sicherheit ist sehr vernünftig«, lobte sie. »Ich bin bereit.«
Des Barbaren blaue Augen leuchteten vor Bewunderung, sowohl angesichts ihrer Haltung als auch der aufregenden Kurven, die unter dem samtenen Reitwams und den seidenen Pluderhosen, die in feinen roten Lederstiefeln steckten, kaum verborgen waren.
»Ich binde Euch auf meinen Rücken wie ein Baby in den Schal seiner Mutter. Legt Eure Arme um meinen Hals und preßt Eure Knie um meine Mitte. Wenn die Höhe Euch schwindlig macht, so schließt die Augen. Rührt Euch möglichst nicht, dann werden diese Drachenfüße uns beide ohne Schwierigkeiten tragen.«
Conan setzte sich wieder auf den Hocker, um seine Kletterhilfe an die Stiefel zu schnallen. Dann hüllte er die Königin in eine Decke. Zwei Enden knotete er um seine Brust, zwei um seine Hüften. Mit seiner Last stieg er vorsichtig rückwärts aus dem Fenster und tastete nach den mörtelgefüllten Spalten zwischen den Steinen, um Halt für seine Stahlwerkzeuge zu finden.
Conan nahm den Abstieg sehr bedächtig vor, denn der Zug, sowohl an seinem mächtigen Körper als auch an den Drachenfüßen, war groß. Außerdem verlangte seine Ritterlichkeit, daß er doppelt behutsam vorging, wenn eine Frau ihm ihr Leben anvertraute.
Und so stieg er Fuß um Fuß hinab, während die Stadt unter einem mondlosen Himmel schlief und nicht ein Hund bellte.
4
EIN FEUER AUF DEM BERG
»Fremder, bitte verratet mir, wer Ihr seid.«
Nach einem langen Galopp in südwestlicher Richtung ließen sie ihre Rosse im Schritt gehen, damit sie sich ein wenig erholen konnten. Sie erreichten Garus ohne unliebsame Überraschungen oder Verzögerungen. Er erwartete sie mit drei Pferden und Verpflegung für den Ritt. Das Dröhnen der Hufe weckte weder Prinz noch Bauer, als sie durch die stillen Gassen von Ianthe
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