Conan-Saga 32 - Conan der Champion
stilisierten Raben auf dem Helm bildete die Spitze. Er sprach Dawaz an, ließ aber kein Auge von Conan.
»Seid gegrüßt, Händler! Wir sind Odoacs Männer. Unser König wünscht zu erfahren, ob irgend etwas von Wert während des großen Sturms vor einigen Tagen ans Ufer gespült wurde.«
»Nichts als Treibholz und Meeresabfälle«, antwortete Dawaz. »War die Beute entlang der Küste lohnender?«
Der Mann deutete auf die Säcke, die einem Pferd auf den Rücken gebunden waren. »Etwas guter Bernstein und ein paar Korallen.« Dann deutete er auf Conan, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken anstarrte. »Aber wer ist das? Er gehört nicht zu unserem Stamm, so wie er aussieht.«
Ehe Conan antworten konnte, sprach Dawaz: »Nur ein unglücklicher Seemann, den der Sturm ans Ufer geworfen hat. Von seinem Schiff haben wir nur den Rest des Mastbaums gefunden, und der ist so mit Teer vollgesogen, daß er nicht mal als Feuerholz taugt.«
»Hast du nicht gehört, daß ich nach Sachen von Wert fragte? Wenn er ans Ufer gespült wurde, ist er Beute aus dem Meer und gehört dem König. Ein kräftiger Kerl wie der da bringt bei den Sklavenhändlern einen guten Preis.«
Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Conan für solche Worte auf der Stelle den Schädel des Mannes gespalten. Doch hatten ihn Alter und Erfahrung gelehrt, kluge Zurückhaltung zu wahren, besonders in einem fremden Land. Daher sagte er nur: »Ich möchte nicht mit Euch im Heim meines Freundes streiten. Wollt Ihr mich aber tatsächlich an Sklavenhändler verkaufen, so laßt uns hinüber auf das Feld gehen. Dort werde ich Eure Eingeweide herausreißen und Eure Kameraden damit erwürgen.« Dawaz wurde blaß bei diesen Worten, doch der Anführer der Reiter grinste.
»Ihr riskiert eine große Lippe für einen Mann, der es mit einer Übermacht von vier zu tun hat.«
»Euch töte ich als ersten«, entgegnete Conan. »Dann habe ich nur noch drei gegen mich. Ich habe schon oft drei zu eins gekämpft. Selten habe ich mehr als drei Hiebe benötigt, um die Sache zu erledigen.« Er lächelte ungerührt.
»Du überheblicher Narr!« rief der Reiter. »Du hast Glück, daß dieser Händler den Schutz des Königs genießt. Du kannst dir nur wünschen, daß wir uns nie woanders begegnen.« Ohne Conan Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, wendete er sein Pferd und ritt davon, gefolgt von seinen Kameraden.
»Das war aber kitzlig«, sagte Dawaz, als er wieder Luft holen konnte. »Für Eure Worte hätten sie Euch auf der Stelle niedermachen können.«
»Was hätte ich Eurer Meinung nach tun sollen? Mich ihnen als Ware für Sklavenhändler übergeben sollen? Außerdem bestand wirklich kein Grund zur Angst. Der mit dem Raben auf dem Helm war nichts als heiße Luft in Bronze verpackt. Und ein bißchen heiße Luft schadet niemandem.« Der Cimmerier schlug Dawaz auf die Schulter, wodurch dieser etwas nach vorn stolperte. »Kommt, Freund, laßt uns zu Abend essen. Morgen werde ich mich aufmachen, mein Glück zu suchen.«
2. Die Schneekönigin
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DIE SCHNEEKÖNIGIN
Conan hatte den Weg nach Norden eingeschlagen. König Odoacs Hof schien ihm nicht gerade der günstigste Ort zu sein, den Schwertdienst anzudingen; aber das bereitete ihm keine Kopfschmerzen. Er würde es eben bei König Totila versuchen. Ein Dienstherr war so gut wie der andere. Jetzt war er schon drei Tagesmärsche von Dawaz' Handelsniederlassung entfernt. Auf den gewundenen Pfaden durch die schweigenden Wälder hatte er den Speer als Wanderstock benutzt. Seit der vorigen Nacht fiel der Schnee in dichten Flocken. Conan war froh, daß sein Freund ihm einen guten Umhang, eine langärmelige Tunika und eine Hose aufgedrängt hatte. Der letzte Aufenthalt in den wärmeren Gegenden im Süden hatten seine angeborene Widerstandskraft gegen kaltes Wetter etwas geschwächt. Seine cimmerischen Verwandten hätten mitleidig den Kopf geschüttelt, hätten sie ihn so dick angezogen in für sie mildem Wetter gesehen.
Auf diesen niedrigen Bergen wuchsen die Kiefern sehr dicht. Die Waldesstille wurde nur durch gelegentliches unheimliches Heulen von Wölfen unterbrochen. Aber dies vermochte den Cimmerier nicht zu ängstigen. Es war noch zu früh im Winter, als daß die Wölfe vor Hunger verzweifelt genug gewesen wären, einen Mann anzufallen. Überhaupt hatte ein bewaffneter Mann im Vollbesitz seiner Kräfte keinen Grund, sich vor Wölfen zu fürchten.
Conan schritt also ganz zufrieden, ja sogar glücklich dahin. Der Norden
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