Conan-Saga 32 - Conan der Champion
rohe Gesellen, die scharf auf Gold und Seide und andere Luxusgüter aus dem Süden sind. Dafür tauschen sie Felle ein und Sklaven, die sie anderen Stämmen wegfangen.«
»Handelt Ihr auch mit Sklaven?« erkundigte sich Conan mißtrauisch. Es war doch überaus möglich, daß der Händler ihn aus keineswegs edlen Motiven gerettet hatte.
»Nein. Wir haben ein Abkommen mit dem Haus von Yafdal, daß wir nur mit toten Gegenständen Handel treiben und ihnen der Sklavenhandel vorbehalten bleibt. Für den Transport von Sklaven braucht man besondere Schiffe. Es ist daher nicht so vorteilhaft, sich mit beidem zu befassen. Jetzt ist der Sklavenpferch leer, da der Agent für Yafdal schon vor einem Monat wegfuhr.«
Conan war erleichtert. Er hatte noch viele Fragen; doch jetzt überfiel ihn der Schlaf, ehe er eine weitere stellen konnte.
In den nächsten beiden Tagen erholte sich Conan langsam von den Strapazen. Am dritten Tag war er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte und wäre am liebsten auf der Stelle weitergezogen. Dawaz staunte, wie schnell dieser Mann sich erholt hatte. Er hatte gedacht, er müsse Conan mindestens einen Monat lang pflegen. Dawaz betrachtete diesen seltsamen Barbaren. Der Mann strich wie eine Raubkatze umher und schaute zu den bewaldeten Bergen ringsherum hinauf. Wäre Dawaz Sklavenhändler gewesen, hätte er Conan auf seiner Liste wie folgt eingetragen: »Männlich, etwa dreißig, sehr stark, blauschwarzes Haar, blaue Augen, helle Haut, aber von Sonne und Wind gegerbt, groß und kräftig, alle Zähne vorhanden und gesund, aus dem Norden stammend und erste Wahl.«
An einem der spärlichen Sonnentage des Frühwinters saß Dawaz in Decken gehüllt draußen und pinselte Schriftzeichen auf die Rolle auf einem niedrigen Tischchen vor sich. Conan kam zu ihm herüber. Der Cimmerier trug eine Tunika aus Wolfsfell, die Dawaz ihm gegeben hatte, und Beinkleider ebenfalls aus Wolfspelz über den schweren Sandalen. Arme und Schenkel blieben nackt, was dem nördlichen Temperament zu entsprechen schien. »Was schreibt Ihr?« fragte er.
»Ich bilde mir ein, etwas von einem Gelehrten in mir zu haben. Da ich hier wohl eine Zeitlang bleiben muß, erweitere ich meine Reiseberichte, obwohl – Mitra weiß – es über diese nördlichen Gegenden nicht viel zu schreiben gibt.«
»Finden zur Zeit irgendwelche Kriege statt?« fragte Conan.
»Warum fragt Ihr?«
»Weil ich eine Beschäftigung brauche. Bis zum Frühjahr sollen angeblich keine Schiffe hierherkommen. Wenn ich nicht zur See fahre, diene ich als Söldner. Wenn irgendwo ein Krieg brodelt, kann ich meinen Lebensunterhalt verdienen.«
»Bleibt hier bei mir«, sagte Dawaz. »Ich genieße Eure Gesellschaft. Ihr seid weit herumgekommen. Ich würde gern mehr über die Orte hören, die Ihr bereist habt. Wir haben ausreichend Proviant für den Winter. Außerdem bieten uns öfter die einheimischen Fischer und Jäger ihre Beute zum Verkauf an. Wir werden keinen Hunger leiden.«
»Es ist sehr freundlich von Euch, mich einzuladen«, erwiderte Conan. »Ich danke Euch; aber es liegt mir nicht, monatelang untätig herumzusitzen. Wenn Ihr mir Waffen borgt, werde ich Euch von meinem Verdienst dafür später bezahlen.«
»Na schön.« Dawaz seufzte. Dann zeichnete er auf dem Tisch eine grobe Karte. »Hier sind wir, nördlich der Steppe. Das Land ist bergig und von dichten Wäldern bedeckt, meist Kiefern. Es gibt keine großen Ströme, aber viele Flüsse, die bald zufrieren werden. Außer dem Stamm König Odoacs gibt es noch die Tormanna im Norden. Ihr König heißt Totila. Östlich von beiden liegt das Land der Königin Alcuina von Cambres. Sie soll sehr schön sein. Allerdings habe ich sie noch nie gesehen. Beide Könige würden gern ihre Herrschaft durch eine Heirat mit ihr festigen. Beide machen ihr den Hof; aber sie will sich nicht entscheiden. Daher bekämpfen die beiden Könige sich unablässig. Es gibt noch andere Stämme und Fürsten, aber diese beiden sind die einzig wichtigen dieser Gegend.«
»Die Auswahl ist nicht gerade üppig«, meinte Conan. »Ich glaube, ich werde dem einen meine Dienste antragen und sehen, ob der andere mir mehr bietet.«
»Ich werde nie verstehen, warum Krieger uns Kaufleute verachten«, meinte Dawaz. »Wenn sie um ihre Dienste ebenso feilschen wie wir um unsere Waren.«
Conan grinste. »Unser Angebot ist von einzigartiger Qualität. Sollte nämlich dieser Schwertarm versagen« – er zeigte seine mächtigen Muskeln – »kann man ihn nicht
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