Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
bronzefarbenes Gesicht, das jugendlich und erfahren zugleich wirkte. Selbst bei diesem schwachen Licht sah man seine strahlenden Augen, aus denen ein eisblaues Feuer leuchtete. Die muskelbepackten Arme waren von vielen schmalen, langen Narben bedeckt. Eine schwarze Lederweste verhüllte die mächtige breite Brust nur teilweise. Er trug einen breiten Gürtel und dunkelblaue Beinkleider, dazu kräftige, doch abgetragene Sandalen. Am Gürtel hing ein Breitschwert, dessen scharfe, silberblaue Klinge blank im Lampenlicht schimmerte. Er war eindeutig ein Krieger und schien zwischen den Schurken in dieser Schenke so fehl am Platz zu sein wie ein Wolf inmitten von Ratten.
In der Tat war Conan der Cimmerier hier fehl am Platz. Geboren auf einem Schlachtfeld und aufgewachsen in den eisigen, einsamen Gefilden im Norden, in Cimmerien, hatte er wenig Erfahrung mit den Gepflogenheiten sogenannter zivilisierter Menschen in ihren von dicken Mauern aus Stein oder Holz umgebenen Städten. Bereits nach seiner ersten Begegnung mit ihnen hatte man ihn in Ketten gelegt. Hyperborier hatten ihn als Sklaven gefangen genommen. Bei der Erinnerung an jene Gefangenschaft und die Flucht aus der Sklaverei – vor weniger als einem Jahrzehnt – stieg jetzt noch die kalte Wut in ihm auf.
Der Cimmerier hatte wenig Bedenken, diesen Kerlen hier ihren zu Unrecht erworbenen Reichtum abzuknöpfen. Aus Erfahrung wußte er, daß in Zamora viel zu holen war, und hatte daher beschlossen, dorthin zurückzukehren. In der zamorischen Stadt Shadizar würde er sich den Reichtum verschaffen, um das Leben mit schönen Frauen und exotischen Weinen zu genießen. Eigentlich brauche ich nicht viel, dachte er. Er verfügte über sämtliche Voraussetzungen zum Erfolg: Von seinem Vater, einem Hufschmied, hatte er eine eisenharte, kräftige Statur geerbt. Sein Verstand arbeitete schnell und scharf, sein Breitschwert noch schärfer. Mit diesem Handwerkszeug und seinen Kenntnissen als Dieb, würde er seine Börse ganz sicher füllen können.
Eine Schankmaid stellte eine Karaffe mit Wein vor ihn hin. Er goß sich ein Glas ein und tat einen tiefen Zug. Dann warf er eine Silbermünze auf den Tisch. Es war ihm nicht entgangen, daß Hassem eingetreten war. Ruhig blickte er dem Zamorer entgegen. Von diesem Wiesel hatte er schon viel gelernt. Ihm war bewußt geworden, daß er Hassem nicht trauen durfte, aber er wußte auch, daß er bei dem Handel zwischen ihnen weitaus besser als der andere abgeschnitten hatte. Er hätte auch das Dreifache des verlangten Preises bezahlt.
Als Hassem ihm das mit Juwelen besetzte Armband gezeigt hatte, war er sicher gewesen, daß es gestohlen war. Doch es scherte ihn wenig, wem man es gestohlen hatte. Es war ein ideales Geschenk für Yvanna, die brythunische Schöne, bei der er während seines Aufenthalts in Pirogia wohnte. Die Würfel waren ihm heute abend gewogen gewesen, so daß er das Schmuckstück bezahlen konnte, ohne seine Börse zu leeren. Yvanna war ein Vollweib. Der Gedanke an ihre üppigen Körperrundungen und das duftende blonde Haar – zusammen mit dem Wein, den er getrunken hatte – weckten seine Wollust. Morgen – nach einer weiteren leidenschaftlichen Nacht – würde er ihr den Armreif schenken und dann nach Shadizar weiterreiten.
Hassem setzte sich Conan gegenüber an den Tisch und holte das sorgfältig eingewickelte Päckchen aus dem Gürtel. Er strich sich fahrig über den spärlichen Schnurrbart und musterte den jungen Riesen mit der Bronzehaut und der blauschwarzen Mähne.
»Nun, Conan, Glück im Spiel heute abend?«
»Ist nicht übel gelaufen.« Der Cimmerier deutete zum Würfeltisch. »Besser als bei vielen dort drüben.« Er sprach Zamorisch mit hartem Akzent. Obgleich er die Sprache erst vor kurzem erlernt hatte, konnte er sich fließend unterhalten.
»Dann ist die Bezahlung ja kein Problem. Vierzig Silbernobel oder zwei Goldkronen, wie abgesprochen.«
»Einverstanden, Hassem. Doch zuvor möchte ich die Ware sehen.«
Conan schirmte das Päckchen mit der Hand gegen neugierige Blicke ab, entfernte das Tuch und untersuchte den Armreif sorgfältig, um sich zu vergewissern, daß der diebische Zamorer ihm nicht eine wertlose Kopie andrehte. Er kratzte einige Juwelen mit dem Daumennagel an, um sicher zu sein, daß sie nicht bunte Paste waren.
Hassem fühlte sich von Conans Prüfung beleidigt. »Es ist echt, das schwöre ich. Mein guter Ruf würde leiden, würde ich meine Kunden betrügen. Außerdem würde ein Krieger
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