Conviva Ludibundus
conviva ludibundus.
Zuerst mochten die beiden Jungen wirklich denken, ich käme ihnen mit Phantastischem. Sie sollten das Gefühl von etwas Traumhaftem, Unwirklichem, sogar Unmöglichem bekommen.
Dann aber würde ich die Spiegellichter löschen, dann würde alles weiß und nüchtern sein, dann würde ich die Mikroelektronenfotos an die Wand werfen und meine Daten aufblättern. Ich würde meinen Film vorführen, der den conviva ludibundus fressend, ausscheidend und transportierend zeigt.
Das sind die Fakten, würde ich erklären, ich gratuliere Ihnen, Sie sind die ersten.
Auf solche Reden: behüten Sie meine Hinterlassenschaft wie Ihren Augapfel, pflegen Sie dieses Erbe, würde ich verzichten.
Ich würde vielleicht sagen, jetzt heben wir noch tüchtig einen, spielt keine Rolle, wie spät es wird.
Und sicher würden mir die beiden ein Loch in meinen alten Bauch fragen. Sie würden skeptisch und neugierig und einfach umgeworfen sein, vielleicht auch ablehnend zunächst, aber die Fakten wären nicht zu widerlegen.
Ich würde sie ihnen geduldig auseinandersetzen, und vielleicht würde ich sogar verraten, wie ich zu der Entdeckung des Ludibundus überhaupt gekommen war.
Ich würde ihnen meinen alten Taschenrechner zeigen, der defekt ist seit beinah sechzig Jahren, mit dem ich damals, am Meeresgarten sitzend, spielte und der, anstatt richtig zu rechnen, Impulse losließ, die, als er mir versehentlich ins Wasser rutschte, ein Strömen auslösten, das ein intakter Rechner, wenn er ins Wasser fällt, nicht auslöst.
Ich würde ihnen zeigen, wie ich ihn damals auseinandernahm und nichts feststellen konnte. Und wie ich immer wieder die Kombination zu wiederholen suchte, die diese Störung zufällig verursacht hatte, und wie ich diesem Spielen mit dem defekten elektronischen System mehr Zeit zumaß als der von der Gesellschaft zur Verwertung der Meeresfrüchte mir aufgetragenen Züchtung von neuen Muschelsorten mit hohem Vitamingehalt, Enzymgehalt und Spurenelementgehalt.
Ja, vielleicht würde ich ihnen wirklich das Geheimnis meines alten Rechners lüften, den ich noch immer bei mir trug und der noch immer zuverlässig falsch rechnete.
Aber die Herren kamen nicht um sieben, wie eingeladen, auch nicht um acht, und auch nicht, als es bereits dunkel wurde. Ich sah dann einen Scheinwerfer den Strand beleuchten. Er kam vom Flügler der Gesellschaft, und in dem bleichen Licht sah ich am Flügler zwei Gestalten miteinander reden. Sie wirkten unentschlossen. Ich ging vors Haus.
Das Meer schwappte kaum hörbar, ich konnte verstehen, er hat seine Verdienste, das muß man sehen. Ich mach es kurz, morgen um fünf, wie abgesprochen.
2
Es dauerte noch eine Weile, bis Mittelzwerck auftauchte. Es war so spät, daß ich mich schon zum Schlafen umgezogen hatte. Das bedeutet, ich stand nackt da, ich schlafe sommers und winters nackt. Nur in den Zeiten des Übergangs, wenn man nicht weiß, was man vom Wetter zu halten hat, steige ich in ein altes Leinenhemd, aber hier bot ich mich nackt dar, braun behäutet, ledern, möchte ich sagen, ziemlich mager, gutes Anschauungsstück für den menschlichen Knochenbau, jede Rippe auf Anhieb zählbar.
So stand ich im Gang, als Mittelzwerck klopfte und ich, kommen Sie rein, rief.
Die Wirkung muß ungeheuer gewesen sein, Mittelzwerck verhielt eine Weile starr auf der Schwelle. Dann blickte er auf meine Füße und murmelte, entschuldigen Sie vielmals. Ich konnte die Klingel nicht finden, den Gong, wissen Sie.
Hier gibt es keine Klingel und keinen Gong, hier klopft man. Kommen Sie ruhig rein.
Er tat einen Schritt, hielt aber den Kopf gesenkt. Vielleicht sollte man nachts, wenn man über so deutlich hervortretende Knochen verfügt wie ich, einen Gast nicht unbekleidet empfangen, auch wenn er Wissenschaftler ist und deutliche Strukturen ihn nicht erschrecken sollten. Ich zog rasch etwas über und sagte, es ist ein bißchen spät geworden.
Das bedaure ich sehr, sagte Mittelzwerck, ich möchte Ihnen deshalb auch nur einen ganz kurzen Besuch abstatten.
Er blickte auf seinen Zeitanzeiger, dessen grüne Zahlen im Dämmern wanderten. Ich fragte, warum haben Sie den anderen jungen Mann nicht mitgebracht?
Ach, sagte er, Herr Doktor Klimm muß sich für morgen restaurieren. Er schläft bereits im Flügler.
Setzen Sie sich, die Stühle sind allerdings ein bißchen härtlich.
Harte Stühle sind sehr gesund.
Er setzte
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