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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Kerl.
    Und doch… Er kann nicht ganz und gar langweilig sein. Nicht wenn Clara ihn liebt.
    Ich hätte gelächelt, wenn ich dazu imstande gewesen wäre. Wie schön, wenn ihr mentales Bild mich in die Auflösung begleitete… das Bild einer Frau, der ich nie begegnet war und die ich doch verehrte.
    Ich sah sie jetzt – ein letztes, angenehmes Hirngespinst, als der Rest meines Rumpfes schmolz und unten im Abfallkorb nur der Kopf übrig blieb. Ja, sie erschien vor mir, verschwommen, in der romantischen Art von Hollywood, die Bilder weich werden lässt, selbst das einer Frau, die einen Duralit-Helm mit Antennendornen trägt.
    In diesem weichen Licht gewann ich den Eindruck, dass Clara auf mich herabsah, und ihre Stimme erschien mir wie die eines Engels.
    »Na, da soll man mich doch in Stücke schneiden und als Tempura servieren«, sagte mein illusorischer Seraph und schob eine Holo-Brille beiseite, die wie Spinnweben im Sonnenschein glänzte. »Chen! Sieht dieser Dit nicht wie Albert aus?«
    »Hm, vielleicht«, erwiderte eine andere Gestalt, die sich bückte, um genauer hinzusehen. Während die Clara meiner Imagination ganz sanft und weiblich wirkte (obwohl in schwere Panzerung gehüllt), zeigte der Neuankömmling Fangzähne und Schuppen.
    Ein Dämon!
    Er hielt einen dünnen Stab in der Hand und berührte mich damit an der Stirn.
    »Verdammt, du hast Recht! Das Pellet sagt… warte, das kann nicht sein.«
    Eine dritte, viel höhere Stimme quiekte: »O doch, das kann es!«
    Hinter Claras Schulter kam ein dünnes Gesicht zum Vorschein, wie von einem eifrigen Fuchs, grinste breit und zeigte dabei zwei v-förmige Reihen spitzer Zähne. »Es muss der Dito sein, von dem die Meldung stammt«, sagte das Frettchen aus meinem Traum und sah ganz so aus wie mein Freund Palloid. »Vielleicht ist dies wirklich Albert, mein alter Kumpel.«
    Ich hätte den Kopf geschüttelt, wenn mir das möglich gewesen wäre, oder die Augen geschlossen, wenn ich noch Lider gehabt hätte.
    Dies war zu viel, selbst für einen Traum.
    Zeit zu schmelzen, bevor es noch schlimmer wurde.
    Doch Claras Stimme hinderte mich daran.
    »Albert? Bist du das?«
    Ob Illusion oder nicht, ich konnte ihr nichts verweigern. Zwar fehlte mir ein Körper – oder eine andere Möglichkeit, Geräusche zu verursachen –, aber irgendwie fand ich die Kraft, mit den Lippen einige wenige Worte zu formen.
    »… nur… ein… Fax… Ma’am…«
    Na schön, ich hätte mir etwas Besseres einfallen lassen sollen. Doch alles verblasste. Und eigentlich war ich recht zufrieden. Bevor die Dunkelheit kam, bestand mein letztes Bild aus ihrem Lächeln, und es wirkte so beruhigend, dass ich ihm glauben musste.
    »Keine Sorge, Schatz«, sagte Clara und griff in den Abfallkorb. »Ich habe dich. Es wird alles gut.«

 
DER MENSCH, VOM WEIBE GEBOREN,
    LEBT KURZE ZEIT UND IST VOLLER UNRUHE.
     
    DAS BUCH HIOB

 
GESCHWAFEL
 … ODER IN DER ERINNERUNG NOCH GRÜN…
     
     
    Das Haupttor war weit geöffnet, und dadurch schien es dem Anwesen an Sicherheit zu mangeln, eine Illusion, die sich der Eigentümer leisten konnte. Unsere Limousine rollte der großen Villa entgegen, vorbei an arbeitenden Bediensteten, alles Realpersonen.
    »Dies ist vertraut«, sagte Pal, der in seinem Lebenserhaltungsstuhl saß. »Ich erinnere mich daran, dass ich es für ein großes Glück gehalten habe, diesen Ort lebend zu verlassen.« Irgendwie war es ihm gelungen, wenigstens einen Teil der Erinnerungen des zerbrochenen Minigolems aufzunehmen, meines Begleiters an zwei ereignisreichen Tagen, Dienstag und Mittwoch. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass etwas vom cleveren Palloid überlebt hatte.
    Sensoren ließen kleine Bereiche der Limousine durchsichtig werden, genau dort, wohin die Passagiere ihre Blicke richteten. Dadurch entstand für sie die Illusion von völliger Transparenz, während Beobachter außerhalb des Fahrzeugs nur einige matte Kreise sahen, die hin und her huschten. Doch um den besonderen Duft von Aeneas Kaolins Gärten wahrzunehmen, musste ich das Fenster herunterlassen.
    Gerüche überraschten mich immer wieder, wie Erinnerungen an ein anderes Leben.
    Jemand anders atmete mit mir tief durch. Albert, links von mir, lächelte vage und fand offenbar Gefallen an den Herbstaromen in der Brise. Abgesehen von einem Pflaster unter dem einen Ohr und einem zweiten am Daumen sah er gar nicht schlecht aus. Er konnte sich sogar allein anziehen und rasieren, mit ein wenig Hilfe. Doch seine Aufmerksamkeit lag

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