Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copy

Copy

Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
brummte.
    Jetzt wird’s schwierig.
    Zum Glück verfügte der Stuhl über Armlehnen. Das half, als ich mich am Drahtgeflecht des Korbs nach oben drückte, abgestützt nur von einem sich allmählich auflösenden Arm. Anschließend griff ich noch weiter nach oben und suchte am Kopierer nach Halt. Als ich mich erneut anstrengte, lösten sich zwei Finger und schmolzen, während sie an meinem einen noch voll funktionstüchtigen Auge vorbeifielen und auf den Boden klatschten.
    Diesmal sahen die Risse in meinem Arm wie tiefe Schluchten aus und schwitzten eine Flüssigkeit mit der Farbe von Magma aus. Es war ein Wettrennen, um festzustellen, ob die Auflösung gewinnen oder ob mich Hitze hart backen würde, so wie das Bein, das ich auf die Rampe der Startvorrichtung geworfen hatte. Angenommen, mich erwartete Verfestigung. Man stelle sich mich als Skulptur namens Eine Studie der Sturheit vor: die erbärmlichen Reste eines Golems, der einfach nicht aufgeben wollte und eine Grimasse schnitt, während er einen nutzlosen Körper nach oben zog…
    Das ist es, begriff ich plötzlich, dankbar für die Inspiration. Befrei dich vom Gewicht der Dinge, die du nicht mehr brauchst!
    Ich dachte kaum und machte Gebrauch von etwas, das ich oben gelernt hatte: Ich zog mein Selbst nach innen, fort von den unwichtigen Teilen. Die ganze untere Hälfte meines Rumpfs nützte mir nichts mehr – also weg damit! Sammle die übrig bleibenden Enzyme. Schick sie in den Arm, für das letzte Ziehen.
    Ich spürte, wie der Rest des Bauches fortfiel. Durch die plötzliche Verringerung des Gewichts kam es beim Arm zu einem Ruck… und er brach an der Schulter ab.
    Ich glaube, ich kann nie beschreiben, wie es sich anfühlte, als ein arg mitgenommener Kopf und der obere Teil der Brust hoch genug flogen, um auf mein Ziel hinabzublicken, die weiße Fläche, wo ein menschliches Original bequem liegen sollte, um billige Kopien von sich herstellen zu lassen – perfekte Diener, die nicht rebellieren können und immer wissen, was zu tun ist.
    Wie einfach das früher erschien!
    Während ich einen Bogen beschrieb, dachte ich: Angenommen, ich lande gut – kann ich mich nur mit Kinn und Schulter bewegen? Gelingt es mir damit, den Kopf zwischen die Ranken zu bringen?
    Löste ich damit automatisch das Prägen aus, nachdem ich die START-Taste gedrückt hatte? Wenn nicht… Wie sollte ich sie noch einmal betätigen? Probleme, Probleme. Und ich hätte auch Lösungen gefunden, bestimmt. Wenn mich die verdammte Flugbahn dorthin gebracht hätte, wohin ich wollte.
    Aber wie Moses konnte ich das gelobte Land nur aus der Ferne sehen. Mein Kopf verfehlte die Plattform, prallte von der Kante ab und stieß so gegen den Abfallkorb, dass er vom Stuhl fiel und richtig herum auf dem Boden landete.
    Und als ob das noch nicht genug wäre… Was als Nächstes geschah, setzte allem die Krone auf.
    Ich rollte über den Stuhl, schaukelte für einen fragilen Moment und fiel (eigentlich angemessen am Ende einer schrecklichen Woche) in den Abfallkorb.

 
DIE SEELE IST MEINE BESTIMMUNG
     
     
    Ist jetzt alles in Ordnung, da sich der Glazier entladen hat?
    Das war vielleicht ein Anblick.
    Die titanische Stehende Welle raste durch beide tönerne Spiegel und schmetterte das Pendel – mit Yosil an Bord – an die hohe Decke. Doch die anderen in der Nähe stehenden Leute bekamen kaum etwas ab. Denn die mächtige Wellenverzerrung drehte sich sofort an einer Achse, die einen rechten Winkel zu allen bekannten Richtungen bildete. Sie verschwand in einer Ferne, in die kein Mensch sehen konnte.
    Abgesehen von RealAlbert. Er drehte den Kopf, als folgte sein Blick der Welle, und dabei lächelte er so rätselhaft und wissend, dass Ritu und ihr Zwillingsbruder stehen blieben. Im einen Moment liefen sie auf ihn zu, die Hände wie zum Schlag erhoben. Im nächsten ließen sie die Arme sinken, wichen zurück und starrten ihn an.
    Ja, der »Anker« ist noch befestigt, mit einem dünnen Faden.
    Sollen wir folgen?
     
    VON ANFANG AN, als der brillante, gequälte Yosil Maharal noch glaubte, er könne alles entwickeln und kontrollieren, war die nächste Stadt das erste Ziel des Strahls. Wo sonst gab es so viele kleine Seelenflammen dicht beisammen? Es war ein guter Ort, um Nahrung für den nächsten Schritt aufzunehmen.
    Wenn Yosil seine Egomanie genug eingeschränkt hätte, um Gleichgestellte und Mitarbeiter zuzulassen – sogar eine ganze Zivilisation –, so wäre er in der Lage gewesen, alle Fehler seines

Weitere Kostenlose Bücher