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woanders.
Bist du ein Neschamah?, fragte ich mich. Ein Körper ohne Seele?
Wenn das stimmte… Welch ein ironischer Rollentausch.
Denn ich, ein Golem, fühlte mich in dieser Hinsicht gut ausgerüstet.
Gibt es in dir niemanden, Albert? Oder bekommen wir nur ein »Besetztzeichen«?
Offenbar hatte ich erneut gestarrt. Ein kurzer, sanfter Druck von der anderen Seite veranlasste mich, den Kopf zu drehen, als Claras schmale, starke Hand die meine ergriff.
»Glaubst du, dass wir Kaolins Sammlung mittelalterlicher Rüstungen zu sehen bekommen?«, fragte sie. »Ich würde gern einmal mit dem großen zweihändigen Breitschwert zuschlagen.«
Das von einer schönen jungen Frau, die einen Sonnenhut und ein leichtes Sommerkleid trug! Manchmal spielte Clara gern ihre »formidable« Seite herunter. Das verstärkte ihre wilde Attraktivität.
»Vielleicht ist er nicht in der richtigen Stimmung für eine touristische Führung«, gab ich zu bedenken, aber Clara lächelte nur.
Als wir uns dem Haus näherten, deutete sie zu einem tiefer gelegenen Parkplatz mit zwei weiteren automatischen Limousinen. Wir hatten unsere Ankunft zeitlich so abgestimmt, dass wir kurz nach jenen beiden Wagen eintrafen.
ROT GESTREIFTE WÄCHTER-DITS beobachteten einen Stapler, der am Haupteingang der Villa einen großen Behälter von der Ladefläche eines Lieferwagens hob. Sie wandten sich uns zu, als wir näher kamen… bis ein verborgenes Signal sie zurückweichen ließ.
»Ich habe mir immer einen solchen Job gewünscht«, brummte Pal, als sich der schnaufende Stapler aufrichtete und mit der schweren Last die breite Treppe zum Haus hochging.
»Nein, hast du nicht«, erwiderte ich und schob seinen Lebenserhaltungsstuhl aufs Pflaster. Harte Arbeit war nicht Pals Stil.
Clara sah auf die medizinischen Anzeigen des Stuhls, kümmerte sich dann um RealAlbert und zupfte an seinem Kragen. »Kommt ihr beide hier zurecht?«
Pal nahm Alberts Arm und bekam ein weiteres rätselhaftes Lächeln. »Wir? Oh, wir schlendern nur ein wenig umher, helfen uns gegenseitig über Unebenheiten hinweg und suchen nach Scherereien.«
Clara blieb besorgt, und ich drückte ihre Hand. Welcher Ort konnte sicherer sein? Und die Präsenz von Pal und Albert war eine unvermissverständliche Botschaft für Kaolin.
»Nur zu.« Pal nickte in Richtung der Villa. »Brüllt einfach, wenn euch Mr. Billionär in Schwierigkeiten bringt. Dann sind wir sofort zur Stelle, nicht wahr, alter Kumpel?«
Albert antwortete nicht und drehte sich, schien dabei etwas am blauen Himmel zu beobachten. Mit dem verletzten Daumen deutete er nach oben, wie ein metaphysischer Anhalter.
»Staub«, sagte er, und seine Stimme brachte dabei so etwas wie verwirrtes Interesse zum Ausdruck. »Sie hinterlassen Spuren darin. Tiefe. Alle hinterlassen Spuren.«
Wir warteten einige Sekunden, aber Albert fügte diesen Worten nichts hinzu.
»Na-ah schön«, kommentierte Pal. »Ich hoffe, das ist eine gute Sache. Was den Staub betrifft. Hm.«
Geistesabwesend und gelassen legte Albert eine Hand auf Pals Stuhl und lenkte ihn über den Kiesweg. Clara und ich sahen ihnen nach, bis sie hinter einer Ecke verschwanden, begleitet vom Gurren einiger Tauben. Mehrere Stockwerke weiter oben, auf dem Dach, wölbte sich eine Kuppel, angeblich das Heim des berühmten Eremiten, des realen Aeneas Kaolin.
Clara und ich wechselten einen Blick der Ermutigung und gingen die breiten Granitstufen hoch.
NACHDEM WIR EINE ZEIT LANG gerollt sind, gibt Pal das Zeichen. Endlich!
Ich lasse mich vom Fahrgestell des Lebenserhaltungsstuhls auf warmen Kies fallen und warte, bis die Räder vorbei sind… jetzt!
Ich rutsche auf dem Bauch, weiche Alberts menschlichen Füßen aus und husche in den Schatten unter einer Gardenienhecke. Oh, was für ein Geruch! Zu viel für meinen kleinen Kopf, der nach einem Geschöpf geformt ist, das mithilfe seines Geruchssinns jagt. Ich hätte mehr Platz für Gehirn lassen sollen.
Na ja. Mach einfach das, was dein Schöpfer von dir erwartet. Befriedige die eingebaute Neugier – besser als Essen oder Sex. Los!
Aber achte auf Sensoren und Fallen. Meine cleveren Augen stellen sich darauf ein, IR-Strahlen zu entdecken. Außerdem Basilisken, Emissionsfallen und gute alte Gopher-Überraschungen.
Eine dekorative Ziegelnische reicht bis ganz nach oben. Hinein mit dir. Mach Gebrauch von den diamantverstärkten Krallen. Starke Pfoten pressen die Diamantenspitzen in den Stein.
Toll, was man heutzutage mit Ton alles
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