Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copy

Copy

Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
begreifen.
    Der blauäugige Bursche zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Doch im nächsten Augenblick traf etwas dicht neben meinem linken Fuß aufs Pflaster, prallte ab und raste über den Platz.
    Beta musste verzweifelt sein, wenn er mit Steinen auf mich schoss, obwohl ich von realen Bürgern umgeben war! Die Leute sahen sich um. Einige finstere Blicke richteten sich auf mich.
    Und wenn ich daran denke, dass der Morgen so gut begonnen hat.
    Ich versuchte mich zu beeilen und schaffte einige weitere Meter über den Platz, bevor ein Trio aus jungen Männern mich anhielt. Es waren gut gekleidete junge Archis, und sie versperrten mir den Weg.
    »Seht euch diesen Mistkerl an«, sagte einer von ihnen. Ein anderer, mit modisch durchsichtiger Haut und roten Augen, richtete den Ziegefinger auf mich. »He, Dito! Warum so hastig? Du kannst dir trotzdem kein Leben danach erhoffen! Wer will dich so abgerissen zurück?«
    Ich wusste, wie ich aussah. Betas Gang hatte mich ganz schön in die Mangel genommen, bevor mir die Flucht geglückt war. Außerdem trennten mich nur noch ein oder zwei, Stunden vom Ablauf, und mein rissiges Pseudofleisch zeigte klare Anzeichen von Enzymzerfall. Der Albino lachte über den Mülleimerdeckel, den ich als Schild benutzte. Er schniefte laut und rümpfte die Nase.
    »Stinkt auch noch. Wie Müll. Verdirbt mir den Appetit. He! Vielleicht gibt uns das Grund zu einer Zivilklage, was meint ihr?«
    »Ja, wie wär’s damit, Golem?«, spottete der Große. »Gib uns den Code deines Eigentümers. Soll er uns für die entgangene Mahlzeit entschädigen!«
    Ich hob beschwichtigend die Hand. »Ich bitte euch, Jungs. Mein Original hat mich mit einer dringenden Sache beauftragt, und ich muss jetzt wirklich nach Hause. Ihr habt es sicher nicht gern, wenn eure Ditos aufgehalten werden.«
    Hinter dem Trio sah ich die laute Geschäftigkeit der Upasstraße. Wenn ich es doch nur bis zum Taxistand oder gar zum Polizeikiosk in der Verteidigungsavenue schaffen konnte. Für eine kleine Gebühr würde man mir gekühlte Zuflucht gewähren, bis mein Eigentümer kam.
    »Dringend, wie?«, fragte der Große. »Wenn dein Rig dich selbst in diesem Zustand will, so lässt er bestimmt was springen, um dich wiederzubekommen, nicht wahr?«
    Der dritte junge Mann, ein untersetzter Bursche mit dunkelbrauner Haut und kurzem Haar, zeigte mehr Anteilnahme als seine Begleiter.
    »Ach, lasst den armen Grüni in Ruhe. Ihr seht doch, wie sehr er nach Hause zurück möchte, um dort auszupacken. Wenn wir ihn aufhalten, verklagt der Eigentümer vielleicht uns.«
    Eine verlockende Drohung. Selbst der Albino zögerte und schien bereit zu sein, es dabei bewenden zu lassen.
    Dann schoss Betas Schütze in der Gasse erneut und traf mich am Oberschenkel, dicht unter dem Mülldeckel.
    Jedem, der schon einmal gedoppelt und einen Inload durchgeführt hat, ist bekannt, dass Pseudofleisch Schmerz empfinden kann. Feurige Pein ließ mich gegen einen der Jugendlichen prallen. Er stieß mich fort und schrie.
    »Weg mit dir, du stinkendes Ding! Habt ihr das gesehen? Es hat mich berührt!«
    »Dafür wirst du bezahlen, du Stück Ton«, fügte der Große hinzu. »Zeig mir dein Etikett.«
    Ich zitterte noch immer und drehte mich, sodass er zwischen mir und der Gasse stand. Meine Verfolger würden jetzt bestimmt nicht schießen und riskieren, einen Archi zu treffen.
    »Narr«, sagte ich. »Siehst du nicht, dass man auf mich geschossen hat?«
    »Und wenn schon«, schnaufte der Albino abfällig. »Meine Dits werden immer wieder bei Org-Kriegen zerfetzt, aber ich jammere nicht darüber. Und ich bringe auch keinen Kampf in den Odeon, ausgerechnet hierher! Zeig uns jetzt dein Etikett.«
    Er streckte die Hand aus, und mir blieb nichts anderes übrig, als zu der Stelle unter meiner Stirn zu tasten, wo sich das ID-Implantat befand. Ein Golem-Duplikat muss sein Etikett einer Realperson zeigen, wenn sie es verlangt. Dieser Zwischenfall würde mich einiges kosten… Besser gesagt, er würde meinen Schöpfer einiges kosten – vorausgesetzt, ich würde es in der nächsten Stunde nach Hause schaffen.
    »Na schön, ruf einen Polizisten oder einen Arbiter«, sagte ich und fummelte an dem Lappen aus Pseudohaut. »Dann werden wir sehen, wer eine Strafe zahlen muss, Blödmann. Ich spiele keine Simkampf-Spiele. Du behinderst das Duplikat eines… Detektivs. Die Leute, die auf mich schießen, sind echte Kriminelle…«
    Ich sah, wie Gestalten aus der Gasse kamen. Gelbhäutige

Weitere Kostenlose Bücher