Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
Richard, einer seiner Mannen, kam aus Richtung der Pferdeställe gerannt. Er sah müde aus. Offenbar hatte er an der nächtlichen Patrouille teilgenommen. »Wir haben sie aufgespürt«, keuchte er. »Beinahe hätten wir sie geschnappt.«
»Wo denn?«
»Oben am Bach … bei der Kate Edwins … und wir haben sie verfolgt …«
»Wartet …« Peril wandte sich an Terrence, der gerade vorbeikam, und schickte ihn nach Michael, Simon und Ethan. Dann ging er mit Richard in die Große Halle und zu den Bänken. Er weckte die schlafenden Männer auf. Eloise folgte ihnen unbemerkt und sah, wie Peril am Tisch eine Karte ausbreitete.
Michael, Simon und Ethan kamen dazu, und bald umringten ein Dutzend Männer den Tisch, hörten sich Richards Bericht an und betrachteten den Lageplan.
»Das ist in den Feldern im äußersten Westen … nahe an Claxtons Land«, erklärte Peril und fuhr mit dem Finger an der Grenzlinie entlang. Auf einem Waldstück hielt er an. »Nach dem, was Richard uns erzählt, sind da fast ein Dutzend Räuber.«
»Und Ihr glaubt, Claxton gewährt ihnen Unterschlupf, Mylord?« fragte Ethan.
»So viele könnte er unmöglich übersehen. Und selbst wenn er nicht so weit gehen würde, sie mit dem Ausplündern meiner Ländereien zu beauftragen – obwohl ihm das zuzutrauen wäre –, so rührt er zumindest keinen Finger, um es zu unterbinden. So oder so … es geschieht mit seinem Wissen.«
Die Konsequenz dieser Schlussfolgerung ernüchterte alle. Ein Grundherr konnte nicht jede Provokation tolerieren, und Claxton trieb es so weit, dass er einen Gegenschlag Whitmores herausforderte.
»Warum folgen wir ihnen nicht einfach?« fragte Simon. »Wenn wir sie auf frischer Tat ertappen, haben wir einen Beweis für Claxtons üble Machenschaften.«
»Claxton verfügt selbst über eine starke Truppe. Wenn ich unter irgendeinem Vorwand seinen Grund und Boden betrete, wird er schreien, dass ich in kriegerischer Absicht komme. Ja, vielleicht legt er es sogar darauf an.« Er ließ die Tatsache unerwähnt, dass er selbst momentan mit dem König nicht auf gutem Fuß stand, und jener keinen Wert auf kostspielige Fehden unter seinen Vasallen legte.
In diesem Augenblick kamen Mägde mit Brot, Käse und einigen Krügen Ale aus der Küche. Als er sie überrascht ansah, sagte eine von ihnen: »Lady Eloise schickt Euch das zum Frühmahl.«
Peril nickte und signalisierte seinen Mannen, sie sollten zulangen. Wie hungrige Kinder fielen sie über das frisch gebackene Brot her und stopften sich mit gekochten Eiern und Käse voll. Die Art, wie seine Männer auf die Mahlzeit reagierten, erinnerte Peril daran, dass er vor einer etwaigen Gegenoffensive noch andere Dinge in Erwägung ziehen musste. Bevor er nicht den Lebensmittel- und Wasservorrat sichergestellt und Pläne für Eloises Sicherheit im Fall einer Belagerung oder eines Feuers hätte, konnte er keinen bewaffneten Konflikt riskieren.
»Wir müssen abwarten, bis ich die fälligen Steuern bezahlt habe. Wenn ich Claxton danach befehden muss, mag der König die Berichte darüber unvoreingenommen hören.«
Peril trank sein Ale und bemerkte plötzlich einen jungen Mann, der mit einem Arm voll rau gehobelten Holzes dastand und Augen so groß wie Gänseeier machte.
»Was zum Teufel habt Ihr hier zu suchen?« herrschte er den Jüngling an, irritiert darüber, dass er ihn nicht sofort entdeckt und jener seine Pläne möglicherweise angehört hatte.
Der junge Drechsler – den er leider zu spät erkannte –, schluckte so hart, dass sein Adamsapfel hüpfte.
»Ich wollte die kleine Nonne sprechen, Mylord.«
Das sagten auch zwei weitere Störer, die ihn unterbrachen, als er mit seinen Mannen das Anlegen von Lebensmittelvorräten plante und verstärkte Patrouillen im Westen und Süden an der Grenze zum Claxton’schen Besitz beschloss. Als Erstes kam die neue Bäckerin und wollte Eloise ein Brot bringen, das sie offenbar nach deren Rezept gebacken hatte. Und ein wandernder Flickschneider hatte im Dorf erfahren, dass sie einen Schneider oder eine Näherin suchte, und hatte »der kleinen Nonne« Proben von den Näharbeiten seiner Frau mitgebracht.
»Wie oft muss ich denen das noch sagen?« fragte er seine Mannen, dann brüllte er den armen Schneider an: »Hier gibt es keine Nonne mehr!«
Der Mann schoss zur Tür, wo er Eloise geradewegs in die Arme lief, die soeben mit der Weberin Edythe und zwei ihrer Gehilfinnen hereinkam. Als er ihr verunsichert sein Anliegen vortrug, schickte sie ihn
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