Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
ungeheure Erregung in einem Wutausbruch. »Wo zum Teufel habt Ihr denn gesteckt?«
»Ich wollte nur etwas lustwandeln, als ich von der Mühle zurückkam«, sagte sie und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. »Und da begegnete mir …«
»Lustwandeln?« Er schüttelte sie. »Wo überall marodierende Räuberbanden herumziehen?«
»Ich kann selbst auf mich aufpass … marodierende Räuberbanden?« Endlich erfasste sie, welch tiefe Sorge hinter seinem Zorn steckte. »Was ist denn los?«
»Wenn Ihr in der Burg geblieben wäret, wie ich Euch befahl, hättet Ihr davon gehört«, versetzte er wütend. »Heute Nachmittag haben wir eine niedergebrannte Kate vorgefunden, und auf der Ostweide lag ein Dutzend sinnlos abgeschlachteter Schafe.«
»Sinnlos abgeschlachtet?«
»Geschlachtet und liegen gelassen«, steuerte Michael bei.
»Und die Bewohner der Kate?«
»Konnten entkommen. Mit knapper Not.« Peril ließ Eloise los und richtete sich auf. »Es war mutwillige Zerstörung, wie das Rad heute Morgen. Es wäre noch schlimmer gewesen, wenn der Schäferhund nicht Alarm geschlagen hätte. Kein Ort im Wald oder den abgelegenen Weiden ist sicher!« Er packte sie wieder am Arm. »Und ich dulde nicht, dass Ihr Euer Leben aufs Spiel setzt und mich und meine Mannen zwingt, stundenlang nach Euch zu suchen!«
Sie las die sichtliche Anspannung in seiner Miene. Er hatte sich wahrhaftig Sorgen gemacht. Und die Männer … Die Erkenntnis, dass er einen Suchtrupp zusammengestellt hatte, erfreute und ernüchterte sie zugleich.
»Hätte ich das geahnt, Mylord, wäre ich nicht spazieren gegangen.«
»Ihr habt doch das Rad gesehen, und ich habe Euch heute Morgen angewiesen, nie ohne Begleitung auszugehen.« Er ließ sie los und riss sich die Handschuhe ab. »Was muss ich denn noch tun? Euch am Bettpfosten festbinden?«
Peril erstickte die aufkommende Heiterkeit unter den Zuhörern mit einem strafenden Blick.
»Ich will Euch sagen, was Ihr tun müsst, Sir«, antwortete sie hoheitsvoll. »Behandelt mich so, als besäße ich so viel Verstand, dass Ihr mich in sachlichem Ton auf die Gefahren hinweisen könnt. Schließlich bin ich ein vernunftbegabtes Wesen.«
»Das, Madam, dürfte Anlass zu Diskussionen bieten.«
Sie reckte ihr Kinn. Dies war weder die Zeit noch der Ort für solche Debatten.
»Was dagegen außer Zweifel steht, Mylord, ist die Tatsache, dass Euer Nachtmahl jetzt bereit ist. Nach solch einem anstrengenden Tag müsst Ihr ja hungrig sein.« Sie raffte die Röcke und ging in den Saal zurück.
Peril sah ihr nach und wandte sich dann seinen Männern zu, die zwischen ihm und den offenen Türen hin- und hersahen.
»Lasst die Pferde gesattelt«, befahl er und winkte sie in den Saal. »Wir müssen nach dem Nachtmahl noch Patrouille reiten.«
Das Essen mundete vorzüglich, und es gab reichlich Ale für alle. Peril beobachtete Eloise, wie sie die Dienerschaft anwies, und spürte, wie die Sorge von ihm wich, da sie nun wohlbehalten zu Hause war, wo sie hingehörte.
Während er ganz Whitmore auf den Kopf gestellt hatte, um sie zu finden, hatte er ein seltsam leeres Gefühl gehabt in seiner Brust … etwas wie eine Sehnsucht, ein Schmerz, ein Wunsch, sie in seinen eigenen Leib zu ziehen, wo er sie immer bei sich hätte und sie beschützen könnte. Es war ein beunruhigendes Gefühl, das er der Angst zuschrieb, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Aber das erklärte nicht, warum, jetzt, wo sie hier und sicher war, er immer noch diesen Schmerz in seiner Brust spürte. Oder warum er noch schlimmer wurde, als er an ihren steifen Schultern ihren Zorn erkannte.
»Wein, Mylord?« Sie brachte den Krug an den Tisch und füllte seinen Becher, bevor sie sich neben ihm niederließ. Er blickte nicht von seinem Essen auf, vermied es, sie anzusehen.
»Während ich heute spazieren ging, fand ich jemanden für die Pflege der Kräutergärten und unserer Hausapotheke, mit umfangreichen Kenntnissen auf dem Gebiet der Heilkunst«, sagte sie mit ausgesuchter Höflichkeit.
»So? Wo ist denn dieses Wunder an Gelehrsamkeit? Wo habt Ihr ihn aufgespürt?«
»Dort sitzt sie, Mylord.« Sie zeigte auf eine merkwürdig aussehende ältere Frau, die bei der Küchentreppe stand, und winkte ihr zu.
Peril starrte verwundert auf die Fülle grauen Haars, die goldenen Ohrringe und das auffällige violette Gewand.
»Darf ich Euch Hildegarde vorstellen?« sagte Eloise, als die Frau sich näherte und den Kopf senkte. »Sie ist weit gereist und hat
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