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Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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vollendeten steinernen Bergfried dominiert wurde. Um das Gebäude herum gluckten wie Gänseküken an ihrer Mutter lauter behelfsmäßige Holzhütten und ein solideres Gebäude aus Stein und Fachwerk. Von weitem mutete der Herrensitz wie eine unvollendete Burg an, an der noch gearbeitet wurde. Von nahem betrachtet, erwiesen sich die immer noch nackten Balken indes als verwittert. Generationen von Unkräutern waren durch die Steinritzen gesprossen und hatten diese zum größten Teil überwuchert.
    Außerhalb der Mauern, entlang der Straße, zogen sich Katen, Stallungen und Schuppen hin. Dahinter lagen in jeder Richtung die Allmenden, auf denen sich Kühe und Schafe die wenigen verbliebenen und vergilbten Grashälmchen streitig machten. Nach Osten hin schlossen sich Felder an, die wieder mit dem Pflug noch mit der Egge Bekanntschaft geschlossen hatten. Und nicht weit westlich davon lag ein Gehölz, das durch ein schmales Band aus offenbar neuerer Aufforstung mit einem dichten Wald verbunden war.
    Früher am Tag hatte es geregnet. Die Straße zwischen den Katen hatte sich in einen Morast verwandelt. Üble Gerüche von Jauche und verschimmeltem Stroh drangen aus den nahe gelegenen Ställen und vermischten sich mit dem Qualm von brennendem Torf.
    Wieder daheim, dachte Peril bei sich. Leider war alles noch genau so, wie er es in Erinnerung hatte.
    Sein Zuhause, dachte Eloise, als sie die trutzige Mauer und den unvollendeten Bergfried sah, den trostlosen Zustand und die unerreichten Ziele. Es entsprach überhaupt nicht ihren Vorstellungen. Man sollte doch meinen, dass ein so stolzer Edelmann auch Grund gehabt hätte, ein stolzes Anwesen sein Eigen zu nennen. Nun, vielleicht trog der äußere Schein, und man hatte mehr Sorgfalt auf die Innenausstattung der Wohnräume und der Ställe und Werkstätten gelegt.
    Rasch wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Menschen zu, die den Weg säumten, und jenen, die vom Dorfanger und den Feldern herbeiliefen, um ihren Herrn zu begrüßen. Ein paar von ihnen, überwiegend Kinder, riefen einen Willkommensgruß und winkten. Die Erwachsenen, die meisten zerlumpt und barfüßig, standen flüsternd beieinander und senkten ehrerbietig die Köpfe, als der Earl in ihre Richtung schaute. Eitel Freude über seine Rückkehr herrschte offensichtlich nicht.
    Sie ritten durch das Eingangstor und schlängelten sich die Anhöhe hinauf zur Vorderseite des steinernen Turms, wo eine Anzahl von Menschen sie schon erwartete. Eloise freute sich, Sir Michael, Sir Simon, Sir Ethan und den liebenswürdigen Pascoe darunter zu entdecken. Doch als Erster begrüßte den Earl ein betagter Mann in Samtrobe, der die Amtskette eines Haushofmeisters trug und sich auf eine Krücke stützte.
    »Euer Lordschaft!« Er blinzelte und tappte am Earl vorbei. »Willkommen daheim, Sir – in alter Frische.« Peril schoss nach links, um den Alten abzufangen und ihm auf die Schulter zu klopfen.
    »Sedgewick!« brüllte er dem Haushofmeister ins Ohr. »Wie steht’s denn hier?«
    »Bier? Bier wünscht Ihr?«
    »Nein, nein – ich fragte nur, ob alles hier zum Besten steht.«
    »Kein Grund zur Klage. Nur … dass Euer Vater verschieden ist. Die arme Seele. Er starb im Schlummer …«
    »Ja, das war vor zwei Jahren«, brüllte der Earl. »Ist sonst alles in Ordnung?«
    »Sehr wohl, Seigneur!« Eine ältere Frau, die sich auf ein junges Mädchen statt auf einen Stock oder eine Krücke stützte, humpelte herbei, um mit französischem Akzent die Frage zu beantworten. Sie trug ein weites Samtkleid sowie ein makelloses Gebende und einen dunklen Schleier, doch die Augenlider hingen schlaff herab, die meisten Zähne fehlten, und ihre Hand zitterte so sehr, dass der Arm des Mädchens bebte. »Keine Todesfälle. Keiner verstümmelt. Keine größeren Unglücksfälle.«
    Zu Eloises Überraschung atmete der Earl erleichtert auf, nickte der Frau zu und sagte »Eh bien, Madame. Merci. « Und dann begab er sich zu Eloise und Maria Clematis, um den Damen beim Absteigen zu helfen.
    »Ist das Eure Braut, Mylord?« Der alte Sedgewick watschelte heran, um Eloise eingehend zu prüfen, fuhr aber erschrocken zurück. »Meiner Treu! Die dünkt mich eine Nonne.«
    »Das ist sie auch«, stieß der Earl zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das ist Schwester … Schwester …«
    »Eloise«, ergänzte diese.
    »Ihr habt Euch mit einer Nonne verheiratet?« Der Alte war wahrhaft entsetzt – ebenso wie die anderen Mitglieder des Haushalts, als die Kunde von

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