Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
erster Hand zu erstellen und dann ein gerechtes und richtiges Urteil zu fällen«, behauptete sie und striegelte immer schneller. Das alte Pferd wieherte anerkennend.
»Ihr messt mich also an diesen wundersamen Regeln … Was, wenn ich denen in einigen Aspekten nicht entspreche? Was, wenn ich Euer kostbares Ideal nicht erfüllen kann? Heißt das etwa, dass ich nicht zur Ehe tauge? Seht Euch meine Männer an. Manche sind hoch gewachsen, manche klein … manche sind von kräftiger Statur, andere feingliedrig … manche sind zurückhaltend, andere leutselig. Ich versichere Euch, es wäre ein verhängnisvoller Irrtum anzunehmen, dass die Kleineren, Zarteren oder die Leutseligeren schlechtere Kämpfer wären.« Gereiztheit kroch in seine Stimme. »Wenn es Unterschiede in den Reihen guter Krieger gibt, was veranlasst Euch zu der Annahme, gute Ehemänner müssten alle von gleichem Äußeren oder Wesen sein?«
»Das setzen wir keineswegs voraus, Lord Whitmore. Dennoch sind guten Ehemännern einige Charakterzüge durchaus gemein, und es ist unsere gottgegebene Aufgabe, bei der Auswahl von Gatten für unsere Jungfrauen äußerste Sorgfalt walten zu lassen, ist doch die Ehe ein Sakrament. Und soll ein Leben lang dauern.«
»Ich habe die ganze Welt bereist, Schwester, und habe gesehen, was in Dutzenden verschiedener Länder als Ehe durchgeht. Vielerorts verwendet man mehr Sorgfalt auf den Kauf eines Kamels als auf die Wahl einer Braut. Und dennoch schaffen es die Leute, sich irgendwie zusammenzuraufen.«
»Nun, wenn Ihr Euch mit einer Frau zufrieden gebt, die weniger Wert als ein Kamel hat«, schoss sie zurück, »dann solltet Ihr Euch so eine holen.«
»Ich wünschte, das wäre möglich. Mit Sicherheit würde das mein Leben einfacher machen!«
Eloise hielt im Striegeln inne und strafte ihn mit einem Blick, dass er sich vorkam wie eine halbgare Rote Beete, die geschält werden sollte.
»Wenn Ihr so denkt, warum habt Ihr dann die lange Reise zu unserem Kloster unternommen, um auf Brautschau zu gehen? Warum habt Ihr nicht die das nächstbeste weibliche Wesen gefreit, das Euch über den Weg lief? Besser noch, warum nicht gar die beste verfügbare Mitgift? Ihr wäret nicht der Erste, der auf diese Weise sein Vermögen macht.«
»Das geht nicht«, erklärte er und bemühte sich, sich nichts von seinem Unmut über ihre Gegenwart oder seine Zwangslage anmerken zu lassen. »Ich brauche eine hervorragende Braut – eine Braut ›von höchster Tugend‹.«
»Wer sagt das?«
»Meine Leute.«
»Und was haben die mit Eurer Verheiratung zu schaffen?«
»Sie wollten eine Herrin haben, die würdig genug ist, um … Sie bestehen darauf, dass …« Er hielt inne, fühlte sich am Rand eines Abgrunds. Sie würde nichts von einem Herrn halten, der sich von ein paar Leibeigenen und Kätnern zur Ehe zwingen ließ.
»Worauf bestehen sie?« bohrte sie nach.
Er sah zu Boden, suchte verzweifelt nach einem anderen Gesprächsthema, als sein Blick an den Hufen des alten Kleppers hängen blieb.
»Die Hufe sehen wirklich böse aus. Terrence kann mit Hufkratzer und -feile umgehen – ich werde ihn zu Euch schicken.« Er drehte sich jäh um und ging zu seinen Männern, die sich gerade um ein Lagerfeuer scharten.
Eloise fühlte sich merkwürdig schwach in den Beinen, als sie ihm nachsah. Er war so groß, so gut gebaut, so stark … und voll innerer Konflikte. Was wollte er nur vor ihr verbergen? Glaubte er wirklich, dass sie es ihm nicht ansah?
Seine Männer kamen, schoben sie beiseite und hoben, reinigten und beschnitten die verwachsenen Hufe des alten Gauls. Unfähig zu helfen oder das Gespräch mit dem Earl weiterzuführen, zog sie sich ans Feuer zurück, wo Clemmie jetzt allein auf weiter Flur stand und sich die Hände wärmte.
Als Eloise kam, sprang einer der Männer – Pascoe, der Feuermacher der vorigen Nacht – auf und erbot sich, ihr und ihrer Gefährtin ein eigenes Feuer anzuzünden. Sie lehnte es ab, ihm Umstände zu bereiten, doch er und die anderen bestanden darauf. Als dann Maria Clematis zu ihr herübereilte, bemerkte Eloise, dass jeder Mann, an dem Clemmie vorbeikam, rasch das Gesicht abwandte. Erst als Maria Clematis unmittelbar neben ihr stand, wurde ihr klar, warum. Die Wärme des Feuers setzte den Duft von Pferdemist frei, mit dem Maria Clematis’ Kleider immer noch behaftet waren.
Dagegen konnte man nichts tun, bis man vielleicht irgendwo an Bleicherde käme, um das Habit damit gründlich zu reinigen. Kommentarlos bot
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