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Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Titel: Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil , Florian Tietgen
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mir weh!“, schnaufte sie.
    „Das magst du doch!“ Er presste sich an sie. „Der Bauer darf grob sein, solange er la Princesse gibt, wonach sie verlangt. Das ist doch so! Ist es so?“ Seine Stimme klang heiser. „Na los, sag es. Sag, warum du hergekommen bist. Sag, was ich mit dir machen soll.“
    Sie schüttelte den Kopf und er ging auf Abstand, hielt sie aber immer noch fest.
    „Willst du gehen?“, fragte er.
    „Nein.“
    „Dann sag es.“
    „Liebe mich“, flüsterte sie und der Cavalier lachte.
    „Das ist keine Liebe.“
    Er fasste unter ihr Kleid. Mit einem lauten Ratschen riss er ihr den Slip vom Leib; öffnete seine Hose. Er nahm sie auf die Arme und sie schlang die Beine um seine Hüften; klammerte sich an seinen Schultern fest. Ich hörte ihn keuchen. Die Holzbretter knarrten. Lizzie stöhnte laut auf. Dann ließ er sie los, stieß sie von sich. Sie stolperte und fing sich an einem Balken ab. Er zog seine Hose hoch.
    „Und jetzt geh, Princess. Du hast bekommen was du wolltest.“
    Lizzie wischte sich übers Gesicht. „Warum bist du so?“, schluchzte sie.
    „Ich bin, wie du mich haben willst“, sagte er ganz ruhig. „Genau so.“
    Dann kam er auf mein Versteck zu. Neben der Leiter stockte er einen Moment und ging durch den hinteren Ausgang.
    Lizzie starrte ihm nach, strich sich das Kleid glatt und lief hinaus in Richtung Dorfplatz.
    Ich atmete tief durch. Der Geruch des Heus kitzelte in meiner Nase. Warum erniedrigte sie sich so? Was war nur in ihrem Leben schief gelaufen?
    Ich musste mit ihr reden. Aber vor allem, musste sie darüber reden. Was war nur passiert? Wer hatte sie so verletzt? Ich war ihre Schwester und ich fühlte mich für sie verantwortlich.
    Ein Rascheln. Ich suchte den Heuboden mit den Augen ab. Nichts. Nur ein leises Fiepen. Mäuse, dachte ich und sprang auf die Füße. Heuballen stapelten sich an der Wand, doch in der hinteren Ecke war noch etwas anderes. Es sah aus wie ein Kasten. Ich ging darauf zu. Beim Näherkommen erkannte ich, dass es sich um eine Holztruhe handelte. Aber warum hatte man sie auf dem Heuboden verstaut? Oder hatte man sie dort versteckt?
    Das Holz fühlte sich trocken und rissig an, die Scharniere waren rostig. Ich hatte Mühe, den Riegel zur Seite zu schieben. Der Deckel öffnete sich quietschend. Ich musste mich tief über die Öffnung beugen, um etwas erkennen zu können.
    Schriftrollen mit Bändern verschnürt. Vorsichtig nahm ich eine der Rollen heraus und löste das Band. Ich rollte das Papier auf, doch es war zu düster, um etwas lesen zu können. Ich kramte in der Truhe und fühlte Leinwand unter meinen Fingern. Am Boden lagen Bilder. Mein Puls beschleunigte sich. Mit zitternden Händen zog ich eins der Gemälde hervor und erkannte Agnès‘ Stil. Augenscheinlich, die lebendige Dunkelheit, das Mondlicht, das die Szenerie in Bewegung zu versetzen schien. Warum hatte sie die Sachen hier versteckt? Ich zog noch eins der Bilder heraus und schluckte. In dieser Szene dominierte die Sonne, die Farben schimmerten selbst im spärlichen Licht des Heubodens hell und klar wie ein Junimorgen.
    Am Stamm einer uralten Eiche lehnte eine Frau. Ihr langes Haar wellte sich um ihre Schultern, die grünen Augen sahen mich direkt an. Das war ich. Älter, aber unverkennbar ich. Meine Hände zitterten, als ich das Bild zurück an seinen Platz legte. Ich würde bei Tageslicht zurückkommen, um mir die Dinge genauer anzusehen. Auch die Schriftrollen. Eine kleinere steckte ich in meine hintere Hosentasche. Der Deckel rutschte mir aus der Hand und schlug krachend zu. Ich stand wie erstarrt. Nichts rührte sich. Keine Schritte, keine Stimmen waren zu hören.
    Ich stieß den Atem durch die Zähne aus, wartete trotzdem noch einige Minuten, bevor ich die Leiter hinab stieg und zurück zum Gasthaus lief. Ich hielt mich im Schatten der Häuser und hoffte, dass mich niemand gesehen hatte.

    Lizzie hockte am Tresen, umklammerte ihren Krug mit beiden Händen und starrte in ihr Bier. Sonst war niemand mehr anwesend. In der Küche klapperte Chloé mit Geschirr, aber an diesem Abend sang sie nicht. Ich setzte mich neben meine Schwester an die Theke und stupste sie sachte an.
    „Na, versuchst du deine Zukunft aus dem Schaum zu lesen?“
    Sie antwortete nicht, schniefte nur. Sie hatte geweint, ihre Augen waren gerötet. Ich legte meine Hand auf ihren Arm.
    „Es ist alles meine Schuld“, flüsterte sie. „Warum kann ich nicht einmal etwas richtig machen?“
    „Was willst du mit

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