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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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    Es war der heißeste Tag des Sommers 1925, die Temperaturen beweg ten sich auf die Dreißig-Grad-Marke zu – nicht gerade die idealen Umstände, um sich förmlich gekleidet in Innenräumen aufzuhalten, dicht an dicht gedrängt mit anderen überhitzten, zu dick eingepackten Leibern. Doch es handelte sich hier um ein Wochenende auf einem englischen Landsitz, gesellige Spiele standen auf der Tagesordnung, und so blieb den anderen Gästen und mir nichts anderes übrig, als den Launen unserer Gastgeber nachzugeben. Und es war nun einmal der Wunsch von Sir James Eagle und seiner Gemahlin Lady Caroline, Verstecken zu spielen.
    In meiner Heimat spielen Erwachsene in der Regel nicht Verstecken. 1925 war ich jedoch weit von meiner Heimat entfernt. Der halbe Erdball liegt zwischen der Nordküste von Norfolk in England, wo ich an diesem Augustnachmittag vor Hitze fast umkam, und Boston in Massachusetts, wo ich geboren wurde und von wo aus ich vor einem Jahr nach Cambridge aufbrach, um ein Zusatzstudium zu absolvieren.
    Man sehe mir die langweiligen Details nach. Eigentlich muss man nur wissen, dass ich mich in einem Wandschrank unter der Treppe versteckte, in dem normalerweise Krockethämmer und Regenmäntel aufbewahrt wurden, und bei mir war mein bester Freund in Cambridge, Harry ›Boy‹ Morgan – Sportler und Kapitän der Rudermannschaft, als Student eher mittelmäßig, Liebling der Tochter des Hauses –, dessen langer, steifer Schwanz kurz davor war, erstmals in den Mund eines Mannes einzudringen – meinen. Den Spitznamen ›Boy‹ trug Morgan wegen seiner geradezu absurd jugendlichen Frische, seiner langen Glieder, seiner immerzu guten Laune und seiner Neigung, trotz des dunklen Teints schnell rot anzulaufen. Ich hatte es auf ihn abgesehen, seit ich ihn das erste Mal erblickte, als er gerade ein umgedrehtes Ruderboot aus dem Fluss Isis trug. Die über den Kopf gestreckten Arme waren lang und elegant geschwungen, und in den Achseln schimmerte, feucht von der Anstrengung, ein dichter Busch Haare. Seine Sportbekleidung war ebenfalls nass, und er roch förmlich nach körperlicher Anstrengung. Als wäre das nicht schon genug gewesen, lächelte er mich auch noch an – ein leicht dümmliches, vertrauensseliges Lächeln, das mich uneingeschränkt willkommen hieß. Diese Erfahrung hatte ich mit den in sich gekehrten Einwohnern von Cambridge nicht allzu oft gemacht, die zwar das Geld der Bewohner der Neuen Welt, nicht aber unsere Manieren liebten.
    An diesem Tag am Fluss schwor ich, dass ich mir Boy Morgan angeln würde, koste es, was es wolle. Weder seine Unschuld noch seine Beschränktheit würden mich von meinem Ziel abhalten – ebenso wenig die Tatsache, dass er sich erst jüngst mit der reizenden und allseits beliebten Miss Belinda Eagle, der Schwester eines Ruderkameraden, verlobt hatte. Ich lud ihn zum Tee bei mir oder zum Mittagessen, stets begleitet vom warmen und schalen Cambridge-Bier, in einem Pub ein, unternahm Ruderausflüge auf der Cam mit ihm und erteilte ihm an langen Abenden auf meinem Zimmer Nachhilfe in den Fächern, die mir leicht- und ihm schwerfielen.
    Während der Semesterferien hatte er sich des einsamen Fremden erbarmt und mir eine Einladung nach Drekeham Hall verschafft, dem Stammsitz der Eagles, der nur einen Steinwurf von den mürben Klippen der Küste von Norfolk entfernt lag. Hier sollte ich die englische Oberschicht erstmals in natura erleben. Und jetzt, in der Dunkelheit eines modrig riechenden Wandschranks unter der Haupttreppe, sollte mein lange gehegter Plan endlich von Erfolg gekrönt werden. Ich näherte mich meiner Trophäe, und der Moschusduft des schwitzenden Athleten übertünchte den allgegenwärtigen Geruch nach Gummistiefeln und Leinöl. Morgans brennend rote Wangen, sein offener Mund und die dunklen Haare, die selbst durch Brillantine kaum zu bändigen waren – all das konnte ich mir nur vorstellen, ebenso wie die dicke Ader auf seiner blassen, hohen Stirn, die immer dann anschwoll, wenn er sich beim Rudern anstrengte. Auch den Schwanz konnte ich nur erahnen, den ich so oft gesehen hatte, in der Umkleidekabine oder beim Nacktbaden im Fluss (wie oft hatte ich ihn dazu aufgefordert!) – und jetzt war er beinahe komplett hart und bereit, der ganzen Länge nach geschluckt zu werden.
    Und wie, mag man sich nun fragen, war es dazu gekommen? Ich hatte kaum etwas dazu beigetragen; die Sitten und Gebräuche der Zeit arbeiteten für mich. Selbstverständlich teilten wir uns ein Zimmer

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