Jetzt aber Ballett (German Edition)
"Hallo Andreas!"
Andi erschrak. Vor ihm stand Christine, ein Mädel aus seiner Klasse, besser : aus seiner Ex-Klasse, denn im Sommer hatten sie das Abitur abgelegt und die Schule beendet.
"Hast du die richtige CD gefunden?", fragte sie.
Schnell ließ Andi die Kuschelrock -CD zurück ins Regal gleiten.
"Ja, hier. Die Ärzte. Die werde ich nun das Wochenende nonstop hören."
Christine war ein nettes Mädchen, keine Schönheit, aber ein Kumpeltyp.
"Oh, dann muss ich jetzt aber zur Kasse. Die machen ja gleich dicht.", wollte sich Andi verabschieden.
"Kommst du nachher auch zu Ralf?", fragte Christine.
"Zu Ralf?"
"Ja, der hat sturmfrei und fast alle aus der Klasse werden da sein. "
"Ich weiß nicht …", meinte Andi, dem so schnell keine Ausrede einfiel.
Er wollte nicht zu der Party, er wollte die Ärzte hören, verdammt noch mal.
"Eh, nun komm schon. Ist bestimmt das letzte Mal, dass wir alle zusammenkommen. Bald verschwinden alle in sämtliche Himmelsrichtungen zum Studium. Wird bestimmt lustig."
"Äh, klar. Wann geht’s denn los?"
Zwei Stunden später klingelte Andi an der Wohnungstür, hinter der es bereits lautstark zur Sache zu gehen schien. Er hatte ein Sixpack Bier unterm Arm und irgendeinen Likör in der Hand, den er wahllos an der Tanke gegriffen hatte. Mit Alkohol hatte Andi nicht viel am Hut.
"Komm rein und nimm dir was zu trinken", begrüßte ihn Ralf, der schon mächtig angeheitert wirkte. Er war als Partyhengst berühmt und berüchtigt. Andi beschloss, sich mal kurz in der Runde umzusehen und dann schnellstmöglich die Fliege zu machen. Ihn würde hier ohnehin niemand vermissen, denn eigentlich hatte er mit niemandem aus der Klasse näheren Kontakt. Kein, Wunder, dass er zu der Party gar nicht eingeladen war – er war nur hier, weil ihm Christine zufällig über den Weg gelaufen war.
Andi wollte sich gerade ein Bier nehmen, als Ralf ihm ein Glas hinhielt.
"Probier mal. Ist eine Spezialmischung."
Da Andi nicht scharf darauf war, heute noch ins Koma zu fallen, versuchte er, höflich abzulehnen.
"Nein danke. Ich muss morgen früh raus. Kann heute nicht so viel trinken", log er.
"Ein Glas. Nun hab dich nicht so. bist doch ein Kerl, oder nicht", ließ Ralf nicht locker.
"Na OK, aber nur ein Glas", willigte Andi schließlich ein.
"Hopp und weg", forderte Ralf und kippte selbst auch ein Glas in einem Zug hinunter.
Andi tat es ihm widerwillig nach. Bäh, was für ein Scheißzeug! Mindestens die Hälfte davon war irgendwas sehr Hochprozentiges und der Rest eklig süß. Hätte nicht gefehlt und Andi hätte sich auf der Stelle übergeben müssen. Ihm wurde heiß und auch duselig. Kein Wunder, hatte er doch seit dem Mittag nichts mehr gegessen. Also suchte er sich schleunigst eine ruhige Ecke.
Anwesend waren etwa 20 Personen, die meisten von ihnen waren Klassenkameraden. Im recht großen Wohnzimmer hatte man Platz geschaffen, um tanzen zu können. Die Musik war das übliche Hitparadenzeug – also nicht nach Andis Geschmack.
"Ach hier bist du."
Christine stand mit einem Glas Weißwein in der Hand neben ihm.
"Ist da noch frei?"
"Klar", sagte Andi verwundert.
Sie begann sofort, ihm erbarmungslos ein Ohr abzukauen, schwärmte von der Schulzeit, als hätten sie nicht vor einigen Tagen noch alle darauf gekotzt.
Dann kam ein Schwung neuer Gäste an. Andi bemerkte ein Mädchen, das kurz an ihnen vorbeihuschte und Christine flüchtig grüßte.
´Ein Gesicht, wie ein Porzellanpüppchen`, dachte Andi sofort, obwohl er es nur für einen kurzen Augenblick gesehen hatte. Sie war mit dem Rücken zu ihnen stehen geblieben und führte nu n eine Unterhaltung. Andi betrachtete ihr kinnlanges dunkelblondes Haar und den grazilen, langen Hals. Das gefiel ihm sehr und ebenso der kleine, knackig runde Po, der sich in der engen Jeans abzeichnete.
´Wahrscheinlich macht sie Ballett´, dachte er bei sich.
"Kennst du die näher?", fragte er schließlich Christine.
"Wen?"
"Das Mädchen in dem schwarzen Shirt und der Jeans."
"Das Mädchen?", Christine lachte, "Das ist Sascha und ein Er."
"Nee, ein Kerl?", fragte Andi ungläubig und starrte weiter auf Saschas Körper.
"Du siehst aus, als wenn du dich gerade verliebt hast", meinte Christine und fing an zu kichern.
"Ha, ha. Sehr witzig", versuchte Andi die Situation zu überspielen und ging erstmal in die Küche, um sich etwas zu essen zu holen.
Das Stück Pizza war trocken und der Teller Chilli con Carne dermaßen scharf,
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