Cosmic Trigger (Band 3)
der ’Pataphysik
neue Hinweise via Mr. Lamy anbietet
Who the hell wants to see a movie about Adolph
fucking Hitler?
- Chaplin
Adolph
who?
- One, Two, Three
Im
Jahre 1989 war ich wieder in Paris,
wanderte die alten Straßen des rive gauche entlang
und stattete der
Hochschule für ’Pataphysik einen Besuch ab.
M.
de Selby begrüßte mich wie immer
warmherzig. Ich bemerkte, dass er ein wenig älter und grauer aussah,
seit ich
ihn das letzte Mal besucht hatte. Und ich realisierte mit einem
leichten Schock,
dass auch ich wohl älter und grauer aussah. Subtil schleicht sich der
alte
Feind an uns alle heran …
Wir
tranken einen portugiesischen
Espresso und genossen ein wenig mit Tabak gemischtes Haschisch – ein
kontinentaler Brauch, der trotz aller Krebswarnungen noch nicht
abgeschafft
wurde. Man muss schon nach Nordafrika oder zurück in die Staaten gehen,
um
reine Haschisch-Joints zu bekommen, denen nicht das giftige Nikotin
hinzugefügt
wurde.
De
Selby reagierte mit Vorsicht, als
ich meine Nachforschungen über die düstere Prieuré de Sion erwähnte.
„Ah, qui“,
sagte er unbestimmt. „Jeder möchte mehr über sie erfahren … außer mir.
Ich
würde gerne weniger wissen, danke schön. Einige Dinge sollten nicht
bekannt
werden, denke ich … doch hast du Lamys Buch schon gelesen?“
Ich
gestand, dass ich dieses Buch
weder gelesen noch von ihm gehört hatte.
„Oh“,
sagte er vergnügt. „Das wirst du
sehr genießen.“ Und er begann, in seinem Archiv, den Buchregalen,
Schubladen
und dem allgemeinen Chaos zu stöbern, bis er schließlich das Buch Jules
Verne: Initiate et Intiateur von Michel Lamy in den Händen
hielt.
„Kennst
Du diesen Lamy?“, fragte ich.
„Niemand
kennt ihn“, sagte er
geheimnisvoll. „Einige sagen, er existiert gar nicht. Der Name kann
eine Maske
für die C.I.A., den K.G.B. oder die Prieuré selbst sein, soviel ich
weiß.
Einige behaupten, ‚Lamy’ ist eine weitere Fassade von UMMO. In dieser
postmodernen Welt … nun, du kennst ja deinen Jarry und Nietzsche …“
Dann
entschuldigte er sich und zog sich in seinen Computer-Raum zurück. „Du
möchtest
bestimmt etwas Zeit mit dem Buch verbringen“, sagte er. „Es hat genug
in sich,
wie die Iren sagen, um eine Fledermaus zum Grinsen zu bringen.“
Ich
nahm das Buch und blätterte es
durch. Ich zweifelte daran, dass ich es an einem Nachmittag durchlesen
könne.
Ich fand aber bald heraus, dass der Text von M. Lamy die gesamte
Literatur über
die Prieuré de Sion übertraf, die ich bis dahin gelesen hatte. Er würde
nicht
nur eine Fledermaus zum Grinsen bringen, wie de Selby sagte, sondern
sogar eine
Eule dazu, laut aufzulachen.
Entsprechend
meiner Aufzeichnungen
verbrachte Lamy recht viel Zeit damit, die Ursprünge der Vampirlegende
zu
diskutieren und bemerkte dabei ein paar merkwürdige Parallelen zwischen
Dracula
und Jesus Christus. Im Besonderen die Tatsache, dass beide aus ihrem
Grab
auferstanden seien und kannibalistische Riten eingeführt hätten. Nur
einen
symbolischen Kannibalismus im Fall von Christus, folgt man den
Protestanten.
Wirklichen Kannibalismus indes - als symbolischer Kannibalismus
verkleidet –,
folgt man den Katholiken (Es hängt davon ab, ob man wortwörtlich daran
glaubt,
dass sich das Brot in das Fleisch eines toten Juden verwandelt oder
nicht. Die
katholische Lehre behauptet, dass dies der Fall ist.)
Plötzlich
sah ich die Synekdoche: Wie
könnte ich dieses Buch über die Fälschungen der Realität und die
Realität der
Fälschungen schreiben, ohne auf die weit verbreitete Maske einzugehen,
bei der
Gläubige behaupten, Fleisch und Blut zu sich zu nehmen und mit dem
Gusto eines
Hannibal Lecter herunterzuschlucken, wo Ungläubige nur Brot und Wein
sehen?
Wenn aus einer phänomenologischen – oder sogar einer ’pataphysischen –
Perspektive die Teilnehmer eines sozialen Ritus innig daran glauben,
dass sie
an einem kannibalistischen Fest teilgenommen haben, dann beschreiben
diese
beiden Worte exakt ihre Erfahrung . Der unabhängige
Beobachter, der weder
Fleisch noch Blut sieht, ist dabei nicht Teil der Gruppe und ihres
Realitäts-Tunnels und erfasst die Erfahrung anders. Er sieht nur die
äußerlichen Handlungen, jedoch nicht die innere Bedeutung … genauso wie
ein
tauber Mensch ein Symphonieorchester sehen, aber nicht hören kann.
Von
Christus´ ‚Gang durch die Hölle’
in der katholischen Kunst (einem Ereignis, welches in der Bibel nicht
erwähnt
wird) geht M. Lamy dann zu der
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