Cotton Reloaded - Folge 2 - Countdown
überrascht, dass die Terroristen sich offenbar ziemlich gut mit unseren internen Strukturen auskennen. Ich an deren Stelle …«
»Sie sind aber nicht an deren Stelle, Cotton«, fuhr High ihm in die Parade. »Können wir jetzt bitte fortfahren, indem wir die Niederungen der Spekulation verlassen und uns an Fakten halten?« Er drückte den Knopf einer Gegensprechanlage. »Zeerookah, fahren Sie bitte das Band mit dem aufgezeichneten Drohanruf ab.«
Die Stimme eines der Terroristen drang aus einem Deckenlautsprecher. Er forderte in perfektem Englisch, aber mit unverkennbar arabischem Akzent, die umgehende Freilassung von Seif al-Bakkay. Ansonsten werde es ein böses Erwachen für die Bewohner New Yorks geben. Der Anrufer schloss mit dem bei Dschihadisten üblichen »Allahu Akbar«.
Im Konferenzraum blieb es still, als wollte niemand das Gehörte kommentieren.
High ergriff das Wort: »Das Gute an dieser Hiobsbotschaft ist: Im Gegensatz zu verblendeten Fanatikern, die Terror um des Terrors willen verbreiten, haben wir es hier mit pragmatischen Fanatikern zu tun. Das macht sie berechenbarer.«
»Gibt es ein Zeitfenster, bis wann die Terroristen ihre Forderung erfüllt sehen wollen?«, erkundigte sich Decker.
»Nein, aber das ist auch nicht nötig«, antwortete High. »Wir wissen, dass die Maschine über New York maximal noch für sechs Stunden Flugzeit Kerosin an Bord hat.«
»Welche Optionen haben wir?«, fragte der Präsident. »Abgesehen davon, die Maschine mit einer Raptor vom Himmel holen zu lassen.«
»Keine.« High bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Und die von Ihnen aufgezeigte Alternative sollten wir erst gar nicht in Betracht ziehen. Denn ob die Maschine aus Treibstoffmangel über Manhattan abstürzt oder weil sie abgeschossen wird, kommt letztendlich auf dasselbe hinaus. Die Opferzahlen wären vergleichbar mit denen von Nine Eleven, wenn nicht gar um ein Vielfaches größer.«
»Was ist mit einer Evakuierung der Bevölkerung von Manhattan?«
»Würde viel zu lange dauern. Außerdem könnten die Terroristen die Maschine dann in Queens, Brooklyn oder sonst wo abstürzen lassen. Die Drahtzieher sitzen irgendwo hier unten und würden mitbekommen, wenn wir einen Stadtteil räumen lassen.«
»Sollen wir etwa tatenlos herumsitzen, ohne New York vor der drohenden Katastrophe zu schützen?«, polterte der Vertreter der Homeland Security.
»Wir können einiges tun«, entgegnete High kühl.
»Wirklich? Und was konkret, außer uns hier die Köpfe zu zerbrechen?«
»Unsere Experten arbeiten bereits an Lösungen, wie wir den Bordcomputer der Boeing aus dem Griff der Terroristen befreien können.«
»Und weit sind Ihre Experten?«, fragte der Vertreter der Homeland Security mit höhnischem Unterton.
»Das dauert seine Zeit. Diese Terroristen sind, wie es scheint, Informatik-Genies.«
Cotton hörte sich alles still an, dann aber platzte es aus ihm heraus: »Entschuldigen Sie, Sir, ich bin vielleicht nicht der größte Nahost-Experte, aber meines Wissens beschränken Terroristen aus dieser Region sich auf Bombenherstellung. Von irgendwelchen Genies, die unsere IT-Experten ausstechen können, ist mir nichts bekannt.«
»Sie haben vollkommen recht, Cotton.« High seufzte genervt. »Sie sind kein Nahost-Experte. Also tun Sie uns den Gefallen und behalten Sie Ihre Vermutungen für sich.«
Decker lehnte sich zu Cotton herüber und raunte ihm ins Ohr: »Gut gemacht. Nageln Sie sich nur selbst ans Kreuz. Wenn Sie sich das nächste Mal unbedingt zu Wort melden müssen, dann nur, wenn Sie wirklich etwas Aufschlussreiches zu sagen haben. Haben wir uns verstanden?«
Cotton flüsterte ebenso leise: »Wenn ich die Klappe halten muss, warum sitze ich dann hier? Als Maskottchen, oder was?«
»Das habe ich Ihnen vor dem Meeting zu erklären versucht«, raunte Decker gereizt. »Ich will Ihnen eine Möglichkeit bieten, sich Ihre Sporen zu verdienen. Vermasseln Sie es nicht, sonst werden Sie bis zur Pensionierung hinter einem Schreibtisch versauern und mit anderen Sesselfurzern einer entgangenen Karriere nachtrauern.«
»Ich denke, das ist machbar«, raunte Cotton.
Decker presste die Lippen zusammen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder John D. High zu.
»Wir sollten zweigleisig verfahren«, schlug der gerade vor. »Absolute Priorität hat das Aufspüren des Verstecks der Terroristen. Bei Erfolg ermöglicht das dem Flugzeug eine sichere Landung. Sollte es nicht klappen, müssen wir auf die Schnelle eine alternative
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