Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
erzählte Jim seinem Pferd viele abenteuerliche Geschichten. Es waren Lagerfeuergeschichten, denn alle Cowboys lieben es,
sich die Füße zu wärmen und dabei ihre Abenteuer zu erzählen.
Manchmal spielte Jim auch auf seiner Gitarre und sang dazu:
»Jim war ein Cowboy. Er hatte kein Geld, und Reiten war ihm das Schönste der Welt. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.«
Wenn Mister Tramp müde war, wurde Rast gemacht. Jim suchte sich dann Beeren, Pilze oder irgendetwas anderes zum Essen und das Pferd rupfte sich Gras. Natürlich wären ihm Äpfel lieber gewesen, aber leider wachsen Apfelbäume nur selten wild. Auch im Wilden Westen. Während das Pferd ausruhte, übte sich Jim im Lassowerfen. Das ist eine äußerst schwierige Sache.
Zuerst schwang er das Seil über seinem Kopf, bis es wie ein kreisrunder Reifen durch die Luft wirbelte. Dann ließ er die Schlinge einmal größer und einmal kleiner werden. Er hob und senkte den Arm schnell auf und ab und das Seil tanzte in Wellenlinien um ihn herum. Später sprang er durch und über das
wirbelnde Lasso. Er übte sich im Zielwerfen und im Heranholen von Gegenständen, zum Beispiel im Blumenpflücken.
Es dauerte ziemlich lange, bis er es fertig brachte, auch nur eine einzige Blüte mit der Seilschlinge zu sich heranzuholen, ohne dabei ihren Stängel zu knicken. Dann waren es bald zwei, drei und vier. Wenn er aber zwölf Blumen auf diese Weise gepflückt hatte, ohne sie beschädigt zu haben, war er mit sich zufrieden. Er schmückte damit Mister Tramps Zaumzeug und steckte den Rest in die leeren Schlaufen seines Patronengurtes.
Dann sattelte er das Pferd, stieg auf und ritt weiter.
Eines Tages begegnete Jim einem uralten Mann.
»Guten Tag, alter Mann!«, sagte er zu ihm.
»Guten Tag, Cowboy!«, erwiderte der Alte. Er war ein Pelzhändler im Ruhestand. Nur selten, höchstens alle zehn Jahre einmal, begegnete er einem anderen Menschen.
Deswegen begann er gleich ein kleines Gespräch.
»Wie heißt du? Wohin des Weges?«, fragte er. »Ich bin Jim, der Cowboy, und mein Pferd heißt Mister Tramp«, erwiderte Jim. »Ich reite durch das Land und bleibe immer da, wo es mir gefällt.« Und dann fügte er noch hinzu: »Das tu ich gern.«
»Und wohin reitest du?«, fragte der Alte. »Wo mein Pferd hin will«, antwortete Jim.
»Und wo will dein Pferd hin?«
»Das weiß ich nicht.«
Der alte Pelzhändler schüttelte den Kopf.
»Aber du musst doch eine bestimmte Richtung einhalten!«, meinte er.
»So«, sagte Jim, »was gibt es denn da für Möglichkeiten?«
»Du kannst nach Norden reiten, nach Osten, Westen oder Süden«, erklärte ihm der Alte.
»Und was gibt es im Norden, Osten, Westen und Süden?«
»Im Norden ist es kalt. Da ist der Wind zu Hause und der Boden ist fast das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt.«
»Gibt es da Erdbeeren und Himbeeren?«, fragte Jim.
»Nein. Dort wächst nur Moos, und die Menschen tragen dicke Pelze, damit sie nicht erfrieren.«
»Dann will ich nicht nach Norden«, meinte Jim. »Wie schaut es denn im Osten aus?«
»Im Osten findest du große Städte, in denen viele Menschen wohnen.«
»Gibt es dort Erdbeeren und Himbeeren?«
»Ja. Aber du musst sie in Geschäften kaufen.«
»Was«, empörte sich Jim, »ich soll sie bezahlen und hier wachsen sie im Wald! Nein, der Osten ist nichts für mich.«
»Ja, wie wäre es dann mit dem Westen?«, fragte der Alte.
»Aber wir sind doch hier im Westen!«
Der Pelzhändler staunte.
»Aber Jim, das hier ist doch nicht das Ende der Welt. Es geht doch noch weiter.«
»Und wohin kommt man da?«
»Zuerst musst du über ein hohes Gebirge und dann kommst du ans Meer.«
»Aber ich will nicht über ein Gebirge, nur um ans Meer zu kommen!«
»Ja, dann bleibt nur der Süden übrig«, meinte der Alte, »dort ist es warm. Die Leute tragen Hüte, die so groß wie ein Wagenrad sind, und ein fleißiger Cowboy findet immer eine gut bezahlte Arbeit.«
»Gibt es dort Erdbeeren und Himbeeren?«
»Nein«, erwiderte der Pelzhändler, »aber in der Wüste wachsen mit süßer Milch gefüllte Kakteen.«
»Ja, wenn das so ist, dann will ich in den Süden«, entschloss sich Jim, »und wie kommt man da hin?«
»Du musst die Sonne als Wegweiser benutzen. Wenn sich am Morgen dein Schatten rechts von dir befindet und am Abend links, dann bist du auf dem richtigen Weg.«
»Vielen Dank für die Auskunft«, sagte Jim, »und auf Wiedersehen.«
Er betrachtete die Sonne und seinen
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