Cowboy - Riskanter Einsatz
verlierst!“
Wes hatte den Kopf aus der Tür gesteckt, um nachzuschauen, was draußen los war. Ein kurzer Blick genügte, und er brüllte: „Senior Chief!“
Harvard sauste wie der Blitz übers Dach und das Fallrohr hinab. „Zurück“, rief er Cowboy zu und trat zwischen die beiden Männer. „Zurück, sofort! Hörst du mich, Jones? Wenn du ihn noch ein Mal schlägst, ist dein Arsch in allergrößten Schwierigkeiten!“
Cowboy blieb stehen, vorgebeugt, die Hände auf den Knien. Er rang immer noch um Atem.
Harvard drehte sich um und funkelte Wesley und Bobby an, die beide von der Tür aus zuschauten. „Das geht euch nichts an!“
Die beiden verschwanden in der Baracke.
„Worum zum Teufel geht es hier eigentlich?“, fragte Harvard. Sein Blick wanderte von Cowboy zu Lucky und wieder zurück.
„Keine Ahnung, Senior Chief.“ Lucky fegte sich Dreck von seiner Schulter. „Dieser Verrückte ist einfach auf mich losgegangen.“
Harvard richtete seinen stahlharten Blick auf Cowboy. „Junior, hast du was dazu zu sagen?“
Cowboy hob den Kopf. „Nur eins: Wenn O’Donlon noch ein einziges Mal Melodys Namen erwähnt, schlage ich ihn krankenhausreif.“
„Verdammt, man kommt sich ja vor wie im Kindergarten!“, brummte Harvard und wandte sich wieder an Lucky. „O’Donlon, warst du wirklich so bescheuert, seine Freundin zu beleidigen?“
„Seine Freundin …?“ Lucky war ehrlich verwirrt und auch ein klein wenig amüsiert. „Jones, hast du uns nicht gerade erzählt, dass du … die Frau, deren Namen ungenannt bleibt, weil ich dich nicht krankenhausreif schlagen will, nicht heiraten wirst?“
Harvard fluchte kräftig. „Ist das hier etwa der zweite Teil von Dumm und Dümmer ?“
„Ich kapier’s nicht“, sagte Lucky zu Cowboy. „Wenn du so scharf auf die Kleine bist, warum zur Hölle heiratest du sie dann nicht?“
Cowboy richtete sich auf. „Weil sie mich nicht will“, antwortete er leise. All sein Zorn und sein Frust waren plötzlich verflogen. Es tat nur noch weh. Entsetzlich weh. Er sah Harvard an. „Ich habe alles versucht, aber … sie will mich einfach nicht.“ Zu seinem größten Entsetzen füllten seine Augen sich mit Tränen.
Und zum vielleicht allerersten Mal in seinem Leben hielt Lucky den Mund. Er versuchte nicht, einen Witz zu machen. Harvard sah den blonden SEAL an. „Jones und ich machen einen Spaziergang. Okay, O’Donlon?“
Lucky nickte. „Ja, das ist, ahm … Ja, Senior Chief.“
Harvard sagte kein weiteres Wort, bis sie über den halben Exerzierplatz gegangen waren – und Cowboy sich wieder gefangen hatte.
„Ich muss dich um Entschuldigung bitten, Jones“, erklärte Harvard. „Dass es überhaupt zu diesem Schlamassel gekommen ist, ist meine Schuld. Ich hab den Jungs erzählt, dass du das Mädchen heiraten wirst. Ich bin wohl einfach davon ausgegangen, dass du alles tun würdest, um sie davon zu überzeugen, dich zu heiraten. Und damit komme ich auch schon zum Wichtigsten. Du überraschst mich ganz gewaltig, Junior. Du gibst doch sonst nie auf?“
Cowboy blieb stehen. „Die entscheidende Frage lautet: Was kann ich ihr wirklich bieten? Dreißig Tage Urlaub im Jahr.“ Er fluchte. „Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der nie da war. Wenn ich nur dreißig Tage im Jahr zu Hause bin, hat es keinen Sinn, so zu tun, als könnte ich meinem Kind ein echter Vater sein – oder Melody ein echter Ehemann. Auf diese Weise bleiben wir alle ehrlich. Ich bin der Typ, der ein paar Mal im Jahr zu Besuch kommt. Und Mel sucht sich jemand anderen. Jemanden, der immer für sie da ist.“
Harvard schüttelte den Kopf. „Du hast dir selbst eingeredet, dass in dieser Situation jeder nur verlieren kann, richtig? Mach die Augen auf, Junge, schau dich um. Dein Captain ist in genau derselben Lage. Natürlich vermissen Veronica und sein Kleiner ihn, wenn er nicht da ist, aber sie bemühen sich. Und siehe da – es funktioniert!“
„Schon, aber Veronica ist bereit zu reisen. Ich könnte Melody nicht bitten, Appleton zu verlassen. Das ist ihr Zuhause. Sie lebt gern dort.
„Junior, du kannst es dir nicht leisten, sie nicht zu bitten.“
Cowboy wehrte ab. „Sie will mich nicht“, wiederholte er. „Sie will einen Durchschnittstypen, keinen SEAL.“
„Tja, dann kann ich dir leider auch nicht helfen“, antwortete Harvard. „Denn selbst wenn du morgen deinen Abschied nimmst, wird man dich nie für einen Durchschnittstypen halten können.“
Morgen den Abschied nehmen …
Er
Weitere Kostenlose Bücher