Cowboy - Riskanter Einsatz
USA zum Abschluss gekommen und sie wieder frei wären.
Matthews war so ein Idiot! Er hatte doch tatsächlich die Hoffnung geäußert, die Verhandlungen würden sich zäh gestalten. Wahrscheinlich glaubte er, je länger die Geiselnahme dauerte, desto mehr Geld würde die Story ihm einbringen. Bis jetzt waren sie gerade mal zwei Tage in der Hand der Terroristen. Nach seinem Dafürhalten: zu kurz.
Offensichtlich hatten weder er noch Sterling auch nur ansatzweise den Ernst der Lage erkannt.
Melody dagegen hatte sich mit der Terrorgruppe befasst, die am frühen Mittwochmorgen überraschend die Regierung gestürzt hatte. Kurz danach war die amerikanische Botschaft gestürmt worden. Von Terroristen. Und bekanntlich verhandelte die US-Regierung nicht mit Terroristen; bisher sprach sie lediglich mit ihnen. Aber wenn sich daran nichts änderte, und zwar bald, dann würden diese Fanatiker ihr wahres Gesicht zeigen. Dann durften ihre drei Geiseln nicht mehr damit rechnen, höflich behandelt und verpflegt zu werden – was ihnen derzeit immerhin noch zuteil wurde. Vorausgesetzt natürlich, dass man es als höfliche Behandlung empfand, mit zwei Idioten in einem winzigen fensterlosen Büro eingesperrt zu sein, nur unregelmäßig etwas zu essen und zu trinken zu bekommen und die Toilette benutzen zu dürfen.
Matthews und Sterling hielten ihre Haftbedingungen offenbar für äußerst hart.
Aber Melody wusste es besser.
Sie schloss die Augen und versuchte, das Bild beiseitezuschieben, das sich ihr aufdrängte: eine kalte, feuchte, unterirdische Gefängniszelle. Als sie Appleton für diesen Job in der Botschaft verlassen hatte, war ihr nicht klar gewesen, wie eisig es in den Wintermonaten in der Wüste wurde. Jetzt war März, fast Frühling, aber es konnte nachts immer noch empfindlich kalt werden.
Himmel noch mal, sie durfte nicht über solche Dinge nachdenken! Das machte sie nur fertig.
Der Gedanke an die Gefängniszelle war allerdings immer noch besser als das andere Bild, das ihre übersprudelnde Fantasie immer wieder hochkochte: drei Ungläubige, ermordet von Terroristen.
Cowboy beobachtete die Rückseite der amerikanischen Botschaft durch sein Präzisionsfernglas. In dem Gebäude wimmelte es nur so von Tangos. Ein ständiges Kommen und Gehen. Kein erkennbares Muster.
„Cat“, sagte er nahezu lautlos in sein Mikrofon.
Captain Joe Catalanotto, Commander der Alpha Squad, befand sich auf der anderen Seite des Gebäudes. Er und die fünf weiteren Mitglieder der Spezialeinheit hatten sich ein provisorisches Lager in einer verlassenen Wohnung hergerichtet und ruhten. Der Wohnungseigentümer war zweifellos ein gerissener Hund, denn er hatte eiligst seine Siebensachen gepackt und sich abgesetzt. Offenbar war ihm klar, dass Wohneigentum in unmittelbarer Nähe eines Gebäudes, das jeden Augenblick in die Luft fliegen konnte, im Augenblick eher von Nachteil war.
Für die Zwecke der Alpha Squad, der Eliteeinheit des SEAL-Teams Ten, hingegen war die Wohnung geradezu ideal. Das Schlafzimmer bot einen erstklassigen Ausblick auf die Frontseite der Botschaft. Einer der SEALs saß derzeit bequem in einem Lehnstuhl vor dem Fenster. Cowboy kauerte etwas weniger bequem auf dem Dach mit Blick auf die Rückseite der Botschaft. So konnten sie mit zwei Mann jede Bewegung der Tangos – so bezeichneten SEALs Terroristen – verfolgen.
„Yo, Jones.“ Cats breiter New Yorker Dialekt kam klar und deutlich über das Headset, das Harlan Jones trug.
Der sagte nur ein Wort: „Chaos.“ Harlan – Spitzname: Cowboy – war auf dem Dach zwar unsichtbar, aber ihm war nur zu bewusst, dass die Fenster im Stockwerk unter ihm offen standen. Wenn er sprach, tat er das daher so kurz, präzise und leise wie nur irgend möglich. Mit dem Fernglas behielt er das Gebäude im Auge, ließ den Blick von Fenster zu Fenster schweifen. Die Scheiben waren zerbrochen, und er konnte Bewegungen erkennen, umherhuschende Schatten. Das Gebäude war riesig, eines von diesen uralten hochherrschaftlichen Häusern, gebaut in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass die Geiseln in einem der inneren Räume gefangen gehalten wurden.
„Verstanden“, antwortete Catalanotto. Er klang leicht amüsiert. „Wir sehen das auch von dieser Seite. Wer immer diese Clowns auch sein mögen, es sind Amateure. Wir gehen heute Nacht rein. Spät.“
Cowboy musste einen vollständigen Satz riskieren: „Ich empfehle: Wir gehen jetzt rein.“ Er konnte an
Weitere Kostenlose Bücher