Credo - Das letzte Geheimnis
Schlafzimmer, schloss einen Schrank auf und holte seine Aktentasche heraus. Er tippte den Zifferncode ein, schloss den Aktenkoffer auf, holte das Telefon heraus und wählte die Nummer.
Lockwood meldete sich so schnell, dass Ford meinte, der wissenschaftliche Berater müsse neben dem Telefon gewartet haben.
»Neuigkeiten?«, fragte Lockwood atemlos.
»Nicht viel.«
Ein scharfes, ungeduldiges Seufzen von Lockwood. »Sie hatten schon vier Tage Zeit, Wyman.«
»Sie bekommen Isabella einfach nicht richtig zum Laufen. Allmählich glaube ich, Sie könnten sich geirrt haben, Stan. Die versuchen hier nichts zu vertuschen. Es ist genau so, wie sie sagen – die Maschine funktioniert einfach nicht richtig, und sie kriegen das nicht hin.«
»Verdammt noch mal, Ford, das kaufe ich Ihnen nicht ab!«
Er konnte Lockwood ins Telefon atmen hören. Auch Lockwoods Karriere stand hier auf dem Spiel. Doch Ford war der Mann völlig egal. Sollte er daran zugrunde gehen. Nur Kate war ihm wichtig. Wenn er ihnen ein bisschen mehr Zeit erkaufen konnte, um den Computerwurm zu finden, musste Lockwood überhaupt nicht erst davon erfahren.
Lockwood fuhr fort: »Sie haben sicher von diesem Evangelisten Spates und seiner Fernsehpredigt gehört?«
»Ja.«
»Das verkürzt unseren Zeitrahmen. Sie haben noch zwei, maximal drei Tage, ehe wir den Stecker rausziehen müssen. Wyman, finden Sie heraus, was diese Leute verheimlichen – haben Sie mich verstanden? Finden Sie es heraus!«
»Ich verstehe.«
»Sie haben Wolkonskis Haus durchsucht?«
»Ja.«
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Nichts Besonderes.«
Schweigen von Lockwood, dann: »Ich habe gerade den vorläufigen Bericht der Gerichtsmedizin über Wolkonski bekommen. Sieht immer mehr nach Selbstmord aus.«
»Aha.«
Ford hörte Papier rascheln.
»Ich habe außerdem die Nachforschungen anstellen lassen, um die Sie gebeten haben. Was Cecchini angeht … Die Sektehieß Heaven’s Gate. Vielleicht erinnern Sie sich, das war diese Sekte, deren Mitglieder neunzehnhundertsiebenundneunzig Massenselbstmord verübt haben, weil sie glaubten, ihre Seelen würden von einem außerirdischen Raumschiff aufgenommen werden, das sich im Schatten des Kometen Hale-Bopp der Erde näherte? Cecchini hat sich der Sekte fünfundneunzig angeschlossen, ist aber kaum ein Jahr dabeigeblieben und vor dem Massenselbstmord ausgestiegen.«
»Gibt es Hinweise darauf, dass er immer noch daran glaubt? Der Kerl kommt mir ein bisschen vor wie ein Roboter.«
»Die Sekte existiert nicht mehr, und es gibt keine Hinweise darauf, dass er noch daran glaubt. Seitdem führt er ein ganz normales Leben – ein bisschen einsam vielleicht. Trinkt nicht, raucht nicht, offenbar keine Freundinnen, und sehr wenig Freunde. Sein Leben dreht sich nur um seinen Beruf. Der Mann ist ein brillanter Physiker – geht völlig in seiner Arbeit auf.«
»Und Chen?«
»In ihrem Dossier steht, dass ihr Vater ein einfacher Arbeiter gewesen sei, Analphabet, gestorben, bevor sie und ihre Mutter aus China emigriert sind. Das stimmt nicht. Er war Physiker und hat auf dem chinesischen Atomwaffen-Testgelände in Lop Nor gearbeitet. Und er lebt noch, allerdings in China.«
»Wie ist die falsche Information in das Dossier gelangt?«
»Aus der Akte der Einwanderungsbehörde – und durch Chens eigene Angaben.«
»Sie lügt also.«
»Nicht unbedingt. Ihre Mutter hat sie aus China weggebracht, als sie zwei Jahre alt war. Könnte sein, dass die Mutter sie belogen hat. Aber es könnte eine weitere harmlose Erklärung für diese falschen Behauptungen geben: Die Mutter hätte kein Visum für die Einreise nach Amerika bekommen, wennsie die Wahrheit gesagt hätte. Chen weiß vielleicht gar nicht, dass ihr Vater noch lebt. Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass sie Informationen über das Projekt weitergibt.«
»Hmm.«
»Uns läuft die Zeit davon, Wyman. Hängen Sie sich rein. Ich weiß, dass die irgendetwas verheimlichen – ich
weiß
es einfach.«
Lockwood legte auf.
Ford trat wieder ans Fenster und starrte auf den Nakai Rock. Nun war er einer von ihnen – er hütete das Geheimnis mit. Doch im Gegensatz zu ihnen hatte er mehr als nur ein Geheimnis.
23
Um zwanzig nach elf raste Pastor Russ Eddy in seinem zerbeulten 1989er Ford Pick-up die brandneue, asphaltierte Straße entlang, die quer über die Red Mesa führte. Der Wind, der durch die offenen Fenster hereinwehte, ließ die Seiten der King-James-Bibel auf dem Beifahrersitz flattern, und sein Puls
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