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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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unterwürfige Gruppe, ihrem Anführer
bedingungslos ergeben; Larry Smiths fragwürdiger »Stamm der
Cheyenne«, eintausend Köpfe stark und womöglich die
Verrücktesten unter den Aussiedlern; Gails große, weit
verzweigte Familie, die überzeugt war, dass die Erde in den
nächsten hundert Jahren dem Untergang geweiht war… dazu
kamen Wissenschaftler, Abenteurer, Gewinner der Sternenflug-Lotterie
sowie verschiedene reiche Exzentriker.
    Und Jake Holman, ein Krimineller, dem die Justiz nie auf die
Schliche gekommen war.
    Mein Gott, ich hab’s geschafft!
    »Bereit, Jake?«, fragte Gail. Ihre braunen Augen
funkelten vor Begeisterung – ein ungewöhnlicher Anblick,
denn für gewöhnlich war Gail eine eher bodenständige
Person. Jake schaute sie an, sah in das sonnenverbrannte Gesicht
einer Frau mittleren Alters ohne verschönernde
Genmodifikationen, bemerkte ihre beschwingte Haltung. Sie stand ein
wenig breitbeinig da, mit leicht vornübergebeugtem
Oberkörper und vorgeschobenem Kinn. Wie ein stämmiger Boxer
unmittelbar vor dem Kampf.
    Er lächelte ihr zu. »Mehr als bereit. Schon seit
langem.«

 
1. KAPITEL
     
     
    Gail Cutler liebte die Ariel. Darüber wunderte sie
sich selbst am meisten, denn nach Lahiris Tod hätte sie nicht
gedacht, je wieder lieben zu können.
    Während Gail den schmalen Korridor entlangschritt, der an den
winzigen Schlafnischen vorbei zur Messe führte, streckte sie die
Hand aus und streichelte über das graue Metall. Es war eine
rasche, verstohlene Bewegung. Sie wollte nicht, dass jemand mitbekam,
was sie für das Schiff empfand. Zum einen war es nämlich
verdammt albern, so viel Zuneigung für einen großen
Klumpen Metall zu entwickeln. Zum anderen würde die Ariel ohnehin zerlegt und wiederverwertet werden, sobald sie erst auf
Greentrees waren, und wer wollte schon zum Beispiel ein
Klärbecken lieben?
    »Du siehst so vergnügt aus, Gail«, stellte Faisal
bin Saud fest, als sie in die Messe trat. Die anderen saßen
bereits am Tisch, ausgenommen Hauptmann Scherer und seine Soldaten.
»Gibt es erfreuliche Neuigkeiten von der Erde?«
    »Keine Neuigkeiten«, erwiderte Gail knapp. Sie waren nun
schon zwei Jahre gemeinsam unterwegs, und sie war sich immer noch
nicht sicher, ob sie Saud leiden konnte. Er war ein wenig zu
höflich und trat etwas zu gekünstelt auf.
    Insgesamt vereinte er einfach zu viele Widersprüche in einer
Person: ein Moslem, der mehrmals täglich betete – der Sonne
zugewandt, die sie hinter sich zurückgelassen hatten –, und
ein feinsinniger Experte für Folio-Drucke der elisabethanischen
Epoche, erzogen auf dem Mars. Seine Frauen lebten abgeschieden im Andarun, und doch behandelte er Gail als gleichwertige Person.
Außerdem war er unfehlbar taktvoll und entgegenkommend, wie man
es von einem ehemaligen Prinzen eigentlich nicht erwartete.
    »Es muss irgendwas Neues geben«, merkte Ingrid
Johnson streitlustig an. »Du schaltest die QV-Verbindung doch
kaum für nichts und wieder nichts an, Gail.«
    Gail musterte die Genetikerin kühl. Ihre Gefühle
gegenüber Ingrid waren eindeutig: Gail verabscheute die
Wissenschaftlerin. Es war für sie allerdings eine Frage der
Selbstachtung, sich diese Geringschätzung nicht anmerken zu
lassen. Unter den beengten Verhältnissen eines
Langstrecken-Weltraumflugs sind Höflichkeit und
Rücksichtnahme ebenso wichtig wie eine regelmäßige
Beschäftigung – so hatten sie und Jake es in den
Richtlinien für den Verwaltungsrat festgelegt.
    »Ja, natürlich hast du Recht«, erwiderte Gail.
»Ein paar Neuigkeiten gibt es schon. Die Vereinigte Atlantische
Föderation hat die Strafen für illegale Genmanipulation
verschärft. Der Krieg in Westafrika ist heftiger geworden. Der
Aufruhr in China eskaliert. An der Pazifikküste gab es wieder
ein Erdbeben. Das Institut für angewandte Genetik hat ein
weiteres Medikament gegen Hautkrebs angekündigt… Die
Einzelheiten kannst du dir gleich nach dem Mittagessen ausdrucken
lassen.«
    »Das werde ich für dich tun, Ingrid«, warf Faisal
ein. Sein Englisch war tadellos, aber von einem Akzent gefärbt,
der sehr erotisch wirken konnte. Gail war dafür natürlich
nicht empfänglich, aber sie hatte das Gefühl, dass dies bei
Ingrid anders war.
    Sie erhielten zweimal im Monat Nachrichten von der Erde, und zwar
über QVV – eine Quantenverschränkungs-Verbindung. Die Ariel beschleunigte mit 1,25 g und bewegte sich
inzwischen mit einem beachtlichen Prozentsatz der
Lichtgeschwindigkeit. Die genauen Zahlen

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