Crystall (German Edition)
ja, du weißt doch ... er ist eben ein wenig verrückt.“
Ihre Mutter seufzte. „Oh Mandy, wann wirst du ihn endlich verstehen.“
„Verstehen? Ihn?“
„Nun werde nicht gleich wieder verärgert, er lebt schließlich alleine.“
„Mum ... ich mag ihn wirklich und besuche ihn gerne, aber sein Gerede wirst du doch nicht ernsthaft glauben?“
Sie zuckte mit den Schu ltern. „Ich versuche ihn zu verstehen, jeder hat seine Fantasie.“
Mandy musste sich scharf zügeln, um nicht noch lauter zu werden. „Er faselt die ganze Zeit nur von irgendwelchen Elfen, Zauberreichen und ... und Dämonen und so was. Es kommt mir so vor, als würde er sie persönlich kennen.“
„Du musst das Zeug ja nicht glauben, aber respektiere es bitte, er ist immerhin siebzig.“
„Und noch ein Kind“, f ügte Mandy hinzu. „Er ist ja besessen davon.“
„Jeder hat nun einmal seinen eigenen Glauben. Was denkst du, was er von dir hält, die es nie schafft, irgendetwas regelgerecht zu machen.“
„Das...“ Sie verzog das Gesicht. „Schön, ich werde mich zurück halten und ihn akzeptieren, versprochen. Aber ich werde mich mit ihm nicht über andere Welten unterhalten .“
„Musst du ja nicht ... Hauptsache er weiß, dass er nicht vollkommen alleine ist.“
„Schon okay, Mum ... ich geh auf mein Zimmer.“ Mandy stand auf und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Als sie im oberen Stock und ihrem Zimmer war, ließ sie sich auf das Bett fallen und starrte zur Decke hinauf. Wie zum Teufel konnte Großvater nur auf derartige Gedanken kommen. Er sprach mit einer Überzeugung, dass selbst ihr manchmal Zweifel aufkamen und sie sich eine Närrin schallte. Es gab keine Wesen mit Zauberkräften, keine Trolle und Drachen, das war alles Einbildung. Aber Großvater wollte das einfach nicht wahrhaben und ihre Mutter unterstützte ihn sogar noch, obwohl sie selbst nicht daran glaubte. Wenn Vater noch leben würde, dann gebe es wieder geregelte Verhältnisse.
Mandy sah zur Uhr und stellte fest, dass es Mitternacht war, auf die Minute. Sie würde schlafen gehen, schließlich wollten sie morgen schon sehr früh aufbrechen und der Weg war weit. Großvater lebte weit oben in Schottland, irgendwo bei Glasgow. Dort herrschte die pure Natur und die seltsamsten Sagen gingen um. Eigentlich kein Wunder, dass er so verrückt war.
Mit einem Ruck schwang sie sich aus dem Bett und wollte zum Lichtschalter laufen. Sie hatte es völlig vergessen, wo es doch stockfinster war. Nur das spärliche Licht des Mondes drang in ihr Zimmer und wob es in einen fast mystischen Zustand. Doch in den Ecken war es schwarz und ruhig.
Es klopfte am Fenster!
Mandy blieb übergangslos stehen, als ihr Herz für Sekunden einen Sprung machte. Sie schluckte und riss die Augen auf, das Licht anzumachen überging sie in ihrem Schreck. Aber es verstrichen auch Minuten, bis sie es wagte wieder zu atmen. Langsam fuhr sie herum und starrte zum Fenster in der Erwartung, dass irgendetwas geschah. Im Gegenteil, es blieb ruhig.
„Nur der Wind“, murmelte sie vor sich hin, doch auch ihre eigene Stimme konnte sie wenig überzeugen. Sie war vielleicht noch jung, aber längst nicht mehr närrisch. Das war kein Wind, sie hatte eindeutig ein Klopfen gehört. Für diesen Ton müsste schon ein Orkan wüten.
Irgendwann bekam sich Mandy wieder so weit unter Kontrolle, dass sie herum fuhr und zum Lichtschalter ging. Sie drückte und ...
Ein kleiner, blauer Strahl glomm auf, erlosch aber noch in derselben Sekunde. Es blieb finster.
Sie ließ sich dennoch nicht beeindrucken und griff nach dem Türgriff. Verschlossen!
Keine Panik , rief sie sich zu und rüttelte mit aller Gewalt an der Tür, aber sie wollte einfach nicht aufgehen. Sie versuchte zu schreien, aber auch das war vergebens. Irgendetwas schien sie davon abzuhalten, nach ihrer Mutter zu rufen, als würde ihr jemand die Kehle abschnüren. Ihr lag ein bitterer Brocken im Hals.
Abermals das Klopfen!
Mandy wirbelte herum und sah wiederum niemanden. Ihr wurde unheimlich zu mute. Was ging hier vor?
Logisch denken! Das Licht ging nicht an, am Fenster klopfte es, sie konnte nicht reden und die Tür war verschlossen – also, alles normal.
Sie blieb wie zur Statue geworden stehen und starrte zum Fenster. Sie wollte schreien und weglaufen, doch sie konnte nicht. Inzwischen legte sich ein kalter Ring um ihre Lungen und schnürte sie ab. Ihr fröstelte und das Gefühl von Brechreiz würgte sich den Hals hinauf – die ersten
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