Crystall (German Edition)
identifizierte.
So sehr sie sich darüber freute, nicht mehr alleine zu sein, konnte sie dennoch denken. In diesem Wald war nichts mehr Menschliches und sie zog es vor, lieber nicht noch mehr unheimliche Begegnungen zu erleben. Deshalb huschte Mandy vom Weg ins Unterholz und ging hinter einem Busch in Deckung. Von hier aus konnte sie weiteres Geschehen beobachten.
Ein neues, fantastisches Wesen tauchte auf und brachte Mandy zum Staunen. Wie auch der Zwerg, war diese Gestalt nicht viel größer. Die Haut war vollkommen mit Gold überzogen, ebenso der winzige Anzug. Die Haare ließen darauf deuten, dass es männlich war, das Gesicht glich aber dem eines niedlichen Kindes, was es aber nun gar nicht war. Zu alle dem kam noch, dass dieses Wesen kleine Flügel hatte, die aus den Schulterblättern wuchsen. Sie waren hauchdünn und schlugen wie Libellenflügel auf und ab. Somit schwebte die Art Elfe über dem Boden entlang.
„Oh mein Gott“, murmelte Mandy und rieb sich die Augen. Aber was sich da erbot, war wohl echt. Die niedliche Elfe flog tatsächlich vor ihren Augen und scheinbar vor etwas davon.
Nur wenige Sekunden später tauchte der nächste auf, der ihr von der Bekanntheit schon sympathischer war, aber eindeutig nicht in ihre Zeit gehörte.
Das glänzend weiße Ross sprengte aus dem Unterholz und galoppierte dann der Elfe hinterher. Es war ein elegantes Pferd, schlank mit kräftigen Beinen und ...
Nein, das war kein Pferd! Über den Nüstern stach ein silbernes Horn hervor. Das da musste doch tatsächlich ein Einhorn sein und auch noch eines, das einen Reiter zu ließ. Der war in eine Rüstung gehüllt und nicht zu erkennen. Allerdings konnte er von der Größe her nicht älter sein als sie selbst.
Mandy schluckte verzweifelt einen Brocken nach dem anderen herunter und sie wunderte sich selbst darüber, dass sie noch nicht ohnmächtig geworden war. Ihr Leben lang hatte sie gepriesen, dass es solche Wesen nicht gab und nun tauchte eins nach dem anderen vor ihren eigenen Augen auf. Um noch eines oben drauf zu setzen, verhielten die sich genau anders, wie sie es von Sagen kannte. Sie wusste von Elfen, den zartesten Wesen, die in Einklang mit Einhörnern standen, welche keinen Fremden an sich heran ließen. Und was taten die da? Sie brachten ihre letzten, sämtlichen Kenntnisse durcheinander.
Dann geschah etwas, dass überhaupt nicht in die Gerüchte passte. Der dunkelgekleidete Reiter zog ein Schwert aus der Scheide und hob es ein gutes Stück an, während das Einhorn der Elfe stetig näher kam.
Mandy unterdrückte einen Entsetzensschrei. „Scheiße, die können sich doch nicht umbringen ... was soll das?“ Sie verstand rein gar nichts mehr. Sie hatte von Großvater gehört, dass sich solche Zauberwesen allerhöchstens mit Blumen duellierten, nicht aber mit richtigen Waffen, noch dazu welchen, die nach der Größe Reiter plus Einhorn hätten umwerfen müssen.
Das Tier holte im Galoppschritt auf. Ohne Verzögerung sauste die Klinge pfeifend im Halbkreisbogen herab und hätte die Elfe glattweg geteilt, wäre diese nicht in allerletzter Sekunde davon geflogen und das mit einer unglaublichen Schnelligkeit.
Mandy sog hörbar die Luft ein. Wie konnte der Typ nur ein solch zartes Wesen angreifen? Sie wollte schon zum trotz aller Gegensätzlichkeiten eingreifen, wäre nicht als nächstes etwas Seltsames geschehen.
Die Elfe schlug zurück! Sie steuerte auf den Waffenarm des Reiters zu und krallte sich fest. Ihre feinen Flügel schlugen ständig weiter, während die Elfe zubiss und der Reiter aufschrie und um ein Haar das Schwert fallen gelassen hätte. Sein Einhorn war derweil zum Stillstand gekommen und blieb überraschend ruhig.
Die Elfe verwandelte sich in eine winzige Feuerkugel, die sich in die Hand des Reiters fraß. Der stieß abermals einen abgehakten Schrei aus und schlug um sich, bis das Flammenwesen abfiel. Ohne Gnade drosch er das Schwert hinterher und die Elfe starb innerhalb von Sekunden. Sie zerplatzte in orangeschimmernde Funken, die wie eine Fontäne aufstoben und dann erloschen.
Das Mädchen hatte alle mühe, noch ruhig hocken zu bleiben. Fasziniert sah sie zu und eine Überraschung jagte die nächste, dass sie Normalität aufgab. Hier lief anscheinend alles verkehrt herum.
Das Einhorn trabte auf der Stelle herum und der Reiter massierte seine Hand. Dann glitt sein Blick zur Seite und genau auf den Busch, hinter dem Mandy saß. Sie bewegte sich kein Stück, hielt für einen Augenblick sogar
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