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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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fahrlässige Tötung mit der üblichen Fahrerflucht; für den Vatikan war der Fall abgeschlossen.
    »Was überzeugt Sie nicht an Ottolenghis Aussage?«, fragte Théo.
    »Ich bin seit dreißig Jahren Polizist, und die hier hat mich noch nie betrogen.« Der Kommissar tippte sich an die Nasenspitze. »Ich weiß nicht, warum Ihr Bruder mit dem Papst sprechen wollte, doch eines weiß ich sicher: Sie hatten nicht vor, über irgendwelche Erweiterungsarbeiten zu reden. Ottolenghi hat gelogen.«
    »Warum sind Sie sich da so sicher?«
    »Sobald ich aus dem Papstpalast heraus war, habe ich die Sirene aufs Dach gesetzt und bin in den Vatikan gerast, wo ich mit dem Präfekt des Archivs gesprochen habe. Als ich beiläufig Erweiterungsarbeiten erwähnt habe, hat er sehr erstaunt ausgesehen.«
    »Was ist dieser Ottolenghi für ein Mensch?«
    »Ottolenghi?« Der Kommissar grinste. »Im Vergleich zu ihm ist ein Tigerhai ein Zuckerpüppchen. Er ist nicht nur Präfekt der Glaubenskongregation, des einstigen Heiligen Offiziums, sondern auch ein ehemaliger Jesuit, was bedeutet, dass er noch die abscheulichste Schandtat als Gebot der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ausgeben könnte.«
    »Und wenn ich versuche, mit ihm zu sprechen?«
    »Sie würden nur Ihre Zeit vertun.«
    »Ich könnte es beim Sekretär des Papstes probieren.«
    »Das ist dasselbe.«
    »Und der Fahrer? Er muss meinen Bruder gut gekannt haben. Sie werden auf der Fahrt doch ein paar Worte gewechselt haben.«
    »Ihr Bruder kam ihm auf der Fahrt nach Castel Gandolfo sehr angespannt vor. Er sagt, er habe andauernd Papiere aus einer schwarzen Aktentasche gezogen.«
    »Eine schwarze Aktentasche? Wo ist die geblieben?«
    »Ottolenghi hat sich gehütet, mir etwas darüber zu sagen. Als ich ihn verhört habe, wusste ich allerdings noch nichts von der Tasche.«
    »Warum bitten wir ihn nicht, sie uns zu zeigen?«
    »Was auch immer sie enthielt – glauben Sie wirklich, wir würden jetzt noch etwas darin finden?«
    Théo seufzte. »Welchen Eindruck hatten Sie von dem Fahrer?«
    »Ein anständiger Mensch, er schien Ihrem Bruder sehr zugetan.«
    »Dann würde er mit mir vielleicht offen sprechen.«
    »Verlassen Sie sich nicht zu sehr darauf.«
    »Es bleibt immer noch das Vatikanische Geheimarchiv.«
    »Darauf wollte ich gerade hinaus.« Dominici steckte eine Gitane in eine Spitze aus Elfenbein und zündete die Zigarette mit einem Benzinfeuerzeug an. »Doch vorher muss ich Ihnen ein paar Fragen über Ihren Bruder stellen. Was für ein Mensch war er?«
    »Brüder erzählen einander nicht viel, und wir waren beide sehr von unserer Arbeit in Anspruch genommen.«
    Théos Blick wanderte über den Hügelkamm. Wer kann schon behaupten, dass er seine eigene Familie kennt? Und wer will sie überhaupt wirklich kennen? Tolstoi hatte geschrieben, alle glücklichen Familien glichen einander, aber jede unglückliche sei auf ihre besondere Art unglücklich. Glückliche Familien? Er schüttelte den Kopf. Ein Klischee aus der Werbung.
    »Der Charakterzug, der ihn am besten beschreibt, ist Rechtschaffenheit. Obwohl das heute lächerlich erscheinen mag. Vanko folgte immer seinem Gewissen.«
    »Bis zur Unbeugsamkeit?«
    »Wenn Sie wissen wollen, ob er wenig kompromissbereit war, ist die Antwort Ja.«
    »Als Kardinal-Archivar des Heiligen Stuhls muss Ihr Bruder von allen erdenklichen Geheimnissen gewusst haben, vor allem in Bezug auf die Kirchengeschichte …«
    »Ja, natürlich. Woran denken Sie? Dass Vanko etwas so Gefährliches entdeckt hatte, dass jemand sich genötigt fühlte, ihn zum Schweigen zu bringen?«
    »Halten Sie das nicht auch für die wahrscheinlichste Hypothese, wenn wir fahrlässige Tötung ausschließen?«
    »Jemand aus der katholischen Kirche?«
    »Sind Sie katholisch?«
    »Griechisch-orthodox, aber ich erinnere mich nicht einmal mehr daran, wie eine Kirche von innen aussieht. Meine unangenehmste Erinnerung ist dieser Geruch nach Schimmel. Warum fragen Sie?«
    »Seit zweitausend Jahren waschen die Leute unter Michelangelos Kuppel ihre schmutzige Wäsche im eigenen Haus«, sagte der Kommissar mit einem sarkastischen Lächeln. »Erinnern Sie sich nicht an den Tod von Johannes Paul I., Papst Luciani, 1978 und an den Skandal um Calvi? Der Vatikan steckte bis zum Hals mit drin, aber auch damals wurde alles vertuscht. Das Kirchenrecht verbietet die Autopsie eines Papstes, das sagt doch schon alles.«
    »Und selbst wenn es so wäre, sind uns durch seine Exterritorialität die Hände gebunden,

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