Da gibt's nichts zu lachen! - Dark Lord ; 1
Moment nicht ins Gesicht sehen«, gestand Dirk zerknirscht. »Ich komme mir so mies vor.«
»Du solltest zu ihr gehen. Mindestens das bist du ihr schuldig!«
»Warum hat sie überhaupt ›ihren Kopf hingehalten‹ oder wie ihr Menschlinge sagt? Wir Menschlinge, meine ich natürlich«, fragte Dirk.
»Begreifst du das denn nicht?« Chris wurde richtig sauer. »Sie steht auf dich. Gott weiß, warum!« Es gelang ihm nicht, seine Eifersucht zu unterdrücken. »Außerdem hat sie geglaubt, du würdest etwas aus dem Ärmel zaubern, um sie zu retten. Das haben wir übrigens alle geglaubt – der Lord der Dunkelheit wird sie retten. Mit einem seiner tollen Tricks, einem Zauberspruch oder einer Blitzkampagne, um sie zu befreien: Das Kind der Nacht ist unschuldig! Freiheit für Suus! So was in der Art.«
Dirk wandte verlegen den Blick ab. »Aber ich kann nichts tun, ich bin machtlos. Um Himmels willen, ich bin doch nur ein ganz normaler Junge!«
»Du meinst wohl ›um Hölles willen‹«, sagte Chris und grinste schief, um den alten Dirk wieder hervorzulocken.
»Nein, ich meine ›um Himmels willen‹«, gab Dirk energisch zurück. »Hör zu, ich werde mir überlegen, ob ich mich selbst stelle, aber mehr kann ich wirklich nicht tun. Aber, wie du schon sagst, was macht es für einen Sinn, wenn wir beide untergehen? Es ist sowieso alles sinnlos, egal was ich tue …« Er drehte sich um und starrte wieder aus dem Fenster. Offenbar wollte er allein sein.
Chris seufzte. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte, um Dirk umzustimmen. Auf dem Weg zur Tür hörte er ihn vor sich hin brummen: »Vielleicht findet mich auch die Weiße Bestie und macht allem ein Ende … Oder ist das auch wieder nur ein Hirngespinst?« Chris runzelte die Stirn. Er erkannte seinen Freund nicht wieder. Hinzu kam, dass auch seine Eltern sich allmählich Sorgen um ihren Pflegesohn machten und sich die ganze Zeit nur um ihn kümmerten – Christopher übersahen sie dabei völlig. Sollte er jetzt auch noch anfangen, den ganzen Tag herumzuhängen und ins Leere zu starren, damit sie ihn wieder beachteten?
Dirks Verhalten Suus gegenüber war ganz und gar nicht in Ordnung – erst hatte er Chris dazu gebracht, ihre Freundin zu bestehlen, und jetzt ließ er sie hängen. Je länger Chris darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er es nur mit diesem komischen Kerl aushielt (und dass er ihn sogar richtig gernhatte, wenn er ehrlich war – auch wenn es gerade nicht der Moment war, das zuzugeben), weil man so viel Spaß mit ihm haben konnte und weil er einen ständig zum Lachen brachte. Im Augenblick war davon allerdings nicht viel übrig.
Akram Malik, Sals Vater, setzte rückwärts in die Parklücke, während er im Autoradio das Kricketspiel Pakistan gegen England verfolgte. Er fragte sich auch nicht, warum dieser und die beiden Plätze rechts und links von ihm weit und breit die einzigen freien Parklücken auf dem überfüllten Parkdeck waren. Als aufmerksamer Beobachter hätte man meinen können, die Leute machten absichtlich einen Bogen um diesen Bereich. Auch das Pappschild, auf das jemand in krakeligen Buchstaben »Hütet euch! Auf diesem Parkplatz lastet ein böser Fluch!« gekritzelt und etwas schief an der Bordsteinkante aufgestellt hatte, bemerkte er nicht. Er war vollkommen in das Kricketspiel vertieft. Ein Mann mit seinem Blindenhund ging langsam vor seinem Wagen vorbei. Akram verspürte plötzlich den Drang, aufs Gaspedal zu treten und den armen Kerl über den Haufen zu fahren. Bei der Vorstellung kicherte er in sich hinein. Er verstand es selbst nicht. Was war plötzlich in ihn gefahren? Sein eigener Vater war blind gewesen und Akram war ehrenamtlich für den örtlichen Blindenverein aktiv. Wie kam er plötzlich auf die Idee, einen Blinden zu überfahren? Hastig stellte er den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Zum Glück war die seltsame Anwandlung nach einigen Minuten wieder verflogen und er fühlte sich auf einmal viel besser. Als er vom Einkaufen zurückkam, war die hintere Stoßstange seines Autos abgefallen. Bei näher Betrachtung stellte sich heraus, dass sie abgerostet war. Innerhalb von einer halben Stunde.
Akram blickte sich stirnrunzelnd um. Nicht weit entfernt auf einer Bank hockte eine in sich zusammengesunkene alte Frau mit grauen Haaren und fütterte die Vögel mit Brotkrumen.
»Er ist verflucht! Dieser Parkplatz ist verflucht, sag ich Ihnen!«, krächzte sie.
Frühstück bei den Purjoys
Der nächste Tag war ein Mittwoch
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