Dämonentor
präparierte
Videoüberwachungsanlagen zu übertragen. So wird die Echtzeit-Videoüberwachung
bald in der Lage sein, Objekte innerhalb des Visierbereichs zu töten. Um
etwaigem Missbrauch vorzubeugen, müssen noch ausführliche Sicherheitsprotokolle
erstellt werden, bevor diese Technologie auf nationaler Ebene eingeführt werden
kann.
Prognosen
deuten darauf hin, dass bis zum Jahr 1999 für die Videoüberwachung der
öffentlichen Räume in britischen Städten mehr als eine Million solcher Kameras
nötig sein werden. Bis zum Zeitraum 2004 bis 2006 dürfte es eine totale Überwachung
geben. Die voraussichtliche Entwicklung des Internets sowie der nutzbaren
Bandbreiten lassen vermuten, dass bald eine komplette Überwachung und Kontrolle
im Falle eines eventuellen Aufstands möglich sein wird. Die möglichen
Auswirkungen dieses Projekts sowie seine entschärfende Wirkung im Falle eines
CASE NIGHTMARE GREEN, der voraussichtlich im September 2007 eintreten wird,
werden noch erörtert.
Nach dem Zusammenstoß mit Harriet mache ich mich
hastig auf den Weg zum Mahagoni-Trakt. Angleton hat für die Nachbesprechung
meines Einsatzes das ehemalige Sitzungszimmer des Vorstands mit dem Tisch aus
Teakholz, den Original-Schreibablagen aus Bakelit und den Milchglasfenstern
gewählt. Er sitzt bereits hinter dem Tisch und trommelt mit seinen knochigen
Fingern ungeduldig auf die Platte. Andy macht einen angespannten Eindruck,
während Boris völlig ungerührt aussieht, als ich eintrete und das rote Lämpchen
mit dem Schriftzug »MEETING« anschalte.
»Hier, ein kleiner Film von meiner Reise«, sage ich
und lege die Kassette auf den Schreibtisch. »Urlaub in Milton Keynes.«
Ehe ich herzhaft gähne, stelle ich hastig meinen
Becher Kaffee auf eine beunruhigend weiche Lederunterlage, um nur ja nichts zu
verschütten. »Verzeihung, aber ich bin schon etwas länger auf den Beinen. Also,
was möchtet ihr wissen?«
»Wie lang war es schon tot?«, fragt Andy.
Ich denke einen Augenblick nach. »Ich bin mir nicht
ganz sicher. Die Pathologen werden da bestimmt genauere Angaben machen können.
Aber es war offensichtlich schon länger tot, denn es war schon auf
Ofentemperatur abgekühlt, als ich den Kadaver um sieben Uhr untersucht habe.«
Angleton beobachtet mich wie eine Amöbe unter einem
Mikroskop. Kein angenehmes Gefühl. »Haben Sie die Akten gelesen?«, will er
wissen.
»Ja.« Vor der Besprechung habe ich die Berichte in
meinem Bürosafe eingeschlossen, damit sie nicht Hinz, Kunz oder Harriet in die
Hände fallen. »Ich werde heute Nacht bestimmt wunderbare Träume haben.«
»Der Basilisk … wurde gefunden?« Boris war noch nie
ein großer Redner.
»Nein, leider nicht«, muss ich zugeben. »Er ist immer
noch da draußen. Aber Mike Williams hat mir versichert, dass er es mich wissen
lassen würde, sobald sie über ihn stolpern. Er hat eine
OSA-III-Sicherheitszulassung und ist unser bester Mann in –«
»Wie viele Verkehrsüberwachungskameras waren
eigentlich auf den Kreisverkehr gerichtet?«, fragt Angleton beiläufig.
Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken. »Verdammt. Verdammt.« Mir wird ganz anders. Kalter Schweiß steht mir mit einem Schlag auf der
Stirn, denn ich weiß genau, was Angleton mir damit sagen will, ohne es für das
Protokoll offiziell auszusprechen.
»Aus diesem Grund habe ich Sie dorthin geschickt«,
murmelt er und gibt Andy ein anscheinend vorher vereinbartes Zeichen.
Boris begleitet ihn aus dem Zimmer. »Bob, Sie sollten
aufpassen, dass Sie nicht zu schnell das Zeitliche segnen. Das würde sich nicht
gut machen in Ihrem Lebenslauf.«
»Verdammt«, wiederhole ich wie eine Platte mit einem
Sprung. Erst jetzt wird mir bewusst, wie knapp ich heute Morgen dem Tod
entkommen bin. Ebenso die Männer im Helikopter und alle, die seitdem einen Fuß
dorthin gesetzt haben und –
»Vor einer halben Stunde wurde die Verkehrsüberwachungskamera
Nummer Siebzehn, die den Kreisverkehr auf der Monk’s Road im Visier hat,
zerstört. Eine .223 Kugel durchschlug die Linse. Trinken Sie in Ruhe Ihren
Kaffee, Bob, und verschütten Sie nichts, seien Sie so gut.«
»Einer von uns.«
»Selbstverständlich.« Angleton tippt mit den Fingern
auf eine Akte, die vor ihm liegt. Ich erkenne sie an dem Eselsohr auf der
zweiten Seite. Es ist dieselbe, die ich vor zehn Minuten bei mir im Büro
weggeschlossen habe. Dann sieht er mich mit seinen unheimlichen grauen Augen
direkt an. »Nachdem nun die breite Öffentlichkeit fürs Erste wieder
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