Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
zurück.«
    »Code Blau?«, wiederholt sie und will sofort mehr
wissen: »Wer hat das autorisiert?«
    »Angleton.« Ich öffne den Schrank über der Spüle, auf
dem ein Poster mit der Aufschrift »NEUGIER KOSTET MENSCHENLEBEN« klebt, und
hole meinen Becher heraus. Die Kaffeemaschine ist mehr oder weniger leer, und
der Rest der schwarzen Flüssigkeit sieht so aus, als würde er zum Asphaltieren
von Straßen verwendet. Ich halte also den Filter unter den Wasserhahn und spüle
ihn aus. »Es ist sein Etat, mach dir also keine Sorgen. Er ließ mich heute
Morgen bereits um vier abholen und nach –« Ich stelle die Dose mit dem Kaffee
neben die Maschine. »Egal, ist geheim.«
    Harriet sieht aus, als ob sie in einen Keks gebissen
und dabei einen eingebackenen Käfer entdeckt hätte. Ich bin mir allerdings
ziemlich sicher, dass diese Miene nichts Besonderes bedeutet. Sie und ihre Vorgesetzte
Bridget kennen einfach kein höheres Ziel im Leben, als andere Leute
zurechtzustutzen, um ihnen danach auf Augenhöhe begegnen zu können. Obwohl ich
zugeben muss, dass sie sich in letzter Zeit beide sehr zurückgehalten und sich
vor allem bei Meetings mit mir unbekannten Leuten aus anderen Abteilungen
gezeigt haben. Vermutlich handelt es sich nur um eine weitere Abart ihres
Lieblingsspiel, das den Titel »Bürokratie« trägt und dessen Ziel darin besteht,
die höchste und zugleich früheste aller Pensionen zu erreichen. »Worum geht
es?«, will sie wissen.
    »Hast du denn Zugang zur Akte GAME ANDES REDSHIFT?«,
frage ich harmlos. »Wenn nicht, kann ich dir nämlich leider nicht
weiterhelfen.«
    »Aber du warst in Milton Keynes«, bohrt sie nach. »Das
hast du selbst gesagt.«
    »Habe ich das?« Ich rolle mit den Augen. »Nun, kann
sein, kann aber auch nicht sein. Darüber kann ich dir leider keine Auskunft
geben.«
    »Was gibt es so Spannendes in Milton Keynes?« Sie
lässt nicht locker.
    »Nichts.« Ich zucke mit den Achseln. »Es gibt viel
Beton, ansonsten ist es dort sehr langweilig.«
    Kaum merklich entspannt sie sich. »Pass bloß auf, dass
du alles genau verbuchst und nicht unser Budget damit belastest«, ermahnt sie
mich.
    »Ich werde die nötigen Formulare ausfüllen, ehe ich um
zwei Uhr das Büro verlasse«, erwidere ich. So reibe ich ihr unter die Nase,
dass ich inzwischen Gleitzeit arbeite. Angleton mag als Vorgesetzter ja
wesentlich Furcht einflößender sein, dafür aber auch deutlich entgegenkommender.
Aufgrund des verfluchten Matrix-Managements ist es mir allerdings nicht
möglich, mich ganz aus Bridgets Umklammerung zu lösen. Allerdings muss ich
zugeben, dass es mir Riesenspaß macht, wenn Angleton ihr wieder einmal zeigt,
wer hier der Boss ist. »Worum ging es denn in eurem Meeting?«, frage ich
hinterhältig und hoffe, dass Harriet anbeißt.
    »Das solltest du eigentlich wissen. Du bist
schließlich der Administrator, du hast die Mailingliste erstellt«, erinnert sie
mich. Peinlich. »Mr. McLuhan ist hier, um uns zu helfen. Er ist aus der
Abteilung Q und wird uns bei der Vorbereitung für die bevorstehende Überprüfung
der Business-Software-Allianz behilflich sein.«
    »Die …«Ich halte inne und drehe mich zu ihr um. Die
Kaffeemaschine hinter mir gibt ein leises Glucksen von sich. »Welche Überprüfung?«
    »Die der Business-Software-Allianz«, wiederholt sie
selbstzufrieden. »CESG hat vor fünf Monaten unsere COTS-Anfrage-Infrastruktur
ausgegliedert, unter der Bedingung, dass wir von nun an das optimierte,
offizielle Verfahren anwenden, um Qualität und Hochwertigkeit im
Ressourcen-Management zu gewährleisten. Da du ja zu viel zu tun hattest, um
dich um irgendetwas zu kümmern, hat Bridget die Abteilung Q gebeten,
einzuspringen. Mr. McLuhan ist derzeit damit beschäftigt, unsere gesamten Software-Lizenzen
mit den Richtlinien in Einklang zu bringen. Er meint, dass er unsere Systeme
einer kompletten BSA-zertifizierten Prüfung unterziehen könne, damit bei uns
alles wieder seinen geordneten Gang geht.«
    »Oh«, erwidere ich so gelassen wie möglich. »Harriet,
hattest du jemals eine BSA-Prüfung?«, frage ich neugierig.
    »Nein. Aber sie haben sich bereit erklärt, unsere
Software –«
    »Das ist kein gemeinnütziger Verein, diese Leute
werden von den großen Softwareherstellern gesponsert«, erkläre ich und bemühe
mich darum, nicht die Nerven zu verlieren. »Sie betrachten BSA als eine
profitable Einnahmequelle. Die BSA beziehungsweise ihre Subunternehmer – und
als solche wird die Abteilung Q fungieren

Weitere Kostenlose Bücher