Dämonentor
Vorbereitungen im
Krankenhaus Zur Heiligen Geburt. Das Krankenhaus wird inzwischen von
Reichssoldaten der Einsatzgruppe 4 ü berwacht. Die Fenster wurden wei ß get ü ncht, Spiegel entweder
beseitigt (unsere Hervorhebung) oder durch Einwegspiegel ersetzt, und Lampen in
Einzelzellen neu verkabelt, sodass man sie von au ß en ein- und ausschalten kann. Zudem wurde
eine zweite T ü r vor diesen Zellen
angebracht. Die meisten Patienten sind verschwunden; es wird vermutet, dass die
Soldaten der Einsatzgruppe 4 sie beseitigt haben. Ger ü chte ü ber umgegrabene Erde
in abgelegenen Landstrichen um Frankfurt scheinen diese Vermutung zu best ä tigen. Die
verbliebenen Patienten stehen unter strengster Bewachung.
Schlussfolgerung: Die
Gruppe f ü r spezielle Projekte
ANDES wurde auf das in Ref. 539/504-(ii) erw ä hnte Pr ä parat aufmerksam gemacht und best ä tigte unter Berufung
auf das unterdr ü ckte Geiger-Komitee,
dass von Schachter mit Medikamenten experimentiert, die dem katastrophalen
Cambridge-IV-Pr ä parat sehr ä hneln. Wenn man den
Einfluss seines Kollegen Sievers auf die Ahnenerbe-SS in Betracht zieht, sowie
die Geschichte des Krankenhauses Zur Heiligen Geburt als
zweitwichtigstes Zentrum f ü r
palliative Behandlungen von Patienten, die unter Anf ä llen oder anderen
Nervenkrankheiten leiden, so ist anzunehmen, dass von Schachter beabsichtigt,
den Gorgonismus f ü r milit ä rische Zwecke nicht
nur herbeizuf ü hren, sondern auch
kontrolliert einzusetzen. Dies entspricht einem vors ä tzlichen Versto ß gegen den Geheimen
Zusatz IV der Haager Konvention von 1919, insbesondere des Paragrafen zur
totalen Unterdr ü ckung von
Stoner-Waffen.
Empfehlung f ü r die weitere Vorgehensweise:
Diese Angelegenheit sollte an JIC weitergereicht und als kritisch eingestuft
werden. Zudem wird geraten, dass SOE eine Durchf ü hrbarkeitsstudie betreffs eines gezielten
Angriffs auf die Einrichtung vornimmt. Falls wir zulassen, dass von Schachters
Programm weitergef ü hrt wird, besteht
akute Gefahr, dass sich das Ganze in eine jener ber ü chtigten Vergeltungswaffen
zum Einsatz gegen Zivilisten entwickeln k ö nnte. Bereits seit Anfang der Zwanzigerjahre
hat das MOW eine Reihe von Notfallpl ä nen f ü r den Fall eines Gorgonengro ß einsatzes entwickelt,
und wir m ü ssen von nun an
darauf gefasst sein, dass solche Waffen gegen uns eingesetzt werden k ö nnten. Wir halten
einen sofortigen Angriff auf das Krankenhaus Zur Heiligen Geburt zusammen
mit einer diplomatischen Abmahnung f ü r absolut notwendig. Eine Nichteinhaltung
auch nur einer einzigen Klausel der Haager Konvention (einschlie ß lich der geheimen Zus ä tze) muss mit einem
alliierten Vergeltungsschlag unter Einsatz von Giftgas gegen die deutsche
Zivilbev ö lkerung geahndet
werden. Wir d ü rfen einen Einsatz
von Klasse-4-Basilisken zusammen mit strategischen Luftangriffen nicht riskieren
…
Als ich vier Stunden zu spät und unter akutem
Schlafmangel leidend im Büro eintreffe, hüpft Harriet durch unseren
Aufenthaltsraum, als würden ihre Fußsohlen brennen. So wütend habe ich sie noch
nie erlebt. Unglücklicherweise ist sie nach dem Matrix-Management-System, dem
wir folgen, für dreißig Prozent meiner Arbeitszeit, während denen ich für den technischen
Support tätig bin, meine Vorgesetzte. (Während der restlichen siebzig Prozent
arbeite ich für Angleton, und ich kann Ihnen leider nicht erklären, was
ich dort mache – außer dass ich manchmal mitten in der Nacht aus dem Schlaf
gerissen werde, um auf einen Code-Blau-Alarm zu reagieren.)
Harriet sieht so aus, als wäre sie bereits in einem
Büro zur Welt gekommen: mausgrau und mager, in den Vierzigern und durch die
vielen Jahre, in denen sie Formulare in dreifacher Ausführung entworfen hat,
mit denen sie die Mitarbeiter des Außendienstes terrorisieren kann, ganz
vertrocknet. Leute wie Harriet sind nicht dazu geschaffen, sich über
irgendetwas aufzuregen, denn das Schauspiel, das sie dabei bieten, ist
verstörend – als würde man ein Grab öffnen und darin eine Mumie mit
Break-Dance-Zuckungen vorfinden.
»Robert! Wo zum Teufel hast du dich schon wieder
rumgetrieben? Weißt du, wie spät es ist? McLuhan hat auf dich gewartet. Du
hättest bereits vor zwei Stunden beim Meeting für Lizenz-Management sein
müssen!«
Ich gähne und hänge meine Jacke an die Garderobe neben
der Kaffeebar der Abteilung C. »Ich wurde abkommandiert«, murmele ich.
»Code-Blau-Alarm. Komme gerade aus Milton Keynes
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