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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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gerannt und rief: »Herr, Herr, an der Tür ist ein Soldat. Mit einem Speer.«
    Die Hündin war klein, kniehoch nur, krummbeinig, mit massigem Kopf und stämmigen Schultern. Häßlich. Bis auf ein breites dunkles Band über den Schultern war sie weiß. Deshalb hieß sie Macchiata, die Gefleckte.
    »Mit einem Speer?« wiederholte Damiano und merkte, wie der günstige Augenblick für die peinliche Frage davonhuschte wie ein verschrecktes kleines Tier. Unschlüssig stand er zwischen dem Engel und Macchiata.
    »Pax tecum«, flüsterte Raphael. Seine Schwingen breiteten sich schimmernd aus, und er war entschwunden.
    Macchiata blickte blinzelnd nach dem Rauschen in der Luft. Sie trat von einem krummen Bein aufs andere, und ihre Nackenhaare standen auf wie die Stacheln eines Igels.
    »Habe ich ihn verscheucht, Herr? Das tut mir leid. Ich würde Raphael nie mit Absicht erschrecken. Aber unten ist ein Soldat – «
    » – mit einem Speer«, vollendete Damiano bekümmert und trottete hinter Macchiata die Treppe hinunter.

Das erste Stockwerk des Hauses war in kleinere Räume aufgeteilt. Damiano ging durch die Vorhalle mit den roten Kacheln und den schweren, glänzenden Behängen an den Wänden. Im Kamin schwelte ein Feuer. Die Tür bestand aus Eichenpaneelen, so angeordnet, daß die Maserung des Holzes gegensätzlich verlief, und war mit Eisenknöpfen beschlagen. Sie stand wie immer halb offen, damit Macchiata jederzeit hinaus- und hineingelangen konnte.
    Der wartende Sergeant sah Damiano durch die Düsternis näherkommen. Ein Knabe, dachte er, ein Dienstbote. Tiere mit menschlicher Zunge waren schlimm genug – schlimmer als schlimm. Beim Anblick dieser Hündin sträubte sich ihm wahrhaftig das Haar. Er würde sich jetzt nicht an einen Dienstboten abschieben lassen. Mochte Delstrego zehnmal fähig sein, einen Menschen mit dem bösen Blick zu belegen, wie die Leute aus der Stadt behaupteten. Pardo war imstande, demjenigen, der seine Anweisungen nicht ausführte, noch Schlimmeres anzutun.
    Dann stand Damiano im Licht.
    Doch kein Knabe mehr, nicht ganz. Aber dürr wie eine Bohnenstange. Und mit einem Weibergesicht.
    Damiano kniff die Augen zusammen wegen der plötzlichen Helligkeit.
    »Ich will deinen Herrn sprechen, Junge«, knurrte der Soldat. Er sprach mürrisch, da er Angst hatte.
    »Den findet Ihr auf Erden und im Himmel«, antwortete Damiano lächelnd.
    Der Sergeant war überrascht über die tiefe Stimme, die dieser spindeldürre Körper hervorbrachte, und wenn er auch den Worten nicht traute, so richtete er den Blick doch unwillkürlich gen Himmel.
    Damiano aber setzte hinzu: »Dominus Deus, Rex Caelestis. Er und kein anderer ist mein Herr.«
    Der Sergeant lief rot an.
    »Ich suche Delstrego. Gott kann ich allein finden.«
    Unbekümmert verneigte sich Damiano.
    »Ihr habt Delstrego gefunden«, entgegnete er. »Was kann er für Euch tun?«
    Die linke Hand des Sergeant schob sich unbemerkt aufwärts, um zwischen den Lederplatten seines Brustharnischs nach einem Floh zu suchen.
    »Ich meinte Delstrego, den Hexer. Den, dem dieses Haus gehört.«
    Damianos buschige Brauen zogen sich zu einer schnurgeraden Linie zusammen.
    »Ich bin Delstrego, der Alchimist; der einzige Delstrego, der gegenwärtig in Partestrada ansässig ist. Dieses Haus gehört mir.«
    Als der Sergeant den Floh packte, fiel sein Blick einen Moment nach unten, und er bemerkte einen weißen Fleck. Wieder diese häßliche Hündin. Halb verborgen unter dem langen Gewand, stand sie zwischen den Beinen des jungen Mannes. Ihre Zähne blitzten so weiß wie die Alpengipfel im Januar, die Lefzen waren hochgezogen. Gleich würde sie das Maul aufreißen und ihn verwünschen. Vielleicht würde sie ihn auch beißen. Kein Zweifel, dieser Delstrego war ein Hexer, ganz gleich, wie er aussah und als was er sich bezeichnete.
    »Dann hat General Pardo mich zu Euch gesandt. Er läßt Euch seine Empfehlungen überbringen und lädt Euch zu einem Gespräch in sein Hauptquartier ein.«
    Diese Rede war einstudiert. Hätte der Sergeant die Worte selbst gewählt, sie wäre anders ausgefallen.
    Aber Damiano verstand. »Jetzt? Er möchte mich jetzt sprechen?«
    »Gewiß, jetzt«, gab der Soldat ungeduldig zurück. Das geringe Maß seiner Höflichkeit war erschöpft. »Auf der Stelle. Unten im Rathaus. Kommt!«
    Damiano spürte Macchiatas Körper an seinem Bein, die Hündin zitterte vor Wut. Um sie zurückzuhalten ließ er ihr den Rock seines schweren Gewandes über den Kopf

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