Damon Knight's Collection 06 (FO 12)
waren. Erstens einmal war die Tarulle-Verlagsbarke für das Gebiet um Krirsarque erst in drei Tagen fällig. Svir war sehr verärgert gewesen, als er erfuhr, daß sein Schiff im Eintagesabstand vor der Tarulle-Flotte herfahren sollte, während die Verlagsgesellschaft langsam östlich entlang des Chainpearl Archipels einhersegeln würde. Er würde die letzten Ausgaben der Fantasy – jede zwei Jahre wert – nicht bekommen, bevor er Bayfast in Crownesse erreichte. Zweitens legte die Tarulle-Barke nur selten an so unbedeutenden Orten wir Krirsarque an. Für solche Kontakte sandte sie gewöhnlich ihre Gleitboote aus. Diese Boote lieferten die Veröffentlichungen der Gesellschaft aus und nahmen Vorräte und Manuskripte an Bord. Leute wie Rey Guille und Ked Maccioso waren viel zu gewichtig und beschäftigt, als daß sie die Barke verließen. Die Hochstapler an seinem Tisch hier hatten bei weitem zu hoch gegriffen bei ihrem Vorhaben. Von allen literarischen Verbänden in der Welt – Dichtung oder Fachliteratur, Zeitschrift oder Buch – besaß Fantasy wahrscheinlich das höchste Prestige. Hedrigs hatte immer Rey Guille und den Chefredakteur Spektr Ramsey bewundert. Und noch nie hatte er eine naturwissenschaftliche Abteilung in Fantasy gesehen oder von Tatja Grimm gehört.
Schön, entschied Svir Hedrigs, ich kann ihnen ihre Lüge heimzahlen. Laut sagte er: »Ich bin so glücklich, Sie zu treffen. Ich finde eine Menge von Ihrem Zeug recht provokativ, besonders, da mein Spezialgebiet Astronomie ist.«
»Ein Astronom?« Sie waren offensichtlich beeindruckt. Sogar der Bulle mit den überdicken Muskeln, der als Ked Maccioso vorgestellt worden war, schien interessiert.
»So ist es«, bestätigte Svir. Und er war auch wirklich Astronom. Aber aufgrund seiner uneingeschränkten Zustimmung nahmen die anderen natürlich an, er sei einer jener furchtlosen Mannen, die den Drei-Meter-Hohlspiegel in den Doomsday Mountains auf dem Kontinent bedienten. Das Leben am Doomsday Observatorium war ein ständiger Kampf gegen Sauerstoffmangel, Kälte, Bergaffen und kriegerische Hurdenstämme. »Ich bin hier herübergekommen, um einige Vorlesungen an der Universität von Krirsarque zu halten.« Das letztere war eine Umkehrung der Wahrheit. Svir war ein graduierter Astronomstudent in Krirsarque. Die letzten zwei Jahre hatte er mit dem EinMeter-Fernrohr an der Universität gearbeitet. Ein ganz kürzlich vom Kontinent nach dem Westen herübergekommener Verleger hatte die Nachricht mitgebracht, daß die Männer in Doomsday einiges von Hedrigs’ Arbeit ebenfalls durchexperimentiert hatten. Nun hatte Svir den ganzen Weg zur Küste des Kontinents zu machen, um einen der Doomsday-Astronomen zu treffen, um das Problem durchzudiskutieren.
»Was ist Ihr Spezialgebiet in der Astronomie?« fragte Tatja. »Seraph?«
»Nein«, erwiderte Svir. »Seraph ist von Doomsday aus nicht zu sehen. Ich arbeite auf einem neuen Gebiet – parallaktische Astronomie. Dort werden hochspezialisierte, aus der Trigonometrie abgeleitete Techniken benutzt. Ich habe die Entfernungen zu einigen näher gelegenen Sternen ausgemessen.«
»Wirklich! Ich habe einen Artikel genau über dieses Thema für die letzte Ausgabe gekauft.« Sie schnackte mit den Fingern. Brailly Tounse langte in eine Seitentasche und reichte Tatja ein Magazin. Sie gab es weiter an Svir. »Schauen Sie.«
Svir schnappte nach Luft. Da war das vertraute Impressum der Fantasy. Darunter in kleinem Druck die Worte: »Ausgabe des 162. Meridian. Vollständige Nummer 10 039.« Das hier war der greifbare Beweis, daß die Tarulle-Flotte schon angekommen war. Mit der schüttelnden Erregung eines seit langem Süchtigen überflog er zunächst gierig das Togoto-Titelblatt, dann das Inhaltsverzeichnis. Unter dem berühmten Motto des Magazins: »Die Dinge sind nicht, wie sie scheinen«, waren fünfzehn Geschichten und Kurzromane von Autoren aus aller Welt aufgeführt. Eine neue Kurzgeschichte von Ivam Alecque, eine Fortsetzung von Tsumish Kats … Svir blätterte hastig durch die Seiten und dabei blieb sein Blick auf einer hängen, die seine Hand zum Ruhen brachte. Das Blatt war nicht auf der üblichen Seetang-Grundlage hergestellt, sondern aus einem irgendwie schwereren, lacküberzogenen Material. Oben auf der Seite stand: »Lernen Sie die Fantasy-Redaktion kennen«. Darunter waren sechs in Grüntönen ausgeführte Porträts, aber es waren keine Säure-Ätz-Abzüge, auch nicht von Hand gemalt. Diese hier waren auf grün
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