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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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und hielten sich die Ohren zu, sobald sie Jody schluchzen hörten. Esther lief jedes Mal, wenn sie ins Freie ging, ein kalter Schauer über den Rücken und insgeheim wünschte sie sich, Jody würde sterben, damit ihr Leiden – und das aller anderen – endlich ein Ende hätte. Das Leben im Camp war auch so schon schlimm genug, ohne dass man diese Qualen mit ansehen und -hören musste.
    Immer wenn Garrugaska auf Patrouille war, tat er so, als würde er auf Jody schießen, und alle anderen Punchinellos zischten ihr von oben bösartige Drohungen zu, wenn sie Schicht auf dem Turm schoben. Jody war dankbar für die Momente, in denen sie das Bewusstsein verlor und ihr Geist sich an dunkle Orte zurückzog.
    Am vierten Tag schnitt man sie schließlich los. Keiner konnte glauben, dass sie immer noch lebte. Aber es hatte viel geregnet, sodass Jody einige Wassertropfen hatte auffangen können, indem sie den Kopf in den Nacken legte. Das hatte sie gerettet. Außerdem hatte sie die Qualen in ihren Armen ein wenig lindern können, indem sie ihr Gewicht auf die Querstrebe hinter ihr verlagerte. Trotzdem war sie diesmal wesentlich schwächer und ihre Hände waren von den straff sitzenden Tauen beinahe schwarz. Nicholas und Drew trugen die zerbrechliche Jody in ihre Hütte, wo Alasdair und Christina sich zu ihr setzten.
    Sie hatte Fieber und kam erst nach zwei weiteren Tagen wieder zu sich. Ihr Körper erholte sich langsam, doch sie sollte nie wieder dieselbe sein. Ihre Peiniger hatten ihren Widerstand gebrochen. Zu viel hatte sie mitgemacht und zudem Dinge gesehen, von denen die anderen nichts ahnten. Nacht für Nacht hatte sie die traurigen Lieder aus den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts gehört und am Morgen beobachtet, wie seltsame Wesen aus den Hütten trotteten, um von den Wärtern in Lieferwagen gescheucht zu werden, die sie fortbrachten, lange bevor eins der anderen Kinder wach wurde.
    Jody zog sich in sich selbst zurück. Sie sah keinem mehr in die Augen, sondern starrte stets zu Boden oder an die Wand. Reden wollte sie auch nicht und Alasdair war außer sich vor Sorge um sie. Diese traurige Verwandlung mitzuerleben, brach ihm das Herz. Er versuchte, sie in Gespräche über Musik oder Bücher oder irgendetwas anderes von früher zu verwickeln, aber sie reagierte nicht. Rein gar nichts konnte ihr Interesse wecken. Sie hörte auf, ihr Haar zu kämmen, und man musste sie extra auffordern, sich zu waschen. Selbst Christina gegenüber war sie verschlossen. Jody ertrug es nicht mehr, angefasst zu werden, und zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Siebenjährige sie umarmen wollte.
    Hauptmann Swazzle war über diese Veränderung mehr als zufrieden und stolzierte zu gerne an ihr vorbei und sang langsam ihren Namen, nur um zu sehen, wie sie sich in der nächsten Ecke zusammenkauerte.
    So verging Woche um Woche und über die beiden Gräber wuchs Gras. Auf Anchus Ruhestätte wollten keine Blumen wachsen, doch Jim Parkers war übersät mit Gänseblümchen.
    Spencer schlug Maggie vor, dass sie für Marcus einen Grabstein aufstellen sollten, auch wenn er nicht dort beerdigt war. Es wäre eine Art Andenken, ein Ort, an dem sie sich an ihn erinnern könnte, und falls ihnen etwas zustoßen sollte, dann würden zumindest andere Leute eines Tages sehen, dass ein Junge namens Marcus hier gestorben war. Maggie stimmte zu. Sie sammelten etwas von dem Holz der zerstörten Hütte ein und Maggie schrieb darauf, was sie über Marcus wussten, dann platzierten sie es unter Tränen neben Jims Grab und nahmen Abschied. Ein einfacher Stock, auf dem ein Punchinello-Hut steckte, markierte die Stelle, an der Anchu lag.
     
    Endlich verschwanden die Filzstiftkritzeleien und die Gesichter der Mädchen sahen wieder normal aus. Auch das leuchtende Pink in Maggies Haar wuchs langsam heraus und der dunkle Ansatz kam zum Vorschein, während sie immer mehr abnahm. Keiner konnte ihr mehr vorwerfen, dass sie heimlich zusätzliche Essensrationen zugeschoben bekam – trotzdem entschuldigte sich niemand bei ihr.
    Allmählich gingen Seife und Zahnpasta aus, sodass sich die Kinder die Zähne mit Holzkohle putzen mussten. Ihre Kleidung wurde grau und bekam immer mehr Löcher und Risse, sodass sie mehr und mehr Vogelscheuchen ähnelten. Man erwartete von ihnen, dass sie noch immer genauso hart arbeiteten wie am Anfang, doch die einseitige Ernährung schlug langsam auf ihre Gesundheit. Ausschläge gehörten zur Tagesordnung, Schnitte und Kratzer verheilten viel

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