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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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um die Handgelenke, während Swazzle mit den Tauenden den Rutschenturm hinaufhetzte. Oben angekommen, zog er daran, bis Jody auf halber Höhe am Turm baumelte. Während sie weinend um Erbarmen bat, banden die Punchinellos sie an dem Holzgerüst fest und ließen sie dort wie nasse Wäsche an der Leine hängen.
    »Du bleibst!«, schrie Hauptmann Swazzle ihr zu. »Du bleiben, du leiden – Jody, Jody, Jody.«
    Der hässliche Zwerg huschte die Treppe wieder hinunter und Jangler nickte ihm zufrieden zu. »Lasst sie dort noch einmal drei Tage hängen. Das sollte ihren Stursinn brechen. Kümmert Euch darum, dass keiner der anderen ihr zu nahe kommt oder mit ihr redet.«
    Hauptmann Swazzle führte ein kleines Tänzchen auf, dann wurden seine durchdringenden Augen schmal. »Wir reden müssen. Wir brauchen neue Kleider.«
    »Wenn Eure Tuniken schmutzig sind, dann lasst sie von einem der Abtrünnlinge waschen.«
    »Nein. Wir wollen neue. Keine Tunika. Wir nicht mögen Tunika. Wir wollen Neues – wie Garrugaska.«
    »Ihr wollt alle Cowboykostüme?«, frage Jangler erstaunt. »Das ist doch lächerlich! Wir sind hier nicht in Alamo oder im O. K. Corral.«
    »Nicht Cowboy«, stellte Swazzle richtig. »Wollen was anderes. Jeder will was anderes. Müssen wir haben!«
    »Na schön. Ich sehe, was sich machen lässt. Aber das ist höchst regelwidrig.«
    »Ja, machen! Ich sage, was wir wollen. Müssen wir haben.«
    Sie liefen zu Janglers Hütte, um die neuen Kostüme zu besprechen, und ließen Jody hoch über dem Boden, an den Rutschenturm gefesselt, hängen.
    Maggie rappelte sich vom Boden auf und blickte zu ihr hinaus. Die anderen Mädchen zogen sich zurück und schämten sich für das, was sie getan hatten.
    Maggie war vor Trauer um Marcus noch immer ganz zerrissen in der Seele, doch ihre Wut auf Jody war erschöpft. Alles, was sie jetzt für sie empfand, war Mitleid.
    Jodys Schmerzensschreie hallten in die Nacht hinaus, während der Regen in Strömen herniederprasselte.

23
    Erst der Morgen offenbarte das Ausmaß der Zerstörung. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, aber es tropfte noch immer von den Bäumen und dem Stacheldrahtzaun, als Lee und Spencer, noch bevor sonst jemand wach war, durch die Trümmer ihrer Hütte streiften und so viel von ihren Habseligkeiten retteten, wie sie finden konnten. Kopfschüttelnd blickten sie zu Jody, die noch immer am Turm hing. Sie hatte das Bewusstsein verloren – was vielleicht ganz gut war.
    Während sie stöberten, sammelten sie auch die Sachen von Marcus ein, um sie später Maggie zu geben. Sie war vor Trauer und Schock noch immer wie gelähmt. Esther musste sich heute also allein ums Frühstück kümmern, worüber sie alles andere als glücklich war.
    Wie nach Jim Parkers Tod erlaubte Jangler jedem Insassen großzügig eine Wurst, die die Kinder schweigend aßen. Christina wusste, wäre Jody hier gewesen, hätte sie ihr eine ganze Latte an ekelerregenden Inhaltsstoffen aufgezählt, aber die Kleine verputzte ihre Portion trotzdem. Nur Spencer schob seinen Teller unangetastet von sich. Glaubte dieser miese Kerkermeister ernsthaft, dass eine Wurst sie über den Tod von Marcus hinwegtrösten würde? War er tatsächlich so verrückt? Das Ganze war eine Frechheit.
    Alasdair versuchte, mit Jangler über Jodys Freilassung zu verhandeln, aber er bekam dieselbe harsche Antwort wie beim letzten Mal: Noch eine weitere Bitte und man würde sie dort oben umso länger hängen lassen, damit die Krähen etwas zum Picken hatten. Ihren ständigen Ungehorsam tolerierte er nicht länger. Außerdem, fügte Jangler unter makaberem Gelächter hinzu, gefalle ihm dieser neue Schmuck am Rutschenturm – sie war wie eine lebende Dekoration an einem skelettartigem Weihnachtsbaum.
    Alasdair wandte sich angewidert ab. Er glaubte nicht, dass Jody diese Tortur überleben würde, und wünschte, er hätte den alten Arsch dem Riesenwurm zum Fraß vorgeworfen, als er die Chance dazu gehabt hatte.
    So verging der Tag. Maggie weigerte sich zu essen und befand sich die ganze Zeit in einer Art Trance, wie auf Autopilot. Am nächsten Tag aß sie noch immer nicht und am dritten musste Charm ihre ganzen Überzeugungskünste aufbieten, damit Maggie wenigstens etwas Suppe schlürfte.
     
    Jodys grauenhafte Zwicklage lag wie ein dunkler Schatten über dem Lager, in jeder Hinsicht. Das letzte Mal hatte man sie außer Sichtweite weggesperrt, aber diesmal konnte sie jeder sehen. Einige der Mädchen konnten ihren Anblick nicht ertragen

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