Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Maggie. »Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Nach dem, was er uns gerade angetan hat …«
»Der Mann ist kriminell und geistesgestört«, meinte Alasdair. »War er schon immer.«
Lee wischte sich über den Mund. »Na, dann kommt. Ich werde dem fiesen Schwein ein letztes Mal in die Augen schauen. Denn wenn ich später zurückkehre, dann wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein.«
»Zurück?«, frage Alasdair. »Von wo zurück?«
Lee schnaubte und verließ den Speisesaal.
»Lass dich nicht von ihnen provozieren, bleib cool«, warnte Spencer ihn.
»Keine Bange, Kleiner«, sagte Lee mit einem frostigen Lächeln. »Ich bin ein Eisberg, ich bin Väterchen Frost persönlich.«
Jangler und seine Wächter warteten ungeduldig, während die Kinder aus ihren Hütten und dem Hauptgebäude schlurften.
Charms Mädchen hielten sich an den Händen. Sie boten dem Ganzen auf ihre Art die Stirn – in Erinnerung an Charm hatten sie verschiedene Kleidungsstücke aus ihren Koffern angezogen, die sie nun stolz und trotzig zur Schau trugen. Sie hatten Charm von ganzem Herzen geliebt. Esther und ihre Truppe stellten sich schmollend in einer Reihe auf und hielten sich noch immer die Bäuche. Esther stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Drew und Nicholas war übel; sie stierten zu Boden und kämpften darum, nicht in Ohnmacht zu fallen. Jody stand in der hinteren Reihe und hatte inzwischen fast völlig mit der Welt abgeschlossen. Nur aus Gewohnheit war sie dem Läuten der Glocke ins Freie gefolgt. Mit leerem Blick starrte sie in die Ferne, ohne die Bäume dort auch nur wahrzunehmen. Christina stellte sich neben sie. Eins der Mädchen aus Charms Hütte hatte sie gewaschen und umgezogen.
Lee, Maggie, Spencer und Alasdair waren die Letzten.
»Beeilung!«, schnauzte Yikker. »In einer Reihe, eine Reihe!«
Lee schaute die Wärter an. Sie schienen enttäuscht, dass er nicht ausrastete und über Jangler herfiel. Er sah, wie ihre Hände über den Waffen zuckten. Spencer hatte recht gehabt, so war es besser. Die Punchinellos gierten regelrecht danach, den Abzug zu drücken. Lee bemerkte die Verbitterung in ihren hässlichen Gesichtern. Sie litten beinahe.
»Was für ein charmanter Abend«, begrüßte Jangler sie mit herzloser Schadenfreude. »Für heute habe ich eine besonders köstliche Textstelle über den Winterfestschmaus im Festsaal ausgesucht. Sie enthält einige anschauliche Bilder von den Mahlzeiten, die uns bei Hofe vorgesetzt werden – sie lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich bin mir sicher, dass ihr jedes Wort auskosten werdet.« Er begann die Lesung, wobei er wie immer vor- und zurückschaukelte.
Erneut wurde den Kindern schlecht. Sie konnte unmöglich an Essen denken, ohne dass ihre Mägen rebellierten. Auch Esther setzten die Beschreibungen des Festes zu. Zunächst schwirrte ihr der Kopf, dann kippte sie um. Ein zweites Mädchen folgte, dann brach auch Nicholas zusammen.
Die Punchinellos hatten ihre helle Freude daran. Das war unterhaltsamer als ein Horrorfilm! Sie soffen den Alkohol aus ihren Flaschen und schlossen Wetten ab, welcher Gefangene als Nächstes in Ohnmacht fallen würde.
Ein scharfer Schmerz fuhr in Lees Herz und er spürte, wie es sich verkrampfte. Seine Augen weiteten sich, dann brach eine plötzliche Kälte über ihn herein und rauschte durch seine Adern. »Nein«, ächzte er. »Nicht jetzt!« In seinem Hals begann es zu brennen und er blickte sich panisch um. Ihm war klar, was passierte, und das konnte nur eins bedeuten: Jemand der Anwesenden verfiel zum ersten Mal dem Fluch der Worte von Austerly Fellows. Jemand ging nach Mooncaster – und zerrte ihn mit sich.
Maggie merkte, dass etwas nicht stimmte. Sie sah, wie Lee bibberte und ihm der Schweiß übers Gesicht rann. Als sie seine Hand nahm, war sie eiskalt und von einer Gänsehaut überzogen.
Lee bemerkte sie nicht einmal. Seine Augen konzentrierten sich allein auf Jody. Ihr Kopf nickte im Rhythmus von Janglers Worten. Dann erfasste sie ein heftiger Schüttelfrost, der sie zu Boden warf, wo sie sich windend und krampfend liegen blieb.
Alasdair schob sich schreiend durch die Menge. »Sie hat einen Anfall!«, brüllte er. »Helft mir! Jemand muss ihre Arme und Beine festhalten, bevor sie sich verletzt!«
Die Wärter lachten ihn aus, als er versuchte, mit seiner einen gesunden Hand etwas auszurichten, während Christina sich bemühte, Jodys zappelnde Beine zu fassen zu bekommen.
Lees Magen machte einen Satz
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