Daniel und Ismael
schieben. Jen hat sich an die Wand gelehnt, einen Fuß angestellt. Sie küsst Lars wieder, setzt ihr ganzes Können ein, und ich sehe, wie heiß Lars wird, wie er sich an sie drängt.
Ich trete hinter ihn, ganz dicht, drücke mich an ihn. Jen hält seinen Kopf fest, so dass er sich nicht umsehen kann. Aber er muss spüren, dass ein Junge hinter ihm steht. Ich presse mich an Lars, streichle seine Brust und küsse seinen Nacken. Lars weiß nicht mehr ein noch aus. Er ist scharf, will sich das, was hinter ihm geschieht eigentlich nicht gefallen lassen, ist aber zu begierig auf das, was vor ihm geschieht, um mich abzuschütteln. Wir nehmen Lars immer mehr in die Zange, Jen streichelt über meinen Hals, zieht meinen Kopf über Lars’ Schulter zu sich heran und küsst mich kurz aber tief. Dann wendet sich ihr Mund wieder Lars zu. Ich küsse Lars’ Nacken, seine breiten, stämmigen Schultern. Lars stirbt unterdessen fast. Vor fünf Minuten hat er sich noch gewünscht, seine Kumpel würden ihn hier sehen, jetzt ist das seine größte Angst. Jen greift ihm derweil in den Schritt, ich fasse ihm an den Arsch.
Ich weiß, er würde fast alles tun, damit Jen ihm einen runterholt, aber was zu viel ist, ist zu viel. Lars befreit sich von uns und rennt weg. Wir lachen laut, umarmen uns, pressen unsere weichen Lippen aneinander und Jen streichelt ein bisschen meine Beule. Naja, Lars ist ein geiler Typ, und ich hätte es ihm schon zu besorgen gewusst.
Auch die Sommer zuvor hatten wir immer viel Spaß mit solchen Spielen. In unserer Kindheit waren es Gleichaltrige, die mit ihren Eltern zum Zelten gekommen waren. Später Jugendliche, die mit ihren Cliquen da waren. Wir spielten, flirteten, rauften (mehr ich), und knutschten (mehr Jen). Seit sie keine Rattenzöpfe mehr trug, liebte sie es, mit den Jungs zu spielen, sie anzumachen, zappeln zu lassen, eifersüchtig und verrückt zu machen. Nur mit einem Jungen spielte sie nie. Ich bin ihr bester Freund, ihr Vertrauter, ihr Bruder.
Bei unseren Sommereskapaden galt es, genug Erlebnisse für einen langen, langweiligen, trostlosen Winter zu sammeln. Wenn das Dorf wie verlassen, kahl und grau vor sich hin schlief, lagen wir auf Jens Bett. Wir betrachteten die Poster an der Schräge neben dem Dachfenster, rauchten, knutschten ein bisschen, kosteten unsere Sommerflirts aus, erzählten, lachten und drehten die Heizung höher.
Eine Möwe fliegt dicht an uns vorbei, kreist, bleibt in der Luft stehen und kreischt, dann fliegt sie weiter zum Wehr am Abfluss des Sees. Ich betrachte die samtige Sommerbräune auf Jens gebeugtem Nacken.
»Denkst du noch manchmal an Rob?«, fragt sie bemüht beiläufig.
Jeden Tag, aber das würde ich ihr gegenüber nie zugeben. Rob, wie er das erste Mal den Strand herunterkommt und wir beide den Atem anhalten. Wie er betont langsam geht, jeden anlächelt, alle ihn beachten. Jen dreht sich gelassen, mit einem kleinen Gähnen, zum Wasser um. Sie weiß genau, dass er zu uns kommen wird. Ich starre immer noch.
Schließlich steht er vor uns, lächelt mich an - er lächelt mich an! - und sagt dann etwas zu Jen. Oh, er ist mutig, er versucht nicht, über mich an Jen ranzukommen. Jen antwortet gelangweilt, aber nicht abweisend. Dann dreht sie langsam ihren Kopf über ihre Schulter und schaut ihn von schräg unten an. Der schöne Fremde blickt immer noch zu mir.
Von da an sind wir immer zu dritt unterwegs. Promenieren am Strand, schwimmen um die Wette bis zur Insel, fahren in Robs 50er-Jahre-Cabrio herum. Rob weiß genau, wie gut er aussieht, aber er ist nie überheblich, immer ruhig und souverän.
Im Eiscafé setzen wir uns mit unseren Sonnenbrillen in Positur, bis wir alle Blicke auf uns ziehen. Rob bestellt uns einen Eisvulkan, den wir zu dritt auslöffeln. Jen flirtet hemmungslos , während ich nur versuche, ab und zu mit meiner Eislöffelhand die seine zu streifen. Wir kosten die sonnigen Tage in vollen Zügen aus. Schwimmen abends nackt in einer kleinen Bucht, Rob hört nicht auf mich zu tauchen, unser Lachen schalt über den See, bis Jen Rob an sich zieht und ihn küsst.
Ein Blesshuhn schwimmt nahe ans Schilf heran. Es beäugt uns kritisch mit seiner weißen Stirn, doch wir sitzen so ruhig, dass es sich nicht gestört fühlt und nach Nahrhaftem taucht. Mein Blick bleibt an Jens perfekten Beinen hängen. Das eine baumelt über dem Wasser, das andere hat sie angezogen. Ich rücke dicht neben sie und lege meine Hand um ihre Taille.
»Ich war wirklich in ihn
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