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Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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nicht öffnen konnte. Da er auf der linken Seite lag, den Kopf tief ins Kissen gedrückt, konnte er einen Moment lang überhaupt nichts sehen. In Panik richtete er sich auf. Schmerzen explodierten in sämtlichen Muskeln seines Körpers. Der ganze Raum drehte sich plötzlich wie ein Kreisel. Er kämpfte gegen den Brechreiz an und blieb nach vorne gebeugt sitzen. Schweiß durchtränkte sein bereits klatschnass geschwitztes T-Shirt. Er wartete ab, bis Schmerzen und Schwindelgefühl abflauten. Einige Minuten später war er in der Lage, Bestandsaufnahme zu machen.
    Er war auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen. Bei laufendem Fernseher. Über den Bildschirm flimmerte soeben der Abspann einer Episode der Muppet Show. Er hatte die DVD als Einschlafhilfe benutzt und sein dummes Gehirn hatte die Bilder zu einem Albtraum zusammengebastelt.
    Jesse betastete behutsam seine rechte Gesichtshälfte. Unter den schmalen Pflastern spürte er die Fäden, mit denen die aufgeplatzte Augenbraue genäht worden war. Der Bereich um das Auge und das Lid war geschwollen und warm. Die Wimpern waren von Schlaf und Dreck verkrustet. Als er sie vorsichtig auseinanderzog, konnte er das Auge ein wenig öffnen. Er sah verschwommene Konturen, die nach mehrfachem Blinzeln ein wenig klarer wurden. Wie spät war es? Oder wie früh? Ihm fehlte jegliches Zeitgefühl und der Vorhang vorm Fenster ließ kein Licht in den Raum. Er nahm die Fernbedienung und schaltete auf einen der Wetterkanäle um. Oben links war eine Uhr eingeblendet. Gleich halb acht. Morgens. Er hatte kaum zwei Stunden geschlafen. Jesse schlug die Decke zur Seite und drückte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Sofa hoch. Sämtliche Muskeln in seinem Körper schienen zu Beton geworden zu sein. Eine Weile stand er reglos da, während sein Kreislauf mühsam in Schwung kam. Einzig seine volle Blase zwang ihn, den Weg ins Badezimmer auf sich zu nehmen.
    Sein Anblick im Spiegel war erschreckend. Zusätzlich zu dem krebsroten Matschauge hatte sich rechts ein hübsches Veilchen gebildet. Beides stand in starkem Kontrast zu seiner käsigen Gesichtsfarbe. Die krallenartigen Finger seines Angreifers hatten deutliche Abdrücke auf beiden Oberarmen hinterlassen und rechts lugte unter dem Ärmel des weißen T-Shirts ein großer blauschwarzer Fleck hervor.
    Eines der breiten Pflaster, die seine Arme bedeckten, hatte sich etwas gelöst. Jesse zog eine Seite behutsam ab und betrachtete den dick verschorften Kratzer darunter.
    Es war kein Traum gewesen. Ohne die Verletzungen hätte er vielleicht daran glauben können. Er drückte das Pflaster wieder fest, tränkte einen Waschlappen mit warmem Wasser und presste ihn vorsichtig auf das geschwollene Auge. Nachdem sich der letzte Schmutz gelöst hatte, konnte er es etwas weiter öffnen.
    Jesse humpelte in die Küche, bereitete sich einen Tee mit Milch und Zucker, nahm sich zwei Kekse und setzte sich zurück aufs Sofa. Er schaffte eine weitere Folge der Muppets, bevor er erschöpft einschlief.
    Gegen Mittag weckte ihn das Telefon. Es war Mandy, die sich aufgeregt nach seinem Wohlbefinden erkundigte und alle Details von dem Überfall auf die junge Frau und seinem heldenhaften Eingreifen hören wollte. Mechanisch erzählte Jesse, was Devon ihm gesagt hatte. Als Mandy anbot, am nächsten Tag seine Sachen vorbeizubringen, lehnte er ab. Er würde im Laufe der Woche selbst zur Bar gehen. Sobald sie ihr Telefonat beendet hatten, zog Jesse das Kabel aus der Verteilerbox und schaltete sein Handy aus. Er wollte mit niemandem mehr sprechen.
     
    Den Rest des Tages verbrachte Jesse vor dem Fernseher. Manchmal nickte er ein und träumte von Schatten, aus denen ihn gelbe Punkte anleuchteten.
    Als er schließlich auf der Suche nach Nahrung in die Küche schlurfte, bemerkte er die Dunkelheit vor dem Fenster. Die Sonne war untergegangen. Angst überkam ihn. Plötzlich konnte es in der Wohnung nicht hell genug sein. Er schaltete in allen Zimmern die Lampen an und überprüfte mehrfach, ob die Wohnungs- und die Terrassentür wirklich verschlossen waren.
    Die Pizza, die er im Gefrierfach fand, war keine fünf Minuten im Backofen, als es an der Tür klingelte.
    Das schrille Geräusch erschreckte Jesse fast zu Tode.
    Mit klopfendem Herzen blickte er durch den Spion.
Es war Sylvia. Was wollte sie hier? Ein spontaner Krankenbesuch? Hatte Mandy sie angerufen?
    Nein , fiel es Jesse ein, der Autoschlüssel. Er zog rasch eine Fleecejacke über, damit Sylvia die Pflaster an seinen Armen

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