Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
Kapitel 1
Noah van Erk ließ gelangweilt den Blick durch die Bar schweifen. Es war nicht viel los und die wenigen Gäste verloren sich in dem schummrig beleuchteten Raum. Der DJ spielte die Pop-Charts rauf und runter, konnte jedoch kaum jemanden zum Tanzen animieren. Einziges Highlight war eine Gruppe knapp bekleideter Mädchen, die sich um zwei Flipper drängten und kreischend und lachend ein Spiel nach dem anderen verloren. Sie wurden aufmerksam von den vier Männern am Billardtisch beobachtet, die lediglich auf eine passende Gelegenheit zum Angriff zu warten schienen.
Noah trank einen Schluck Wodka-Lemon. An jedem anderen Tag hätte er sein Glück bei einem der Mädchen versucht.
Er wandte den Kopf und betrachtete den schwarz-goldenen Vorhang neben der Bühne. Gleichgültig, wohin man auf dieser Welt kam, überall brauchten die Frauen endlos lange auf dem Klo. Das Klirren von Gläsern ließ ihn den Kopf wenden. Der Barkeeper räumte leere Flaschen und Gläser ab.
Er war ein schlanker sportlicher Typ, um die Dreißig, mit dunklen, ultra-kurzen Haaren. Auf seinem schwarzen ärmellosen Shirt prangte in goldenen Buchstaben der Schriftzug Gold Bar . Über der linken Brust war, ebenfalls in Gold, der Name Jethro aufgedruckt.
Irgendwo hier lief eine Kellnerin namens Mandy herum, die genauso aussah, wie ihr Name versprach: schlank, blond und dicke Titten.
„Wenig los hier“, bemerkte Noah mit schwerer Zunge.
Jethro, der Barkeeper, lächelte entschuldigend. Als sei es sein Fehler. „Später wird’s bestimmt voller.“
Noah glotzte sein Gegenüber einige Sekunden mit offenem Mund an, während er versuchte, dessen Akzent einzuordnen. Dann grinste er breit. „Ire.“
Vor zwei Wochen hatte er seinen dreiundzwanzigsten Geburtstag in Alice Springs gefeiert, mit einem Haufen Iren. Die Typen konnten saufen wie die Löcher!
„Schotte“, gab Jethro zurück.
Oha, böses Fettnäpfchen! Das hatte Noah ebenfalls in Alice gelernt: Verwechsle niemals Schotten und Iren!
„Schotten sind total okay“, versicherte er hastig.
Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und verzog das Gesicht, als sich der Alkohol seinen Weg in den Magen brannte.
„Ich komme aus Holland. Rotterdam.“
„Weit weg von Zuhause.“
„Halleluja!“ Er hob sein Glas. Darauf konnte er jede Nacht anstoßen. Ein amüsiertes Funkeln erschien in den Augen des Barkeepers. Der Typ musste die blausten Augen der Welt haben! Nicht hellblau, wie Noahs, sondern dunkler. Königsblau, oder wie sich das nannte. Die strahlten einen an wie Scheinwerfer. Noah schielte zum Vorhang, hinter dem die Toiletten lagen. Und der Hinterausgang.
Nein, so eine war sie nicht. Oder? Er kratzte ungeduldig ein Stückchen Goldfolie ab, das sich vom Rand des Tresens löste. Die Billardtische, die Barhocker und die Pfeiler neben der Bühne waren ebenfalls mit Goldfolie überzogen. Selbst die Regale hinter der Bar und die Bilderrahmen mit den signierten Promifotos schimmerten golden. Mittlerweile gefiel ihm der Stil. Beim Reinkommen hatte er gedacht, er wäre in einer Schwulenbar gelandet. Der asiatische DJ wirkte jedenfalls komplett schwul in dem ärmellosen silbernen Shirt mit dem schwarzen Dolce & Gabbana-Aufdruck. Seine kurzen schwarzen Haare waren von roten Strähnen durchzogen und standen in diesem ungeordneten Punkerlook ab, für den man eine Stunde vor dem Badezimmerspiegel stand und eine halbe Tube Gel verbrauchte. Na ja, solange der Typ hinter seinem Pult blieb und nicht versuchte, ihm an die Wäsche zu gehen, konnte der machen, was er wollte. Noah war wichtiger, wie es mit seiner hübschen Begleitung weiterging. Falls es weiterging, worauf er inständig hoffte. Allerdings stellte sich dann die Frage nach dem Wo . Aus der Jugendherberge war er heute Morgen ausgezogen. Das wäre sowieso keine Option gewesen. Zu wissen, dass einem sieben notgeile Typen beim Vögeln zuhörten, verringerte kaum den Druck, eine gute Show hinzulegen. Sie könnten ein Zimmer in einem Hotel mieten. Wenn es nicht zu teuer war. Seine Reisekasse vertrug keine großen Sprünge mehr.
Irgendwas würde ihm einfallen. Wo ein Wille war …
Noahs vernebelter Blick fiel auf das Shirt des Barkeepers, der gerade Bier- und Colaflaschen in einem der hohen Kühlschränke nachfüllte.
„Cooler Name. Ganz schön bib…“ Er stieß auf. „Biblisch.“
Sein Gegenüber hob fragend die Augenbrauen.
„Jethro war der Schwie… Schwiegervater von Moses“, erklärte Noah nuschelnd. „Meine Eltern sind
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