Dark Lord: ... Da gibt's nichts zu lachen!! (German Edition)
schien Dirk übel zu werden. »Aber was soll ich ihr sagen? ›Tut mir leid‹? Was ändert das schon?«, fragte er niedergeschlagen.
»Man wird ihr die ganze Schuld an dem Brand geben. Außerdem ist sie deine Freundin. Du musst mit ihr reden. Das ist das Mindeste, was sie von dir erwarten kann«, beharrte Christopher.
Dirk sah ihn kläglich an. Er hatte endlose Schlachten geschlagen, riesige Heere furchterregender Monster befehligt, Städte niedergebrannt, Schwarze Türme des Verderbens errichtet, bis an die Zähne bewaffnete Rittergarden im Nahkampf besiegt, mit mächtigen Zauberformeln die Sonne vom Himmel verschwinden lassen und vieles mehr – aber bei der Aussicht, mit einem vierzehnjährigen Goth-Mädchen zu reden, bekam er plötzlich weiche Knie. Sie war nicht mehr als eine seiner Untertanen – wie konnte er solche Angst vor ihr haben? Aber dieses ganze Grausamer-Herrscher-Zeug existierte in Wirklichkeit natürlich überhaupt nicht, sondern spielte sich nur in seinem Kopf ab. Suus war eine Freundin, keine Untertanin. Dirk seufzte. Sollten das, was dort plötzlich an ihm nagte, »Schuldgefühle« sein? Christopher hatte recht; er musste mit Suus reden.
»In Ordnung – ich werde sie anrufen oder so«, sagte er schließlich, doch es klang nicht besonders überzeugend.
»Nee, Alter, das reicht nicht. Du musst zu ihr gehen und mit ihr reden, von Angesicht zu Angesicht. Immerhin bist du an allem schuld, nicht sie!«, blaffte Christopher ihn an. Wie Dirk Suus behandelte, machte ihn schon wieder stinksauer.
Dirk schüttelte widerwillig den Kopf, obwohl er insgeheim zugeben musste, dass Chris recht hatte. »Schon gut, ich werde zu ihr gehen.«
Chris war ziemlich überrascht. Er hatte sich gerade schon geärgert, dass er die Beherrschung verloren hatte und laut geworden war – weil man so bei Dirk normalerweise eher das Gegenteil erreichte. Bisher war es immer schlicht unmöglich gewesen, ihn zu etwas zu überreden, was er partout nicht wollte. Eigentlich war es schon unglaublich, dass er Christopher überhaupt zugehört hatte. Und noch erstaunlicher, dass er nicht in seiner üblichen Dark-Lord-Manier losgebrüllt hatte, niemand dürfe ihm, dem Großen So-und-so Vorschriften machen.
Christopher wagte sich noch einen Schritt weiter. »Du könntest gleich heute Morgen zu ihr gehen. Wir haben sowieso nichts anderes vor. Ach ja und noch etwas – ich soll dir von Suus ausrichten, dass sie in Grausammers Büro etwas Interessantes gefunden hat. Sie sagte etwas von einem Tagebuch. Darüber will sie mit dir reden.«
Dirk zuckte die Achseln. »Okay«, sagte er nur. Stand auf und ging.
Christopher konnte es immer noch nicht fassen. Dass es so leicht werden würde, hatte er nicht erwartet. Umso besser. Dass Dirk sich nach dem Brand immer noch nicht bei ihr gemeldet hatte, war für Suus schlimmer gewesen als alles andere. Das zumindest war er ihr schuldig.
Dirk ging in sein Zimmer und zog seine Jacke an. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er öffnete den Kleiderschrank und suchte nach seinem Umhang der Endlosen Nacht. Mrs Purjoy hatte ihn ordentlich auf einen Bügel gehängt. Er roch sauber und frisch. Leider hatte sie ihn mit einem dieser ekelhaften Weichspüler gewaschen, die nach »Sommerbrise« oder »Frühlingserwachen« dufteten. Hätte sie ihn nicht wenigstens in Blut oder Ähnlichem baden können? Und zu allem Überfluss war er auch noch gebügelt! Wahrscheinlich von Dr. Jack, der im Purjoy-Haushalt für die Bügelwäsche zuständig war.
Dirk rümpfte missbilligend die Nase. Dark Lords trugen nun mal keine gebügelten Umhänge, die nach Weichspüler dufteten, um der Hölle willen! Wie konnten sie ihm so etwas antun? Hoffentlich hatte diese Wascherei und Bügelei nicht die Zauberkraft der Blut-Runen zerstört! Doch dann besann er sich: Schließlich war es kein echter Mantel der Endlosen Nacht und die Purjoys hatten nur getan, was Millionen anderer Eltern im ganzen Land jeden Tag machten. Er klemmte sich den zusammengerollten Umhang unter den Arm und machte sich auf den Weg zu Suus.
Er beschloss, einen kleinen Umweg an der Schule vorbei zu machen. Seit dem Feuer waren zwei Tage vergangen und er wollte sich bei den Schrebergärten mal ein wenig umsehen – bei der Gelegenheit konnte er dort vielleicht auch den Umhang entsorgen. Das Ding erinnerte ihn zu schmerzlich an seine Wahnvorstellungen. Es war an der Zeit, es ein für alle Mal loszuwerden, mitsamt dem ganzen Dark-Lord-Hirngespinst. Nebenbei würde er einen
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