Dark Lord: ... Da gibt's nichts zu lachen!! (German Edition)
vor Menschen, aber trotzdem – was wäre, wenn sie wirklich auf ein wildes Tier trafen? Chris würde Dirk sicher nicht vor einem echten Luchs beschützen, niemals!
Doch höchstwahrscheinlich würden sie den Weißen Luchs sowieso niemals finden, schon gar nicht, wenn Dirk ihn auf den Sparco-Parkplatz locken wollte. Also hatte Chris eigentlich überhaupt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, oder? Es sei denn, es existierte tatsächlich eine Weiße Bestie der Vergeltung, die aus einer fernen Welt nach Weißschilding geschickt worden war, um Dirks Böse Essenz zu vertilgen. Aber das konnte doch nur ein Märchen sein, oder? Ganz bestimmt!
Die Weiße Bestie
Es war Sonntagnacht. Mitternacht. Leise, ganz leise öffnete Dirk die Tür zu Christophers Zimmer. Chris wartete bereits auf ihn, er hatte einen schwarzen Pullover und eine Hose angezogen und grinste Dirk verschwörerisch an.
»Ich bin bereit«, flüsterte Chris. Dirk nickte finster. Lautlos schlichen die beiden die Treppe hinunter und aus dem Haus. Seit mehreren Tagen schon hatte Dirk ihre kleine Expedition geplant. Für Chris war es ein unerlaubter, heimlicher nächtlicher Ausflug, für Dirk ein Katz-und-Maus-Spiel auf Leben und Tod – mit Dirk in der Rolle der Maus. Noch in dieser Nacht könnte er für immer vernichtet werden. Es sei denn, er drehte den Spieß um. Würde es dem Gejagten gelingen, zum Jäger zu werden?
»Wir werden sehen!«, sagte er laut.
»Was hast du gesagt?«, fragte Christopher.
»Oh, nichts, nichts. Lass uns gehen«, erwiderte Dirk.
Ihr Ziel war der Sparco-Supermarkt. Nach einer etwa zwanzigminütigen Wanderung, bei der sie darauf achteten, möglichst von niemandem gesehen zu werden – zwei minderjährige Jungen, die sich nach Mitternacht allein in der Stadt herumtrieben, hätten sofort unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich gezogen, insbesondere von der Polizei – erreichten sie den Sparco-Parkplatz. Zu dieser nächtlichen Stunde war das Gelände wie ausgestorben. Aus den Schaufenstern des Supermarktes fiel helles Licht auf den Platz, nur die äußersten Ränder lagen im Dunkeln. Genau dort war Dirk vor einigen Monaten auf der Erde gelandet.
Dirk knipste eine Taschenlampe an, obwohl er viel lieber einen Flammende-Finger-Hokuspokus oder die Kugel der Illumination eingesetzt hätte – magische Formeln, für die man keine Batterien brauchte und die erst schwächer wurden, wenn man es ihnen befahl. Aber diese Menschling-Technik war eigentlich auch gar nicht so schlecht.
Einen nach dem anderen suchte er die eingezeichneten Parkplätze nach einem Ölfleck ab. Endlich hatte er ihn gefunden: Das Licht der Taschenlampe schimmerte geheimnisvoll in seiner schwarzen, schleimigen Oberfläche. Böse Essenz. Das konzentrierte Böse eines Dark Lords. Dirks Böser Schleim.
Fasziniert starrte Chris auf den schimmernden Klecks. Es war beinahe so, als könne er ihn spüren. Als würde der Schwarze Schleim ihn anrufen, ihn locken. Ihm etwas zuflüstern. Ihn auffordern, Dinge zu tun. Schlechte Dinge. Böse Dinge. Mit zitternden Knien wich Chris ein paar Schritte zurück. Sicher war es ein nächtliches Hirngespinst, seine Wahrnehmung spielte ihm an diesem dunklen, verlassenen Ort einen Streich. Eine Pfütze des Bösen, wo gab es denn so was?!
Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. »Wenn das da auf dem Boden wirklich dein Böser Schleim ist, warum holst du ihn dir nicht zurück? Vermisst du es nicht? All das Böse?«
Dirk drehte sich zu ihm um, sein Gesicht sah in dem fahlen Licht aus wie eine weiße Maske. Ein Ausdruck von Ekel huschte über seine erstarrten Züge.
»Daran habe ich auch schon gedacht … Aber irgendwie … schien es zu … Ich wollte nicht …« Dirk verstummte, als brächte er es nicht fertig, den Satz zu beenden. Vielleicht wusste er auch selbst nicht, was er sagen wollte.
Christophers Augen wanderten immer wieder zu der dunklen Lache auf dem Asphalt zurück. Auf rätselhafte Weise zog sie ihn magisch an. »Vielleicht würdest du dann deinen alten Körper zurückbekommen – du weißt schon, deine Klauen, die Hörner und all das«, sagte Chris abwesend. »Dann würde dein fieses Lachen auch nicht mehr wie ein Kichern klingen ...«
Dirk sah ihn argwöhnisch an. Der Gesichtsausdruck seines Freundes gefiel ihm überhaupt nicht.
»Halte dich von der Essenz des Bösen fern, Chris«, rief er warnend. »Das Zeug kann deine Seele einfangen! Nicht einmal ich wage mich zu nahe ran!«
Als Chris nicht reagierte, zerrte Dirk ihn am Arm
Weitere Kostenlose Bücher