Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
recht; ich kann es mir nicht leisten, nur an meine Sicherheit zu denken. Wir müssen auch mal Risiken eingehen. Suus ist in Schwierigkeiten und wir müssen tun, was zu tun ist. Ich erledige das, heute Nacht, wenn ihr, du und deine Eltern, schlafen gegangen seid.«
»Klingt nach einem guten Plan. Sag Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann«, bot Chris an.
»Ich wüsste zwar nicht, wie, aber trotzdem: Danke für das Angebot.«
»Ich hätte gern etwas von der hausgemachten Pflaumenmarmelade«, ertönte eine Stimme. Sie blickten erschrocken auf. Vor ihnen stand ein Mann in mittlerem Alter und zeigte auf ein Marmeladenglas. Er hielt einen kleinen Jungen von etwa sieben Jahren an der Hand.
»Das ist meine Lieblingsmarmelade!«, verkündete der Junge.
Chris und Dirk starrten die beiden einen Moment lang an, während sie in Gedanken immer noch mit Flüchen, Zaubersprüchen und der Frage beschäftigt waren, wie man am besten die zweitausendfünfhundert Jahre alten Überreste einer Moorleiche aus dem Museum entwenden könnte.
Christopher stieß Dirk in die Seite. »Äh, wie bitte?«, sagte Dirk. »Oh! Oh, ja natürlich, mein Herr, das macht dann ein Pfund fünfzig.«
Dirk reichte ihnen die Marmelade. »Alles für wohltätige Zwecke«, erklärte er. Doch dann konnte er sich nicht länger zurückhalten: »Ist natürlich sowieso alles sinnlos! Die reine Geldverschwendung, wenn Sie mich fragen. Man sollte es lieber für höhere Zwecke einsetzen, für meine Zwecke zum Beispiel! Eine ordentliche Armee aufbauen! Die Welt erobern! Wenn ich erst mal die Macht übernommen habe, wird es keine Wohltätigkeit mehr geben, ganz sicher nicht!«
Christopher wandte sich ab, um nicht laut loszulachen, während der Mann Dirk anstarrte wie einen Wahnsinnigen. Als Dirk ihn dann auch noch triumphierend angrinste, zuckte der Mann panisch zurück und ergriff die Flucht.
Verwirrt sah Dirk ihm hinterher. Vielleicht hatten seine Worte wirklich einen etwas… schrägen Eindruck hinterlassen. Das musste er sofort wiedergutmachen.
»Lass dir die Marmelade schmecken, du Trottel«, rief er dem Mann mit seiner Donnerstimme nach.
Mehrere Erwachsene, unter ihnen auch Mrs. Purjoy, drehten sich um und starrten ihn entgeistert an. Als ihr Blick auf Dirk fiel, zog sie beschämt den Kopf ein und schlug sich mit einer verzweifelten Geste vor die Stirn. Chris krümmte sich, hilflos vor Lachen.
»Was ist los?«, fragte Dirk. »Was habt ihr denn alle?«
9. Oktober Seelen-der-Verdammten
Letzte Nacht riss ein seltsames Klopfen an meinem Fenster mich aus dem Schlaf. Tap-tap, tap-tap, tap-tap. Im ersten Moment bekam ich Angst – mein schwächlicher Körper reagierte eben wie bei jedem anderen mickrigen Menschenkind. Doch dann erinnerte ich mich wieder daran, wer ich wirklich war, und fühlte das mutige Herz des gefürchteten Kriegers in meiner Brust schlagen… Wer immer dort ans Fenster klopfte, würde vor Angst erzittern, vor mir, dem Großen Dirk, Herrscher der Dunkelheit! Mit einem Ruck riss ich die Vorhänge beiseite.
Vor mir saß ein Vogel und klopfte mit seinem Schnabel auf die Fensterscheibe. Kein x-beliebiger Vogel, nein, es war eine schwarze Krähe. Schwarz wie die schwärzeste aller Nächte. Seine Federn hatten einen öligen Schimmer, seine Augen erinnerten an rot glühende Kohlen. Was für ein hübsches Tier. Als er mich erblickte, krächzte der Vogel heiser – ah, welch süßer Laut, dieser unglückliche Schrei! Er hallte durch die einsame Nacht wie der Schrei einer verlorenen Seele auf ihrer ewigen Wanderung durch die Abgründe der Hölle.
Ich öffnete das Fenster. Mit einem letzten kläglichen Krächzen hüpfte die Krähe ins Zimmer.
Und dann auf meine Schulter… ich glaube, ich habe einen neuen Freund gefunden.
10. Oktober Seelen-der-Verdammten
Ich habe herausgefunden, was für ein Vogel mir da zugeflogen ist. Es handelt sich um eine Schwarze Sturmkrähe, die normalerweise nur in den Darklands vorkommt. Aber ich glaube, ich weiß, was passiert ist. Wahrscheinlich war dieser Vogel früher eine Schwalbe, eine Taube oder so ein niederer Erdenvogel und hat von meiner schwarzen, öligen Essenz des Bösen gefressen, die ich bei meiner Landung auf dem Supermarkt-Parkplatz ausgehustet habe. Offensichtlich hat die Essenz den kleinen Vogel in eine prächtige Sturmkrähe verwandelt. Und was würde so ein Vogel instinktiv machen? Na, mich suchen, das ist doch wohl klar! Denn schließlich übe ich, ein Schwarzer Lord, eine magische
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