Lust de LYX - Fesseln der Leidenschaft (German Edition)
KAPITEL 1
Das Krachen, mit dem die Zellentür aufgeschlagen wurde, zersprengte die nächtliche Stille wie der Donner von tausend Kanonen.
Tariq hob den Kopf und blinzelte durch die Strähnen, die ihm vor den Augen hingen, dann begann sein Blut zu kochen, als er das herablassende Gesicht erkannte, das ihn durch die Gitterstäbe musterte.
»Der Schlaf ist dir nicht gut bekommen, Tariq«, spottete Zoraida, deren opulentes blaues Seidenkleid hinter ihr herschwang, als sie die düstere Zelle betrat. Die drei bis an die Zähne bewaffneten Wächter postierten sich auf der anderen Seite des Gitters, bereit, jeden Moment zuzuschlagen. »Ich fürchte, dein Leben steht auf Messers Schneide.«
Seine Arme schmerzten, weil er sie über den Kopf hatte halten müssen, während er gegen die Steinmauer gelehnt zu schlafen versucht hatte. Zudem war er geschwächt vom wenigen Essen, aber er kämpfte sich auf die nackten Füße. Die Ketten um seine Handgelenke schlugen gegen die hinter ihm in den Stein getriebene Eisenstange und rasselten.
Mit überraschender Willenskraft bezwang er den Zorn, der ihn beim Anblick der Zauberin, die ihn in diesem Höllenloch festhielt, zu übermannen drohte. Tatsächlich lächelte er insgeheim sogar, denn er wusste, dass sein Elend bald ein Ende haben würde. Und damit Zoraidas Regentschaft.
»Das einzige Leben, das auf Messers Schneide steht, ist dein eigenes, sayyeda . Ich bin bereit, für meine Sache zu sterben. Und wenn ich das tue, wird sich die deine ebenfalls erledigt haben.«
Ihr überhebliches Grinsen verblasste. Die smaragdgrünen Augen, gefährlich wie scharfe Glassplitter, wurden schmal und füllten sich mit einem Hass, den Tariq bis in die Tiefen seiner Seele brennen fühlte. »Du wirst dich weiterhin meinem Willen beugen. Wie du es seit Jahren tust. Das ist der Befehl deiner sayyeda .«
»Scheiß auf deinen Befehl«, knurrte er. »Ich bin fertig damit, dein Sklave zu sein.«
Sie kam näher, bis ihm ihr süßer, pudriger Duft in die Nase drang. Nur leider nicht nahe genug, dass er sie hätte überwältigen können. Auch wenn Tariqs Kräfte in diesem Kerker beschränkt waren, war Zoraida zu klug, um ein Risiko einzugehen. »Solche Aggression und Feindseligkeit seitens eines stolzen Marid-Kriegers sind keine Überraschung. Dennoch stelle ich mir folgende Frage: Wie lange wird deine Entschlossenheit anhalten, wenn die Leben aller, die du liebst, in Gefahr sind?«
»Du hast keine Macht über meinen Stamm. Mein Königreich wird fortbestehen. Aber deine Unsterblichkeit wird mit meinem Tod enden.«
Ihr Blick strich über seine nackte Brust, verweilte kurz auf dem Amulett an seinem Hals und wanderte dann zu dem schmutzigen Stofffetzen um seine Hüften. Er glitt an Tariqs nackten Beinen hinab zu den Speisen, deren Aufnahme er verweigerte und die noch immer auf dem Tablett vor seinen Füßen standen, dann zurück zu seinem Gesicht. Sie verzog ihre blutroten Lippen zu einem hinterhältigen Lächeln. »Nein, Dschinni. Meine Unsterblichkeit wird mir erhalten bleiben. Denn du wirst sie weiter nähren.« Ohne die Augen von ihm zu nehmen, rief sie: »Wachen!«
Hinter ihr ertönten schleifende Geräusche. Tariqs Blick glitt von Zoraida zu dem dunklen Raum vor seiner Zelle, durch den gerade zwei Männer geschleift wurden. Beide hatten, so wie er selbst, nichts als Lumpen am Leib, außerdem waren sie so übel zugerichtet, als hätte man sie halb totgeprügelt. Langes, dunkles Haar fiel ihnen vor die Gesichter und verbarg ihre Augen, doch Tariq entging nicht, dass jeder von ihnen einen Feueropal — ähnlich dem an seinem eigenen Hals — trug. Die Glanzlichter erzeugten Reflexionen in dem düsteren Kerker.
»Schafft sie näher heran, damit er sie sich genau ansehen kann«, befahl Zoraida, den Blick weiterhin auf Tariq gerichtet.
Beide Männer ächzten, als sie frontal gegen die Gitterstäbe gerammt wurden. Die Wärter packten sie an den Haaren und rissen ihre Köpfe nach hinten, damit Tariq die blutüberströmten, schmutzigen und geschwollenen Gesichter seiner Brüder erkennen konnte.
Der seinem Stamm seit Anbeginn der Zeit innewohnende Zorn wurde in Tariq entfesselt. Er machte einen Satz nach vorn, um Zoraida mit bloßen Händen die Kehle rauszureißen, aber die Ketten klirrten und rissen ihn mitten in der Bewegung zurück. »Lass sie gehen, du elende Hexe!«
Zoraida kam ihm so nahe, dass er jede Pore in ihrem abscheulich perfekten Gesicht sehen konnte. »Du wirst mich nicht aufhalten, Tariq.
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