Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
PROLOG
»Aaaaaaaarrrrrrrrggggggghhhhh!« Eine Ewigkeit fiel sie unaufhaltsam ins Leere. Dann, plötzlich –
KLATSCH-BUMM!!
Suus lag auf dem Rücken und starrte hinauf zu einem seltsam rötlich gefärbten Himmel… Das Letzte, woran sie sich noch erinnerte, war Dirks seltsames Gemurmel, sein hypnotischer Singsang fremder Laute, während sich der Schatten des Mondes allmählich vor die Sonne schob. Dann… dann kam dieser glühende Schmerz und dann fiel sie, fiel und fiel in die unendliche Tiefe, wie in einem Traum.
Hustend drehte sie ihren Kopf zur Seite. Sie lag in einer schmutzig braunen Ebene, die sich bis zum Horizont erstreckte. Verwirrt kniff sie die Augen zusammen. Das Gras hatte nicht den richtigen Grünton. Es war viel zu dunkel und der Himmel seltsam rot getönt. Und… und über der Ebene standen zwei Monde! Ja wirklich, es waren zwei! Der eine verbreitete ein fahles weißes Licht, der andere verströmte ein ungesundes Rot. Wie war das möglich?
Ein leichter Wind kam auf und zerzauste ihr schwarz gefärbtes Haar. Sie zog die Nase kraus. Mit dem Wind wehte ein seltsamer Geruch heran, etwas, das sie noch nie vorher gerochen hatte. Wie eine Mischung aus Seeluft und Zimt – gar nicht so unangenehm, aber fremd und deshalb verstörend.
Das war alles Dirks Schuld. Dieser seltsame, komische Typ, der plötzlich in der Schule aufgetaucht war und behauptet hatte, er wäre ein Dark Lord, den man aus seinem Reich verbannt hatte, das er Darklands nannte. Suus und ihr Freund Christopher hatten ihm das zwar nicht ganz abgenommen, aber sie hatten sein Spiel mitgespielt – hatten sogar versucht, ihm zu helfen, in sein eigenes Land zurückzukommen. Das erste Mal hatte es nur dazu geführt, dass sie den Kricketpavillon der Schule abgefackelt hatten (und am Ende hatte man ihr die Schuld gegeben!). Dann hatten sie es noch einmal versucht, wieder mit einer Art Zauberformel, aber dieses Mal… was war dieses Mal passiert?
Suus setzte sich auf. Was auch immer dies für ein Geruch war, ihr Land roch anders. Das hier war der Geruch eines seltsamen, fremden, unbekannten Landes. Der Geruch der Darklands…
Wie zum Teufel sollte sie wieder nach Hause kommen?
Unterdessen auf der Erde…
4. Oktober Seelen-der-Verdammten
Zehntausendmal verfluchtes flauschiges Kaninchen! Ich glaube es einfach nicht! Wie konnte das passieren! Die Zeremonie der Verdunkelung der Weltenportale ist total schiefgegangen. Anstatt mich nach Hause zu bringen, wie es eigentlich vorgesehen war, hat der Zauber Suus in die Darklands katapultiert! Ich habe Angst um das Leben meiner kleinen Tochter der Nacht. Nein, warte… was ich eigentlich sagen wollte, ist… ich hoffe, dass meine nützliche Dienerin Suus nicht beschädigt worden ist. Das wäre höchst bedauerlich.
5. Oktober Seelen-der-Verdammten
Suus wurde als vermisst gemeldet. Ihre Mum ist sehr aufgeregt, und ganz schön viele Leute in der Schule auch. Ich wusste gar nicht, dass Suus so beliebt war.
Die Polizei hat mich dazu befragt. Sie haben mir tausend Fragen über Suus gestellt, wann ich sie zuletzt gesehen habe, was sie anhatte (als ob ich mich daran erinnern würde – irgendwelche Goth-Klamotten, was sonst!?) und noch andere dieser lächerlichen Fragen, mit denen sich diese mickrigen Menschlinge das Hirn zermartern. Als ehrlicher und aufrechter Bürger habe ich ihnen natürlich die Wahrheit gesagt – dass ich einen mächtigen Zauber beschworen hatte, der leider schiefgegangen war, mit dem Ergebnis, dass er Suus in eine andere Welt transportiert hatte, weil sie blöderweise meinen Großen Ring der Macht getragen hatte. Dass sie sich jetzt in den sogenannten Darklands befindet, einem sehr gefährlichen Ort voller Orks, Wichtel, alles verschlingenden Adlerreitern und fanatischen Rittern und dergleichen. Natürlich haben sie mir kein Wort geglaubt. Jedenfalls soll ich mich mal wieder mit diesen beiden schwachköpfigen Kinderpsychologen Wings und Randle treffen. Wie langweilig!
Ich habe einen Zeitungsausschnitt über Suus aufbewahrt. Sie wäre sehr erfreut, ihr Foto in der Zeitung zu sehen. Oder vielleicht wäre sie auch »total hin und weg«, ja, ich glaube, so würde sie sagen. Hin und weg. Wie ich sie vermisse!
Mit gerunzelter Stirn starrte Dirk aus dem Fenster seines Zimmers hinaus in den düsteren, wolkigen Herbsthimmel. Ebenso wie der strohblonde Junge mit den strahlend blauen Augen neben ihm. Der Junge strahlte eine Art engelhafte Unschuld aus. Ganz im Gegensatz zu Dirk. Engel und
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