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Dark Lord

Dark Lord

Titel: Dark Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Roy
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vor sich, die er sich aus gesammeltem Strandgut gebaut hatte. Es war sein Zuhause gewesen. Dort hatte er den Weg zu sich selbst gefunden.
    Irgendwann hatte er entdeckt, dass sein Bruder nach ihm Ausschau hielt und ihn regelmäßig von weitem beobachtete.
    Der Dark Lord grinste. Er hatte es immer bemerkt, wenn Riley in der Nähe war und es hatte ihm viel bedeutet. Es hatte gut getan zu erkennen, dass es jemanden gab, dem er nicht gleichgültig war, auch wenn er sich das damals selbst gegenüber niemals eingestanden hätte. Als Riley von einem auf den anderen Tag plötzlich nicht mehr gekommen war, fragte er die alte Köchin nach seinem Verbleib und erfuhr so, dass Onkel John ihn zu sich genommen hatte. Von diesem Tag an empfand er seine Einsamkeit noch stärker als zuvor. Riley hatte ihn im Stich gelassen, hatte ihn alleine zurückgelassen.
    »Er ist ohne Abschied gegangen«, flüsterte er vor sich hin. »Ich habe ihn dafür gehasst. Und ich habe Onkel John gehasst … Er hatte mir meinen Bruder genommen … Er hätte doch auch mich mitnehmen können …«
    Die folgenden Jahre hatte er damit verbracht, alleine durch die Dünen und Wälder zu streifen. Er hatte gelernt zu fischen, zu jagen und selbständige Entscheidungen zu treffen.
    Als er Jahre später erfuhr, sein Vater würde wieder heiraten, war er neugierig gewesen, wer und wie seine neue Mutter sein würde.
    Er spürte noch immer ihren lauernden Blick auf sich gerichtet. Trotz ihres freundlichen Lächelns und ihrer einschmeichelnden Worte riet ihm ein Gefühl tief in seinem Inneren zur Vorsicht. Er nahm sich vor, sie nicht zu nahe an sich heranzulassen und auf der Hut zu sein. Trotz alledem war er in dieser Nacht auf dem Gut seines Vaters geblieben.
    Mitten in der Nacht schreckte er hoch. Ein lautes Knurren drang an sein Ohr und lähmte ihn vor Angst. Nach einem heiseren tierischen Laut näherte sich jemand seinem Hals und er spürte, wie spitze Zähne in sein Fleisch schlugen. Heißer, nach Blut riechender Atem kroch ihm in die Nase. Er wollte schreien, aber seine Worte erstarben, noch bevor er den Mund öffnen konnte. Kälte breitete sich in seinem Körper aus und er spürte, wie sein Puls langsamer wurde. Müde schloss er die Augen und er glitt hinüber in die Dunkelheit.
    Als er eine zähe Flüssigkeit in seinem Mund spürte, schüttelte er den Kopf.
    »Nein«, flüsterte er.
    »Trink«, drang Dayanas Stimme in sein Bewusstsein.
    Erschrocken riss er die Augen auf und schluckte kraftlos den dargebotenen Trunk. Als er seinen Blick auf Dayanas Gesicht richtete und ihre Fangzähne wahrnahm, senkte er seine Augen und sah in den Becher. Blut. Er trank Blut.
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass er kein Mensch mehr war. Wie von Sinnen war er zu den Dünen von Thornhill gelaufen und hatte verzweifelt in die Nacht geschrien.
    Nun musste er ewig leben … Ewig leben mit seiner verlorenen Seele …
    Als er Leah begegnet war, hatte er das erste Mal in seinem langen Leben gespürt, dass es etwas gab, das ihn diesen Schmerz vergessen lassen konnte.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, aber es erreichte seinen Augen nicht. Langsam richtete er seinen Blick auf das alte Herrenhaus. Das schwache Licht des Halbmondes überzog Darkwood Manor mit einem silbrigen Glanz.
    »Ich hatte dich so lange vermisst, Riley, bis ich angefangen habe, dich zu hassen«, sagte er in Gedanken zu seinem Bruder. Das erste Mal in seinem Leben erkannte er, dass sein Bruder nicht für sein Elend verantwortlich war.
    » Du konntest nichts gegen die Taten unseres Vaters tun … du warst, wie ich, … ein Kind. Und auch, wenn du der Ältere von uns beiden warst, so trennten uns doch nur drei Stunden …«
    Der Schrei einer Eule holte ihn aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Als er sich umwandte, waren die beiden Vampire aus seinem Blickfeld verschwunden. Auf leisen Sohlen verließ der Dark Lord die Oak Road und machte sich auf den Weg nach Hause.

Kapitel 2

    K urz nach Mitternacht wachte Leah plötzlich auf. Regentropfen schlugen gleichmäßig gegen das Fenster. Es war stockdunkel, nur das leuchtende Ziffernblatt ihres Weckers konnte sie sehen. Sie setzte sich auf und horchte. Es war still im Haus. Aber irgendetwas hatte sie aufgeweckt.
    Entschlossen schlüpfte sie aus dem Bett und ging leise zur Tür. Vorsichtig öffnete sie diese einen Spalt breit. Ein leises Knacken von der Stiege her ließ sie vor Schreck erstarren. Unfähig sich zu bewegen, spürte sie ihr Herz bis zum Hals

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