Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
warnenden Blick aus seinen schwarzen Augen. Einen Moment lang starrten
wir uns an, und ich nahm tief in meinem Inneren eine seltsame Wärmeentwicklung
wahr. „Ich versuche, euch zu retten, du törichte Frau!“
„Wovor?“,
gab ich zurück.
„Vor dem
Tod!“, brüllte er.
„Drei!“,
rief ich und knallte ihm die Tasche, so fest ich konnte, ins Gesicht. Der Wagen
brach nach links aus, und die Bremsen quietschten.
Sarah riss
die Tür auf und stürzte sich aus dem Auto. Der Mann schrie irgendetwas, als ich
mit einem Ruck meine Tür öffnete. Bei dem Übelkeit erregenden Anblick des rasch
vorbeiziehenden Straßenpflasters hielt ich einen Moment inne, doch ich wartete
nicht ab, was er zu sagen hatte. Ich legte schützend die Arme um den Kopf und
stürzte mich ebenfalls aus dem Wagen.
Ich knallte
mit der rechten Schulter auf die Straße, überschlug mich mehrmals und blieb
erst liegen, als ich gegen ein parkendes Auto stieß.
Völlig
benommen von der Wucht des Aufpralls blieb ich ein paar Minuten regungslos
liegen, doch nach einer Weile kam ich wieder zu mir. Ich hatte zahlreiche
brennende Schürfwunden an Armen und Händen, meine Schulter schmerzte, und mein
Rücken und die Beine fühlten sich an, als habe mich jemand mit dem
Baseballschläger bearbeitet - aber ich war nicht tot. Ich fühlte mich sogar
ziemlich lebendig. Entsetzte Schreie und Rufe wiesen daraufhin, dass mehrere
Leute unsere unorthodoxe Ankunft mitbekommen hatten. Ich kniete mich hin und
zuckte schmerzerfüllt zusammen, als meine aufgeschürften Handflächen den Boden
berührten. Mehrere Hände streckten sich mir entgegen, um mir aufzuhelfen,
während in dem Stimmengewirr rings um mich immer neue Fragen laut wurden.
„Ich bin
okay“, sagte ich und schwankte leicht, als mir beim Aufstehen schwindlig wurde.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe, aber mir geht es gut. Ich habe nur ein paar
Schrammen und Prellungen. Hat jemand meine Freundin gesehen?
Oh, da ist
sie ja!“
„Warum um
alles in der Welt bist du auf deiner Seite rausgesprungen?“, fragte Sarah, die
am Rand einer Grasfläche stand. Sie richtete sich auf und klopfte sich den
Dreck vom Kleid. „Die Landung auf dem weichen Rasen war garantiert angenehmer!
Oh! Jemand sollte diesen Mann aufhalten!“
Die
hilfsbereiten Passanten drehten sich alle gleichzeitig um und sahen unserem
Entführer nach, der mit quietschenden Reifen die Straße hinunterraste. Ich
prägte mir das Kennzeichen ein und schwor mir, Rache zu nehmen, zumindest aber
der Gerechtigkeit Genüge zu tun.
Ich hatte
damit gerechnet, dass wir als ausländische Besucherinnen des Landes einige
bürokratische Hürden würden überwinden müssen und alles ewig lang dauern würde,
wenn wir medizinische Hilfe in Anspruch nehmen und der Polizei die Entführung
melden würden, aber zu meiner Überraschung schleppten wir uns bereits zwei
Stunden nach unserem Stunt aus dem Wagen die Treppe zu unseren Zimmern im Tattered
Stoat hoch: übel zugerichtet, grün und blau am ganzen Körper, völlig
erschöpft und, was mich betraf, auch ziemlich verwirrt.
Im
Krankenhaus hatte man drei Bluttests durchgeführt (zwei davon auf mein Drängen,
weil ich sicher war, dass die vorherigen Ergebnisse nicht stimmten), die
allesamt ergaben, dass ich keine Pilze oder Pilzbestandteile zu mir genommen
hatte, weder halluzinogene noch sonstige.
„Meinst du
denn, du kannst heute Abend mit zu der Seance kommen?“, fragte Sarah müde, als
wir langsam die dunkle Treppe erklommen. Der Pub war anscheinend bei jüngeren
Leuten sehr beliebt, denn es ging ziemlich laut zu, und auf dem großen
Flachbildschirm liefen in einem fort Musikvideos. Aber zum Glück hatte das
Gebäude dicke Wände, und der Lärm drang nur gedämpft in den ersten Stock.
„Du hast
doch gehört, was der Arzt gesagt hat - mir geht es gut. Nur ein paar Beulen und
Blutergüsse. Nichts, was man nicht mit ein paar Aspirin in Ordnung bringen
könnte.“
Sarah blieb
vor ihrer Zimmertür stehen und musterte mich besorgt. „Ich weiß, aber ich habe
trotzdem das Gefühl, dass du dich ins Bett legen solltest, statt mit mir zu der
Seance zu gehen.“
„Mach dir
keine Sorgen!“, sagte ich und winkte lässig ab, obwohl ich alles andere als
unbekümmert war. „Ich lasse mir doch nicht die Gelegenheit entgehen, ein Medium
als Hochstaplerin zu entlarven.“
„Portia!“
„Ich weiß,
ich weiß. Ich habe versprochen, ganz offen an die Dinge heranzugehen. Aber ich
werde meine Freude daran haben, dir zu
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