Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
beweisen, dass du falschliegst.“
„Da wäre nur
noch die Sache mit der Wolke über deinem Kopf, für die du eine Erklärung finden
musst“, entgegnete Sarah unausstehlich gut gelaunt.
„Das habe
ich doch schon erklärt. Es war entweder eine Halluzination, hervorgerufen durch
eine noch nicht näher bestimmte Substanz, oder es war Hypnose oder eine
optische Täuschung.“
„Alles nur
Lug und Trug, meinst du?“, sagte sie verschmitzt.
„Sei bloß
nicht so selbstgefällig!“, erwiderte ich und zog meinen Zimmerschlüssel aus der
Tasche. „Ich werde den wissenschaftlichen Beweis für die Nichtexistenz der
Wolke erbringen, sobald ich ein Labor gefunden habe, das für mich eine
Bodenprobe aus dem Feenring analysiert. Es ist sehr gut möglich, dass dort
andere Kräfte am Werke sind als halluzinogene Pilze.“
„Hm-hm. Ich
lasse dich ausnahmsweise mal damit durchkommen, weil ich noch nie von einer
Wolke im Zusammenhang mit einem Feenring gehört habe, aber nächstes Mal werde
ich nicht so nachsichtig sein.“ Sarah nahm grinsend ihren Schlüssel aus der
Kameratasche. Ich verdrehte die Augen. „Und ich gehe zuerst ins Bad!“
„Du bist
gemein“, entgegnete ich und steckte meinen Schlüssel ins Schloss.
„Deine
Wehwehchen dürfen doch sowieso nicht nass werden!“
„Ich bin
nicht Tyler!“, entgegnete ich so würdevoll, wie es mir mit den diversen
Bandagen und Pflastern an Armen, Händen und einer Augenbraue möglich war.
„Er ist
sechs und ein äußerst altkluges Kind, das du schamlos verwöhnst. Ich bin nur
eine Freundin, die sich von dir unter dem Deckmantel der Besorgnis schlecht
behandeln lassen muss.“ Damit öffnete ich die Tür, schaltete das Licht ein und
starrte ungläubig in mein Zimmer.
„Äh ...
Sarah?“
„Hmm?“ Sie
blieb in ihrer Tür stehen und sah fragend zu mir herüber.
„Der
Entführer ist hier!“
Sie stierte
mich einen Moment lang entgeistert an, dann kam sie eilig hinter mir her, als
ich mein Zimmer betrat. „Oh! Das ist doch wirklich die Höhe! Ich werde die
Polizei ... „
Ich
schnappte mir den erstbesten Gegenstand, den ich zu fassen bekam - die
Taschenbuchausgabe eines Agatha-Christie-Krimis - und stellte mich trotz meiner
Verletzungen schützend vor Sarah, als der wahnsinnige Entführer auf sie zuging.
Der Mann war
jedoch schneller, als ich gedacht hatte. Seine Konturen verschwammen
regelrecht, als er sich bewegte. Gerade hatte er noch im hinteren Teil des
Zimmers neben dem Stuhl gestanden, und im nächsten Moment stand er bereits vor
Sarah, hielt die Tür fest, damit sie nicht weiter aufging, und sah ihr mit
geneigtem Kopf durchdringend in die Augen.
„Es gibt
keinen Grund, die Gesetzeshüter zu verständigen“, sagte er mit seiner tiefen
Stimme und dem leichten irischen Akzent, der in einem sonderbaren Gegensatz zu
seiner dunklen Haut und den exotisch anmutenden Augen stand.
„Den gibt es
ganz gewiss!“, erwiderte Sarah.
Ich ging mit
dem Buch drohend auf ihn zu und gab meinen Senf dazu: „Ich würde sagen,
Körperverletzung und Entführung sind Grund genug für eine Festnahme. Die
Polizei war sehr interessiert daran, sich mit dir zu unterhalten.
Die Beamten
werden den Fall sicherlich gern mit dir besprechen.“
Zu meiner
Überraschung rammte Sarah dem Angreifer weder das Knie zwischen die Beine noch
begann sie, um Hilfe zu rufen. Stattdessen stand sie wie erstarrt vor ihm, mit
leicht geöffnetem Mund und einem seltsam entrückten Gesichtsausdruck.
„Sarah!“,
rief ich und wedelte mit dem Buch.
Aber sie und
der Mann schenkten mir keine Beachtung.
Ich ging zu
ihnen und musterte erst ihn, dann sie. Sie sahen sich in die Augen und waren
einander so nah, als wollten sie sich jeden Moment küssen.
Es gab mir
sehr zu denken, dass Sarah wie angewurzelt dastand und einen geistesgestörten
(wenn auch gut aussehenden) Kriminellen anglotzte.
„Sarah?
Hallo?“
„Du hast
nichts von mir zu befürchten“, sagte der Mann sanft zu ihr, und zu meiner
größten Verwunderung nickte sie und schloss die Tür.
„Oh mein
Gott, du bist eine Art Hypnotiseur, nicht wahr?“, sagte ich und studierte Sarah
eingehend. Sie wirkte etwas benommen und keuchte leise beim Atmen. Außerdem
färbten sich ihre Wangen rot, als würde sie von starken Gefühlen bewegt. „Hör
sofort damit auf! Ich lasse nicht zu, dass du meiner Freundin so etwas antust!“
„Da ... bin
ich aber froh“, sagte Sarah, ohne mich zu beachten. Sie leckte sich nervös die
Lippen, klimperte mit den
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